Die Mission des Zeichners
Augen wurde noch dunkler, sodass er immer weniger verstand, was mit ihm geschah. Das viele Bier dämpfte die Schmerzen, ließ aber keinen klaren Gedanken mehr zu, von Handlungen ganz zu schweigen. Er spürte, wie er zu einer Tür gezogen und hochgezerrt wurde, bis er saß. Dann begannen sie, seine Taschen zu durchwühlen. Eine nach der anderen wurden sie geleert. Schließlich fanden die Räuber den Geldbeutel in einer mit einem Knopf versiegelten Tasche und zogen ihn mit solcher Wucht heraus, dass der Knopf abriss. »Snel, snell«, hörte er Jan rufen. »Het zandl« Statt des Geldbeutels wurde ihm etwas untergeschoben, etwas, das schwer und sperrig war. Was immer es sein mochte, ihm wurde noch mehr in alle Taschen gesteckt. Dann wurde er hochgezerrt. Henrik und Roelant warfen sich jeder einen seiner Arme über die Schultern und schleppten ihn durch die Gasse.
Schemenhaft nahm Spandrel Laternenlicht und die Umrisse einer Brücke wahr. Sie mussten in der Nähe einer Gracht sein. Doch kaum war ihm das ins Bewusstsein gedrungen, wurde er abrupt losgelassen und stürzte ins Leere. Irgendwie schaffte er es, die Hände schützend vor den Kopf zu halten. Doch er schlug nicht auf Pflaster auf.
Das Wasser war kalt, trübe und schmutzig, eine Welt ganz ohne Laute, die ihn mit ihren schlammigen Fangarmen ergriff und nicht mehr losließ. Er hatte nie schwimmen gelernt, aber selbst wenn er es gekonnt hätte, wäre er vermutlich hilflos versunken, so schwer kam er sich vor, so wenig Widerstand bot das Wasser. Mit jäher Klarheit erkannte er, was für ein Ende ihm bevorstand: ein ertrunkener Zecher, fern der Heimat. Er wehrte sich mit aller Kraft und sah einen durch das Wasser gebrochenen Lichtschimmer. Er war der Oberfläche nahe, aber nicht nahe genug. Langsam sank er tiefer, gab allen Widerstand auf und lieferte sich dem Nichts aus, das um ihn herum immer dichter wurde.
Plötzlich traf ihn irgendetwas an der Schulter und zog ihn nach oben. Nach Luft schnappend und krampfhaft hustend, durchbrach er die Oberfläche. In seinem Rücken spürte er Steinstufen, die von der Straße in die Gracht hinab führten. Von seinem Mantel wurde ein Bootshaken gelöst, und fremde Hände zogen ihn die unteren Stufen hinauf. Jemand stand hinter ihm, hatte die Hände unter seine Achseln geschoben und die Knie in seinen Rücken gedrückt. »Stemm dich hoch«, sagte eine bekannte Stimme. »Hilf mit, verflucht noch mal!«
Und Spandrel bemühte sich, doch es war der andere Mann, der die meiste Arbeit leistete. Dann endlich hatte er festen Boden unter den Füßen. Vor Erschöpfung japsend ließ er sich auf den Rücken sinken.
»Hier können wir nicht bleiben. Sie kommen womöglich zurück.«
Mit einem Schlag wurde Spandrel klar, wer der Mann war. »Zuyler? Sind... Sie das?«
»Hören Sie mir zu«, zischte Zuyler. »Wir müssen hier weg. Schnell!«
»Ich... kann mich nicht bewegen.«
»Sie müssen!« Zuyler rappelte sich auf und riss Spandrel mit hoch. »Los schon, Mann!«
»Ich kann nicht, wenn ich's Ihnen doch sa...!« Spandrel bekam einen Hustenanfall. Die nassen Kleider klebten ihm am Leib, der Gestank des Schlamms stieg ihm in die Nase. »Ich fühle mich so schwach.«
»Es wird gleich besser.« Zuyler zog erst aus der rechten, dann aus der linken Manteltasche einen schweren Gegenstand und warf beide in das Wasser. »Sandsäcke«, erklärte er. »Damit haben sie Sie beschwert.«
»O Gott!«
»Gott wird Ihnen nicht helfen, Spandrel. Aber ich. Stehen Sie jetzt auf.«
Nur dem nackten Selbsterhaltungstrieb war es zuzuschreiben, dass Spandrel es schaffte, sich trotz all der Anstrengungen in dieser Nacht aufzuraffen. Vor Kälte und Schock zitternd und mit am Leib klebenden tropfnassen, klammen Kleidern, folgte er Zuyler durch ein meilenlanges labyrinthartiges Geflecht von Gassen und Kanalufern bis zu einer Apotheke, in deren kärglich möbliertem Keller sich Zuylers nicht gerade elegantes Domizil befand.
Zuyler entfachte sogleich ein Feuer, an dem sich Spandrel, in eine Decke gehüllt, wärmen konnte, während seine nassen, schmutzstarrenden Kleider aufgehängt wurden. Ein Glas Schnaps und eine Schale Suppe weckten langsam wieder seine Lebensgeister, bis er endlich so weit war, dass er dem Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, stammelnd ein paar Dankesworte sagen konnte.
»Sie danken mir«, erwiderte Zuyler, nachdenklich an seiner Pfeife paffend, und fügte mit einem traurigen Lächeln hinzu: »Und ich verfluche Sie.«
»Was?«
»Ich
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