Die Mission
als Grenzwert in einem urbanen Milieu definieren, bevor jegliche Disziplin zerfällt und Recht und Ordnung zusammenbrechen. Infolgedessen kann man mit Gewissheit davon ausgehen, dass nach dem OutSet der auf der Demi-Monde gemessene aSoziale Verhaltensquotient (AVQ) zunehmen und zu sozialen Unruhen, gewalttätigen Unruhen im großen Stil und unweigerlich zum Ausbruch von Bürgerkriegen in und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Sektoren führen wird.
– Demi-Monde ® Produktbeschreibung
14. Juni 2013
»Sie wollen mich also zur Hölle schicken.«
»Nun ja, vielleicht habe ich mich etwas zu dramatisch ausgedrückt«, räumte der General ein. »Aber im Wesentlichen ist das richtig, ja. Wir wollen Sie zur Hölle schicken. Sie sollen in die Demi-Monde eindringen.«
»Eindringen?«
»Ja, wir wollen Sie als Dupe in die Demi-Monde einschleusen.«
Ella lachte laut los. »Hören Sie, General, ich möchte Ihre Pläne nicht durchkreuzen, aber der Captain und Sie haben mir soeben vor Augen geführt, dass die Demi-Monde ausgeflippter ist, als die Polizei erlaubt, und doppelt so hinterhältig, und jetzt wollen Sie mich ausgerechnet dorthin schicken? Tut mir sehr leid, aber da muss ich passen.«
»Da ist noch ein … kleines Problem, das ich Ihnen erklären sollte, ehe wir uns weiter darüber unterhalten, wie Sie uns behilflich sein könnten, Miss Thomas.«
Der Kerl muss Watte in den Ohren haben.
»Wie Captain Sanderson Ihnen bereits erklärte, wurde das Entwickler-Team unter der Leitung von Professor Bole damit beauftragt, die intersektorielle Zwietracht in der Demi-Monde derart zu programmieren, dass sich mindestens zwei Sektoren ständig im Krieg befinden. Es war also notwendig, zwischen den Sektoren eine verschärfte Konkurrenz im Hinblick auf seltene, aber von allen begehrte Rohstoffe sicherzustellen. In der wirklichen Welt wäre es die Kontrolle der Erdöl– oder Wasservorkommen, aber unser Professor war noch grausamer bei der Wahl der Rohstoffe: Er entschied sich für Blut.«
»Blut?«, rief Ella und fragte sich nervös, wohin die Frage führen würde.
»Wir haben die Dupes, die in der Demi-Monde wohnen, so programmiert, dass sie nach Blut dürsten«, erklärte der Professor. »Für die Bewohner der Demi-Monde ist Blut dasselbe wie Heroin für einen Junkie. Der einzige Unterschied liegt darin, dass sie keinen Entzug kennen. Ohne Blut sterben sie einfach innerhalb von zwei Wochen.«
Ella starrte den Professor mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an. »Wollen Sie damit sagen, dass alle diese Menschen, ich meine Maschinen, in der Demi-Monde Vampire sind?«
Professor Bole lachte verächtlich. »Seien Sie nicht albern. Vampire, also wirklich! Die Demi-Mondianer haben weder besonders lange Eckzähne noch eine Abneigung gegen Tageslicht. Nein. Sagen wir lieber, dass die Demi-Mondianer einen wöchentlichen Bedarf von mindestens zehn Milliliter Blut haben. Die meisten von ihnen nehmen das Blut mit Alkohol gemischt ein, sie nennen es ›Lösung‹, weil sich all ihre Ängste und Sorgen im wahrsten Sinne des Wortes darin auflösen.«
»Aber wo kriegen sie das Blut her?«
»Ach, das war nicht schwer. In der Demi-Monde gibt es ein ganzes Netzwerk von Blutbanken, und einmal in der Woche erhält jeder Demi-Mondianer zwanzig Milliliter Blut. Das, was er nicht verbraucht, kann er aufheben, tauschen oder verkaufen.«
»Das verstehe ich nicht, Professor«, wandte Ella ein. »Wenn sie nur zehn Milliliter Blut brauchen, aber zwanzig Milliliter bekommen, wie kann Blut dann ein umkämpfter Rohstoff sein? Dann gibt es doch einen Überfluss an dem Stoff.«
»Zehn Milliliter sind das absolute Minimum, das ein Bewohner der Demi-Monde zum Überleben benötigt. Sie wollen natürlich viel, viel mehr. Man kann zwar mit zehn Millilitern pro Woche überleben, aber man bekommt keinen Kick.«
Ella warf dem Professor einen aufmerksamen Blick zu. »Ich hasse es, schwer von Begriff zu sein, aber – was ist hier das Problem?«
»Unglücklicherweise hat sich ein Programmierfehler eingeschlichen.« Der Professor ignorierte den finsteren Blick, den der General ihm nach diesem Eingeständnis zuwarf. »Die Dupes, die die Demi-Monde bewohnen, sind zwar süchtig nach Blut, haben aber selbst keines … jedenfalls nicht in ihrem Körper. Dafür hat ABBA diejenigen, die die Demi-Monde besuchen – also die neoFights des Generals –, mit einem vollen Quantum von fünf Litern virtuellem Blut ausgerüstet … Blut, das auf dem
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