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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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an.
    »Ganz gewiss.«
    »Jakob van Dillen.«
    »Verzeihung?«
    »Der Name, den Sie benötigen... für Sir Theodores Spielchen... van Dillen.«
    »Ja. Natürlich. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »So. Der Gegenstand. Ist er in der Tasche?«
    »Ja.«
    »Dann geben Sie ihn mir.«
    Spandrel stellte die Tasche neben dem Londoner Stadtplan auf den Tisch, schnallte sie auf und zog die Kassette heraus. Er hatte sie noch nicht hingelegt, als de Vries' Schatten darauf fiel; der alte Mann hatte es eilig, die Karte zur Seite zu fegen.
    »Es hat unterwegs... keine Schwierigkeiten gegeben?«
    »Keine, Mijnheer.«
    »Das ist gut.« De Vries griff nach der Kassette. Dabei bemerkte Spandrel seine geschwollenen Knöchel und wie sehr seine Finger Klauen ähnelten. Bei der Vorstellung, dass so etwas Mrs. de Vries' sanfte weiße Haut berührte, schüttelte er sich unwillkürlich. »Ist Ihnen kalt?«, fragte de Vries.
    »Nein, es ist nichts.«
    »Erleichterung vielleicht.« De Vries zog die Kassette zu sich herüber. »Weil der Auftrag erfüllt worden ist.«
    »Vielleicht.«
    »Benötigen Sie eine Quittung?«
    »Ja, bitte.«
    De Vries verzog eine Hälfte seines Mundes zu einem Lächeln, dann schritt er zu dem Pult am Fenster und griff nach Feder und Papier. Er setzte sich nicht, sondern beugte sich nur vor und warf mit geübter Hand ein paar Zeilen hin. Spandrel sah ihm zu. Ihn erstaunte, wie leicht diese verkrüppelten Finger die Feder hielten. Einen Augenblick später war de Vries bereits fertig, stürmte zum Tisch zurück und streckte Spandrel die Bestätigung entgegen.
    »Danke, Mijnheer.« Ein flüchtiger Blick auf das Dokument ließ Spandrel sofort aus Verlegenheit über seine eigene Dummheit erröten. »Aber... das ist ja auf Holländisch.«
    »Ich bin Holländer, Mr. Spandrel.«
    »Ich verstehe nicht, was das heißt.«
    »Es ist das, worum Sie mich gebeten habe. Eine Quittung.« De Vries zog die winterweißen Augenbrauen hoch. »Zweifeln Sie etwa an meinem Wort?«
    »Ich... brauche Gewissheit.«
    »Wirklich?«
    »Ja, ich glaube, die benötige ich.«
    »Ja, dass Sie sie benötigen, glaube ich Ihnen.« De Vries bedachte ihn erneut mit einem schiefen Grinsen. »Ich kann auch Spielchen spielen, verstehen Sie. Sie verfassen selbst, was Sie benötigen.« Er winkte ihn zum Schreibtisch hinüber. »Ich unterschreibe dann.«
    Spandrel setzte sich in Bewegung, de Vries folgte ihm. Während er auf dem Stuhl Platz nahm und zu schreiben begann, schaute ihm der alte Mann über die Schulter.
    »Sehr schön«, sagte de Vries, als er fertig war. »Aber Sie haben das falsche Datum. Wir sind England in der Zeit um elf Tage voraus. Und Sie sind hier, nicht dort.« Er nahm die Feder, strich den Monat Januar durch und ersetzte ihn durch 5. Februar. »Es ist immer besser, der Zeit voraus zu sein statt hinterher.« Er setzte seine Unterschrift darunter. »Sie sind kein erfahrener Reisender, glaube ich.«
    »Nein«, gab Spandrel, wegen seines Fehlers beschämt, zu.
    »Daten können einen schon verwirren. Wenn Sie nach England zurückkehren, wird es immer noch Januar sein. Diejenigen unter uns, die von einem Tag auf den anderen ihre Gewinne und Verluste machen« - er tippte sich an die Schläfe -»behalten solche Dinge im Kopf.«
    »Ja, selbstverständlich.« Spandrel faltete die Quittung zusammen und schob sie in die Jackentasche. »Geben Sie Acht, dass Sie sie nicht verlieren.« »Ganz gewiss.«
    »Wann verlassen Sie Amsterdam?« »So bald wie möglich.«
    »Schade, wo es doch Ihr erster Besuch ist. Die Stadt würde einen längeren Aufenthalt lohnen.«
    »Sir Theodore wird unruhig auf die Bestätigung warten, dass die Kassette sicher übergeben worden ist.« Spandrel erhob sich. »Ich muss gehen.« »Wie wollen Sie reisen?« »So wie ich gekommen bin. Mit einer Barke.« »Kennen Sie die Abfahrtszeiten?«
    »Ich muss gestehen, nein.« Einmal mehr sah sich Spandrel in seiner Dummheit bloßgestellt. Er hätte sich gleich bei der Ankunft am Stadttor über die Rückreise nach Haarlem erkundigen sollen, aber in seiner Eile, de Vries' Haus zu erreichen, hatte er das ganz vergessen. »Kennen Sie sie vielleicht, Mijnheer, rein zufällig... ?«
    »Sie meinen, dass ich auch das im Kopf behalte? Nein, das nicht. Aber ich beschäftige jemanden, der das für mich tut.« De Vries stolzierte zur Tür, riss sie auf und brüllte in den Flur: »Zuyler! Hier! Ommiddellijk!« Ohne die Tür zu schließen, kehrte er zum Tisch zurück, auf dem noch die Kassette lag. Aber es war

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