Die Mission
Schwarzmarkt der Demi-Monde ein Vermögen wert ist.«
»Ah …«
»Ah …, genau. Die Bewohner der Demi-Monde haben es sich angewöhnt, unsere Soldaten – oder Dämonen, wie sie sagen – zu jagen. Sie nehmen sie gefangen, hängen sie an den Tropf und melken sie, aber nur so viel, dass sie gefügig sind, ohne gleich zu krepieren. Sie haben aus ihren menschlichen Kriegsgefangenen nicht gerade Milch-, aber doch Blutkühe gemacht.«
»Mein Gott, das ist ja grauenvoll.«
Der Professor nickte. »Leider nicht so grauenvoll wie die Erkenntnis, dass die Kriegsgefangenen in der Realen Welt wie Gemüse wären, wenn wir ihre Verbindung zur Demi-Monde kappen würden, ohne sie vorher ›zurückzuholen‹. Sie dürfen nicht vergessen, dass für unsere neoFights die Demi-Monde die einzige Realität ist, die sie kennen. Sie haben keine Ahnung von der Existenz der Realen Welt. Das Letzte, was wir wollten, ist, dass sich ein Frontsoldat in der Demi-Monde volllaufen lässt und den Einheimischen verklickert, dass sie nur Teil eines digitalen Mapping sind. Diese Art von Schlamassel wäre nicht geeignet, die Funktionsfähigkeit der Simulation aufrechtzuerhalten. Wir haben versucht, das zu korrigieren, indem wir den Offizieren der neoFights so etwas wie ein partielles Gedächtnis mitgegeben haben …«
»Protokoll 57«, warf der Professor ein, doch der General ignorierte ihn.
»… da aber nur Offiziere über diese Fähigkeit verfügen, wollen wir Sie nicht länger damit behelligen, Miss Thomas. Alles, was Sie wissen müssen, ist Folgendes: Sollten wir die armen Teufel, die in der Demi-Monde erwischt wurden, vorzeitig zurückholen müssen, hätten wir zwar ihre Körper hier bei uns, ihr Verstand aber wäre für immer im Cyberspace verloren. Diese Männer sind in der Sprache der Demi-Monde Gefangene.«
»Lassen Sie mich eines klarstellen: Sie haben Männer in die Demi-Monde geschickt, die von den Dupes gefangen genommen wurden?«
Der General sah nicht gerade glücklich aus. »Ich weiß, es klingt ziemlich abwegig, und glauben Sie mir, wir haben alles getan, um die Situation zu bereinigen, aber um Ihre Frage zu beantworten, Miss Thomas, ja.«
»Haben Sie denn nicht den Versuch unternommen, sie wieder rauszuholen?«
Der General seufzte. »Doch, haben wir, aber die Anführer der Dupes waren zu schnell für uns. Alle Sektoren haben den Zugang – die Portale – geschlossen, die in die Reale Welt hinein- und auch wieder hinausführen. Als Folge dieses Debakels sind inzwischen siebzehn unserer Männer in der kleinen Computersimulation unseres verehrten Professors gefangen.«
Ella schüttelte den Kopf. »Hören Sie, ich möchte nicht unhöflich sein, aber Ihre Demi-Monde kommt mir ziemlich abgefahren vor. Warum ziehen Sie nicht einfach Konsequenzen und machen alles dicht?«
»Nun ja, abgesehen davon, dass es siebzehn brave Männer das Leben kosten würde, gibt es noch etwas zu berücksichtigen. Irgendwie ist uns Norma Williams, die Tochter des Präsidenten, in dieser Demi-Monde abhandengekommen.«
Ella konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. »Norma Williams? Was zum Teufel haben Sie sich denn dabei gedacht, die Tochter des Präsidenten in diese Hölle zu schicken?«
Der General nickte Professor Bole zu, damit er es erklärte. Zumindest hatte der Professor den Anstand, sich einen verlegenen Anstrich zu geben. »Wie gesagt, die Demi-Monde ist ein Cyber-Ambiente, das sich selbst verwaltet und selbst versorgt. Und es ist wehrhaft. So verrückt und paranoid die Führer der Demi-Monde auch sind, sie gelangten zu der, wie sich herausstellte, richtigen Einsicht, dass wir aus der Realen Welt eine Bedrohung für sie sind. Also beschlossen sie, jemanden zu entführen, den wir keinesfalls opfern können: die Tochter des Präsidenten.«
»Wie haben sie das angestellt?«
»Das wissen wir nicht«, räumte Professor Bole ein. »Wir glauben, dass Aleister Crowley die Entführung organisiert hat, aber wie, ist uns ein Rätsel. Alles, was wir wissen, ist, dass Norma Williams im Innern der Simulation aktiv ist.«
»Na, dann schicken Sie doch ein weiteres Rettungsteam.«
»Wie gesagt«, entgegnete der General düster, »die Bewohner der Demi-Monde haben sämtliche Portale geschlossen. Wir können niemanden mehr hineinbringen. Zum Glück gibt es ein einziges Portal – einen Ausgang –, der noch offen ist, allerdings mitten im Sektor NoirVille, und das ist ein verdammt gefährliches Pflaster.«
»Wenn es unmöglich ist, in die
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