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Die Mitternachtsprinzessin

Titel: Die Mitternachtsprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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schwieriger. Und noch immer hatte sie Gabriel nicht gesehen.
    Hatte sie sich die ganze Zeit über in ihm getäuscht? Würde er nicht kommen? Hatte er sich von ihr losgesagt, nachdem sie ihn von seinem Posten enthoben hatte?
    Vielleicht hatte sie ihn ebenso falsch eingeschätzt wie es ihr mit Alexa ergangen war. Wenn sie so naiv war, dass sie ihre Freunde nicht von ihren Feinden unterscheiden konnte, wie sollte sie da ein Land regieren? Lord Griffith hatte: recht daran getan, ihre Fähigkeiten anzuzweifeln.
    Im Kampfgetümmel schien niemandem aufzufallen, dass sie weggebracht wurde. Es ging nach unten, und die Dunkelheit umfing sie wie ein Grab. Vorsichtig bewegten sie sich vorwärts, da selbst die Umrisse der Tropfsteine kaum noch zu erkennen waren.
    „Hier entlang“, murmelte Zacarias und tastete sich an einer Wand entlang.
    Während sie langsam weitergingen, spürte sie nach einer Weile einen leichten Lufthauch, der ihr ins Gesicht wehte. Nach ungefähr zwanzig Schritten in völliger Finsternis erreichten sie eine Felsspalte, von der aus ein kleines Rinnsal, von höchstens drei Fuß Breite dem Berg entsprang. Das Wasser floss nach draußen durch eine Öffnung, die gerade groß genug war, um einen Menschen hindurchzulassen. Sophia wurde von ihren Entführern aufgefordert, sich durch die Spalte zu zwängen, danach liefen sie über ein paar flache Steine, bevor sie lautlos den Wald erreichten. Als Sophia wieder in die Welt trat, befreit aus der nachtschwarzen Höhle, stieg neue Hoffnung in ihr auf. Wenn sie sich jetzt irgendwie von den beiden Kerlen befreien könnte, dann könnte sie entkommen wie Alexa. Sie warf einen raschen Blick auf ihre Umgebung.
    Zu ihrer Rechten führte ein steiler Kiespfad nach unten und wand sich um den Felsen. Bergaufwärts lag, das konnte sie jetzt erkennen, in nur geringer Entfernung der Höhleneingang, wo noch immer der Kampf tobte.
    Sie musste ihren Männern mitteilen, dass ihre Entführer  wieder versuchten, sie fortzuschleppen, sonst würde ihr Rettungsversuch scheitern - und sie bezweifelte, dass es noch eine Chance geben würde.
    Niemand wird mich zu Ali Pascha bringen, dachte sie. Sie schob die Drohung der Männer, ihr die Zunge herauszuschneiden, sollte sie noch einmal schreien, beiseite. Mit neu erwachtem Kampfgeist begann sie sich zu wehren, kaum dass sie aus der Felsspalte getreten waren. „Hilfe! Ich bin hier! Lasst mich los!“, rief sie, aber sofort wurde sie von Zacarias gepackt, der ihr eine Hand auf den Mund presste und sie mit einer ruckartigen Bewegung zum Stillhalten zwang.
    „Kein Wort mehr“, flüsterte Osman ihr ins Ohr. „Sie gehen folgsam weiter, oder wir schneiden Ihnen mit der Zunge noch die Füße ab und schleifen Sie hinterher.“
    Sie ballte die gefesselten Hände zu Fäusten, und kaum hatte Zacarias seine Hand von ihrem Mund genommen, spie sie aus. „Ist das alles, was Ihr könnt? Menschen einchüchtern?“
    „Nein“, erwiderte Osman. „Ich weiß auch, wie man sie tötet. Soll ich es vorführen, Prinzessin?“
    Sie verstummte besser und gab es fürs Erste auf, sich zu wehren, sonst hätte sie die beiden Unholde vielleicht dazu genötigt, ihre blutrünstige Warnung auszuführen. „Kommen Sie“, meine Zacarias. „Zu den Pferden.“
    Als sie begannen, den gefährlich steilen Pfad hintereinander abzusteigen - mit Sophia in der Mitte war sie doch noch kühn genug, sich ein letztes Mal zur Höhle umzudrehen.
    Und in jenem Moment erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf einen großen dunklen Schatten, der sich vor dem Feuer abzeichnete.
    Und sie beobachtete.
    Gabriel.
    Sie war so verblüfft, dass sie über einen Stein stolperte, als sie ihren Abstieg fortsetzte.
    „Passen Sie auf, wohin Sie treten“, fuhr Zacarias sie ans als sie gegen seinen Rücken stieß, ehe sie das Gleichgewicht wiederfinden konnte.
    „Entschuldigung“, murmelte sie.
    „Halt sie fest, sonst fallen wir ihretwegen alle hinunter, ungeschicktes Frauenzimmer.“
    Osman tat, was man ihm sagte, und umfasste ihren Arm mit schmerzhaft festem Griff.
    „Au!“, beklagte sie sich, wobei sie sich zu Osman umdrehte. Sie tat so, als wollte sie ihm einen finsteren Blick zuwerfen, doch viel wichtiger war ihr der dunkle Schatten. Er war jedoch verschwunden, als wäre er nur ein Trugbild gewesen. Hatte sie ihn wirklich gesehen? War Gabriel zu ihr gekommen? Oder spielte ihr nur ihr Verstand einen Streich?
    Zacarias ging mit seinem Gewehr voran und scheuchte sie auf den Pinienwald zu, wo sie

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