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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Aschestäubchen wegzuklopfen, die der Dampfwagen auf seinem makellosen Anzug hinterlassen hatte. Dann nahm er den Zylinder ab, drückte beherzt die Klinke herunter und trat ein. Als er den Mann entdeckte, der mit einer Zigarette im Mund an seinem Schreibtisch saß und systematisch seine Korrespondenz durchsuchte, sah Dashwood seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    »Ah, Kamerad Kommissar Dashwood … endlich. Welch ein königliches Vergnügen.«
    Dashwood zuckte unter Berias prüfendem Blick nervös zusammen. Den eher platten Witz, den er gemacht hatte – eine Anspielung auf Dashwoods aristokratische Herkunft als Baron Dashwood –, durfte er keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. Nach den Aufständen waren die meisten Adligen, die wie Dashwood eine Ahnentafel aufzuweisen hatten, Berias Säuberungsaktionen zum Opfer gefallen und eines schrecklichen Todes gestorben.
    Verzweifelt versuchte er, sich zusammenreißen. Er hob automatisch den Arm zum Parteigruß. »Aus zwei macht einen«, rief er.
    Beria hob lässig den Arm, um den Gruß zu erwidern, und tat dann so, als werfe er einen Blick auf seine Uhr. »Ihre Sekretärin hatte mir versichert, dass ich Sie um Punkt sieben Uhr in Ihrem Büro antreffen könne. Jetzt ist es bereits drei Minuten nach. Ich will doch sehr hoffen, Kamerad Dashwood, dass dies kein Beispiel für die Laschheit ist, mit der Sie Ihr Ministerium leiten.«
    »Nein, Stellvertretender Führer, Kamerad Beria.«
    Stellvertretender Führer. Hatte es jemals einen passenderen Titel gegeben?
    Mit einem kalten Lächeln deutete Beria auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch. Während Dashwood Platz nahm, entdeckte er den Mann hinter sich. Er wandte sich um und erkannte die große finstere Gestalt eines Offiziers, der in einer Ecke des Zimmers wartete.
    »Hauptmann Jan Dabrowski, Mitglied der Checkya«, erklärte Beria träge.
    Der Hauptmann machte keine Anstalten, ihn zu grüßen. Er blieb reglos stehen und starrte eiskalt und unerbittlich auf Dashwoods Nacken. Dabrowski sah aus wie der Inbegriff eines Geheimpolizisten, und Dashwood hatte keinerlei Zweifel, dass dieser polnische Hundesohn – die Abzeichen an seiner Uniform identifizierten ihn als solchen – alles tun würde, was ihm sein Herr befahl, und dabei nicht einmal vor einem Mord zurückschrecken würde.
    »Mir war nicht klar, dass Sie derart laxe Arbeitszeiten haben«, begann Kamerad Beria, während er die Gegenstände auf Dashwoods Schreibtisch zurechtrückte. »Erst um sieben Uhr anzutreten – selbst an einem Sonntag – ist äußerst fahrlässig. Wie Sie wissen, stehen wir vor einem von Gott befohlenen Kreuzzug, um die Demi-Monde von den UnterWesen, den nuJus und dem Abschaum der Shades zu säubern, die unsere Welt verseuchen. Um Erfolg zu haben, verlangt das Unternehmen Barbarossa jedem Parteimitglied Schweiß und Opfer ab. Die Partei fordert von uns allen Opfer, und wir in den oberen Rängen müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Ich selbst komme nie später als fünf Uhr morgens ins Büro. Ich schlage vor, dass Sie meinem Beispiel folgen.«
    »Jawohl, Kamerad Stellvertretender Führer.«
    Na los, spuck’s schon aus, du Dreckskerl.
    »Schließlich sind Sie, Kamerad Kommissar, einer der wenigen Überlebenden des Gerichtshofs von Henry Tudor, diesem Erzimperialisten und Unterdrücker des Volkes. Alles, was weniger als vollkommene Hingabe an die Partei und an Kamerad Führer Heydrich wäre, könnte man als Neigung zur Rückfälligkeit interpretieren.«
    »Kamerad Führer Heydrich sollte an meiner uneingeschränkten und unerschütterlichen Loyalität gegenüber dem ForthRight und der Partei nicht zweifeln.«
    Beria zog langsam ein Taschentuch aus dem Ärmel, putzte damit seine winzigen Brillengläser und tupfte sich vorsichtig über die feuchten Lippen. »Ich bin sicher, dass der Führer entzückt sein wird, von Ihrem Treueschwur zu hören, vor allem, weil ich Ihnen die Möglichkeit eröffnen will, dem ForthRight und der Partei einen großen Dienst zu erweisen.«
    Um Haaresbreite hätte Dashwood vor Erleichterung losgeheult. Er sollte also doch nicht beseitigt werden. Jedenfalls nicht sofort. »Ich bin bereit, jede Aufgabe zu übernehmen, die unserem Führer dient.«
    »Der Führer war von Ihrem Auftritt während der gestrigen Versammlung des Politbüros beeindruckt. Der Große Führer hält große Stücke auf Sie. Ihre Kompetenz in puncto Logistik ist unerreicht.«
    Und wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich nicht beseitigt

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