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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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dadurch das arische Volk wieder zu der Vollkommenheit zurückzuführen, die es besaß, bevor seine Vorfahren– das UrVolk – bei ABBA in Ungnade fielen.
    – Otto Weininger,
Religionen der Demi-Monde.
Veröffentlichungen der Universität zu Berlin
    Kamerad Kommissar Dashwood legte größten Wert darauf, vor sieben Uhr morgens in seinem Ministerium zu erscheinen. Er wusste, dass er den Termin für die Fertigstellung der neuen Eisenbahnlinie nur dann einhalten konnte, wenn er mindestens vierzehn Stunden am Tag arbeitete. Und da Führer Heydrich erklärt hatte, die Eisenbahn sei für den Erfolg der bevorstehenden Invasion Covens durch das ForthRight von größter Bedeutung, hätte es vermutlich sein Todesurteil bedeutet, wenn er den Termin nicht einhielt. Reinhard Heydrich bestrafte jedes Versagen äußerst kompromisslos.
    Doch noch während sein Fahrer den keuchenden Dampfwagen vor dem Gebäude des Transportministeriums zum Stehen gebracht hatte, wusste Dashwood, dass etwas im Busch war und es kein normaler Tag sein würde. Er hatte das untrügliche Gefühl, sich heute besonders in Acht nehmen zu müssen.
    Möglich, dass die Milizionäre, die oben auf den Stufen vor dem großen, doppelflügeligen Portal des Ministeriums patrouillierten, zu dieser frühen Morgenstunde deutlich weniger schläfrig waren als sonst. Möglich, dass ihr Gruß dieses Mal ein kleines bisschen strammer und inbrünstiger ausfiel, als er es gewohnt war. Kleinigkeiten, aber bedeutsam genug, um ihnen Beachtung zu schenken, wenn man in diesem mörderischen Tollhaus am Leben bleiben wollte.
    O bitte, bloß nicht schon wieder eine Säuberungsaktion! Es hat doch schon genug von uns erwischt.
    Während Dashwood gebieterisch über den Marmorboden des Ministeriums marschierte, versuchte er, diese beunruhigenden Gedanken zu vertreiben, indem er an all jene dachte, die den Säuberungsaktionen bereits zum Opfer gefallen waren.
    Waren es hunderttausend gewesen? Oder gar zweihunderttausend?
    Nein … nach den Aufständen hatte die Partei fast eine Viertelmillion Personen – Individuen – verhaften und hinrichten lassen. Man hatte ihnen vorgeworfen, Royalisten, Konterrevolutionäre und Volksfeinde zu sein, und sie ins Warschauer Ghetto oder in die Todeslager verfrachtet, die sich im sumpfigen Hub befanden. Dashwood dachte mit Schaudern daran, dass ausgerechnet er aus schierer Feigheit die Transportpapiere unterschrieben hatte. In den Nächten – die Verhaftungen hatten stets nachts stattgefunden oder wenn die Rookeries in dichten Smog gehüllt gewesen waren – hatte er mitansehen müssen, wie viele seiner Freunde, Verwandten und Angehörige des Richterstands auf Nimmerwiedersehen in den schwarz lackierten Dampfwagen der Checkya verschwunden waren.
    Und er war an ihrer Vernichtung beteiligt gewesen.
    Das war der Preis, den die Partei von ihm verlangt hatte, damit seine Familie und er überlebten: Beteiligung an einem Massenmord. Würde man nun auch ihn beseitigen? Während er durch die Gänge des Ministeriums ging, zerbrach er sich den Kopf, welchen Fehler er womöglich begangen hatte, um Beria – den Kopf der gefürchteten Geheimpolizei Checkya – zu veranlassen, sein Todesurteil zu unterschreiben. Er war doch so vorsichtig gewesen.
    Einen Augenblick blieb er stehen.
    Trixiebell etwa …
    O bitte, nicht Trixiebell. Nicht seine heißgeliebte kleine Trixie.
    Einen Augenblick lang war er versucht, auf dem Absatz kehrtzumachen, nach Hause zu fahren, um Trixie abzuholen, auf den nächstbesten Lastkahn zu springen, der zum Hub unterwegs war, und ins Exil zu gehen … nur wohin? Die traurige Wahrheit war, dass es in der Demi-Monde keinerlei Zuflucht gab.
    Die Checkya hatte einen langen Arm, und nach dem, was er gestern in der Versammlung des Politbüros mitbekommen hatte, würde die Armee des ForthRight im Sommer Coven erobert haben und mit großer Wahrscheinlichkeit gierig nach dem Quartier Chaud greifen. Vielleicht sollten Trixie und er versuchen, nach NoirVille zu gelangen? Doch irgendwie glaubte er nicht, dass Trixie für ein Leben hinter einem Schleier geschaffen war. Der HimPerialismus war ein strenges Regime und Frauen gegenüber äußerst feindselig eingestellt, vor allem selbstständig denkenden Frauen wie Trixie. Nein, es gab keinen Ort, wohin sie hätten flüchten können. Und außerdem hatte er zu tun, er musste sich um andere Dinge kümmern.
    Vor der großen Eichenholztür seines Büros blieb Dashwood stehen und nahm sich die Zeit, um einige

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