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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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die Gefahr, vom Weg abzukommen.«
    »Wie es vielen geschieht.«
    »Wie haben Sie zu diesem Beruf gefunden?«
    »Über meinen Vater.«
    »Ein berühmter Kartenzeichner?«
    »Ein wohlhabender - eine Zeit lang zumindest.«
    »Mein Mann hat einen Mercator-Atlas. Ist das die Art von Karten, von der wir sprechen?«
    »Nicht ganz. Ich kartografiere... mehr im eigenen Land.«
    »Ah. Dann interessiert Sie vielleicht das hier.« Mrs. de Vries erhob sich und ging zu den Schubladen für die Landkarten hinüber, die Spandrel zuvor betrachtet hatte. Eine davon zog sie heraus, nahm einen Bogen an sich und breitete ihn auf dem Tisch aus. »Ein Neuerwerbung. Kommen Sie doch und sehen Sie sie sich an.«
    Spandrel setzte seine Teetasse ab und stellte sich neben Mrs. de Vries an den Tisch. Vor ihm lag ein Stadtplan von London, einer, den er sofort als das Werk eines Konkurrenten erkannte.
    »Ist er gut?«, wollte Mrs. de Vries wissen.
    »Er ist... genau. Wenn auch etwas... veraltet.«
    »Veraltet?« Seine Gastgeberin stieß ein leises Lachen aus. »Dann freue ich mich schon darauf, meinen Mann mit diesem Hinweis zu necken.«
    »Alle Karten sind bis zu einem gewissen Grad veraltet.«
    »Sollten wir sie dann wie eine alte Zeitung wegwerfen?«
    »Sie sollten so gezeichnet werden, dass man sie behalten möchte.«
    »Ah. Wegen ihrer Schönheit?«
    »Ja. «Er sah zu ihr auf und stellte fest, dass sie ihm die ganze Zeit ins Gesicht gesehen hatte. Plötzlich stieg ihm ihr Parfüm in die Nase. Es hatte ihn schon die ganze Zeit eingehüllt, und ihm wurde bewusst, wie nahe sie beieinander standen und dass die Spitzenmanschette am Ellbogen ihres Kleides ihn hauchzart am Ärmel berührte. »Genau.«
    »Ihre Karten sind also Kunstwerke?«
    »Ich wünschte nur...«
    Die Tür ging abrupt auf, zu abrupt für die Ankunft eines Dieners. Und die Person, die hereinkam, hatte eindeutig nichts mit diesem Stand zu tun. Es war ein kleiner älterer Mann mit tonnenförmiger Brust, in schwarzem Anzug und rostbraunem ärmellosem Oberrock, den er sich wie einen Umhang über die Schultern gelegt hatte. Sein Gesicht war von Falten durchfurcht, aber lebhaft, brüchige Adern röteten seine kantigen Wangenknochen, und die wachsamen Augen darüber umrahmte sein eigenes schneeweißes dichtes Haar. Das Fehlen einer Perücke und die Art, wie er den Rock über die Schultern geworfen hatte - wahrscheinlich um ihn umso schneller ablegen zu können -, vermittelten auf Anhieb den Eindruck von einer gewissen Unverblümtheit, um nicht zu sagen Schroffheit. Ysbrand de Vries, den Spandrel mit ziemlicher Sicherheit in dem Neuankömmling zu erkennen glaubte, fehlten die vollendete Höflichkeit und möglicherweise auch das Feingefühl seines alten Freundes Sir Theodore. Andererseits gehörte er zu denen, die - laut seiner Frau - die Verlockungen sowohl der South Sea als auch der Mississippi Company von sich gewiesen hatten. Demnach hatte er, wie sich Spandrel vorhielt, von den beiden das bessere Urteilsvermögen.
    »Mr. Spandrel«, knurrte der Mann, ohne zu lächeln, »ich bin de Vries.«
    »Ihr Diener, Sir. Ich bin gekommen...«
    »Das genügt.« Er warf seiner Frau einen Blick zu. »Sie können uns verlassen, Madam. Ga weg.« Es klang nach etwas, das es zweifellos war: ein Rauswurf.
    »Auf Wiedersehen, Mr. Spandrel.« Mrs. de Vries zeigte sich alles andere als peinlich berührt vom Gebaren ihres Mannes, sodass Spandrel nur der Schluss übrig blieb, dass sie es längst gewöhnt war. »Hoffentlich haben Sie Ihren Tee genossen.«
    »O ja.« Er sprach noch, als sie sich bereits anschickte, die Bibliothek zu verlassen. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, sah er zu de Vries auf. Er zwang sich zu einem ehrerbietigen Lächeln. »Mijnheer...«
    »Janssen hat Sie geschickt?«
    »Sir Theodore Janssen, ja.«
    »Mit einem Gegenstand, den ich verwahren soll.«
    »Ja, aber...« Spandrel wich zum Sessel zurück und nahm die Tasche an sich. »Ich benötige Sicherheiten, Mijnheer. Sie verstehen?«
    »Was für Sicherheiten?«
    »Mir ist aufgetragen worden, Sie zu bitten, das dritte Mitglied der Gruppe zu nennen, das ebenfalls dabei war, als Sie und Sir Theodore sich kennen lernten.«
    »Ha! Speis, speis, speis. Janssen spielt zu viel. Man kann nicht immer gewinnen.« De Vries nahm den Rock ab und warf ihn über die Sessellehne. »Hat Ihnen der Tee geschmeckt? War die... Beigabe betörend?«
    »Der Kuchen war sehr gut.«
    »Das Geheimnis liegt in den Gewürzen.« De Vries sah ihn finster

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