Die Mission
habe ich beste Aussichten, den Rest meines Lebens an einer ihrer Melkmaschinen zu hängen und Blutspender zu spielen.« Ella tat so, als würde sie angestrengt darüber nachdenken. »Neee … ich glaube, ich passe.«
»Sie werden gehen müssen, Miss Thomas! Sie sind die Einzige, die sämtliche Auswahlkriterien erfüllt. Sie sind das perfekte Ebenbild unseres Maulwurfs. Sie sind intelligent, Sie sind kräftig und gesund genug, um die Strapazen der Demi-Monde zu überstehen, und Sie sind, laut Aussage des Captains, eine talentierte Jazzsängerin. Kurz und gut, Sie sind die ideale Besetzung. Sie müssen gehen!«
»Ideal hin, ideal her, ich gehe auf gar keinen Fall. Oder glauben Sie im Ernst, ich würde zulassen, dass Sie mich einem solchen Inbegriff des Rassismus aussetzen? Wenn diese Hundesöhne meinen schwarzen Hintern entdecken, ist meine Lebenserwartung nicht größer als die einer Fruchtfliege. Was ziehen die Leute in diesem ForthRight überhaupt an? Weiße Gewänder mit spitzen Hauben? Und haben sie auch so komische Namen wie Mr. Ku und Mrs. Klux?«
»Ihre Einstellung ist nicht gerade hilfreich, Miss Thomas.«
»Kann schon sein, trotzdem habe ich das sichere Gefühl, dass sie auf jeden Fall vernünftig ist.«
»Dürfte ich Sie daran erinnern, dass Sie im Augenblick so richtig in der Scheiße stecken, Miss Thomas?«
»Tja, da könnten Sie sogar recht haben, General, aber die Aussicht, den Rest meines Lebens als lebende Zapfsäule für Graf Dracula und seine Kumpel zu verbringen, ist noch viel beschissener.«
»Könnte ein Angebot von fünf Millionen Ihre Meinung ändern?«
Es konnte.
10
Demi-Monde:
40. Tag im Winter des Jahres 1004
Der ImPuritanismus ist eine streng hedonistische Philosophie – die vor allem im Quartier Chaud praktiziert wird – und basiert auf der Überzeugung, dass das Streben nach Lust die erste Pflicht der Demi-Monde-Bewohner ist. Das höchste Ziel derjenigen, die den ImPuritanismus praktizieren, besteht in der Gewinnung von JuiceSense: der Erfahrung höchster Lust, die aus unkontrollierten Orgasmen stammt. Um JuiceSense zu erlangen, müssen Männer und Frauen spirituell ebenbürtig sein und die angeborene Neigung der Männer zu Aggression gedämpft und beherrscht werden. Derart ungezügelte sexuelle Aktivitäten sind natürlich abscheulich und pervers. Sie widersprechen der im UnFunDaMentalistischen Glauben des Leben&Mehr verankerten Überzeugung, dass die sexuelle Vereinigung allein dem Zweck der Fortpflanzung dienen darf.
– Otto Weininger,
Religionen der Demi-Monde.
Veröffentlichungen der Universität zu Berlin
Das Ding , das der Hauptmann unter wütendem Protest ins Arbeitszimmer ihres Vaters zerrte, war auf den ersten Blick eine ganz normale und obendrein ziemlich attraktive junge Frau von etwa achtzehn. Doch selbst wenn man ihr nichts gesagt hätte, hätte Trixie sofort gewusst, dass es ein Dämon war. Diese Frau – die Dämonin – war anders.
Allerdings hätte Trixie nicht sagen können, was sie so anders und falsch wirken ließ. Sie war nicht gerade groß und hatte rabenschwarzes Haar, was im ForthRight zwar selten, in der Demi-Monde an sich aber durchaus verbreitet war. Man kannte es von minderwertigen Rassen wie Schlitzaugen oder Shades. Aber auch die Frisur war seltsam. Das Haar war nach hinten gekämmt, sodass die Ohren freilagen und den Blick auf die Ohrläppchen freigaben, die von Nägeln durchbohrt waren. Dieser affektierte Schmuck war so widerlich, dass es sie sprachlos machte. Die Nägel waren beinahe – und bei dem Gedanken lief es ihr eiskalt über den Rücken – imPuristisch.
Auch die Gangart der Dämonin war männlich. Im ForthRight gingen junge Frauen mit raschen, kleinen Schritten, nicht mit ausgreifenden Riesenschritten wie diese Frau. Es war nicht zu übersehen, dass sie humpelte, allerdings schien das ihre merkwürdig unweibliche Sportlichkeit nur zu unterstreichen.
Doch letzten Endes war es die Art, wie die Dämonin alle anstarrte, die Trixie davon überzeugte, dass sie keine richtige Frau war. Sie senkte nicht bescheiden den Blick, wenn ein Mann sie ansah. Im Gegenteil, sie starrte trotzig zurück. Der Geist hatte seine dämonische Hässlichkeit in der Gestalt einer hübschen jungen Frau versteckt – obwohl Trixie ihre Nase etwas zu lang und das Kinn etwas zu kantig fand, um wirklich hübsch zu sein –, aber es gab nicht den geringsten Zweifel daran, dass dies nicht die schüchterne und anständige junge Frau des ForthRight war, als die sie
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