Die Mitternachtsprinzessin
zu finden, wenn einem die Hände mit groben Stricken zusammengebunden waren, vor allem, wenn ihr Bett nur aus einer einfachen Decke auf kaltem Stein bestand.
Die gefesselten Arme auf die angezogenen Knie gestützt, war es ihr schließlich gelungen, immer mal wieder einzunicken, wobei sie sich an die feuchte Höhlenwand gelehnt hatte. Die Seile hatte man um ihre Hände geschlungen, als sie die Waffe sinken ließ.
Sie hatte es nicht gewagt, sich hinzulegen. Den Kopf auf die Arme zu stützen gab ihr schon das Gefühl, verwundbar zu sein, mit all den feindseligen Männern, die sie umgaben.
Sie hatten weder Alexa noch sie ein weiteres Mal belästigt, zum Glück. Doch im Augenblick hielten die leise geführten Gespräche Sophia vom Schlafen ab. Die Worte in der fremden Sprache konnte sie nicht verstehen, aber der aufgeregte Klang ihrer Stimmen war auch ihr nicht entgangen.
Irgendetwas war geschehen.
Sie hob nicht den Kopf, öffnete nur vorsichtig die Augen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie lauschte weiter, während sie die Höhle mit all den schimmernden, seltsamen Steinformationen betrachtete, die wie Drachenzähne aussahen und vom Boden emporragten sowie von der Decke herabhingen. Ihr Blick fiel schließlich auf eine kleine Gruppe von Männern am Eingang zur Höhle.
Sie konnte beobachten, wie einer der Wachsoldaten zurückgekommen war. Der Mann deutete aufgebracht zu den Wäldern, und wenn sie seine Gesten richtig verstand, versuchte er die anderen davon zu überzeugen, dass er etwas gesehen hatte - oder jemanden draußen in der Dunkelheit.
Gabriel ...
Im selben Moment durchbrach der schrille Schrei einer Nachteule die Stille der Herbstnacht jenseits der breiten Höhlenöffnung. Sie hielt den Atem an, denn sie erkannte das vertraute Signal ihrer griechischen Leibwache.
Es bedeutete, dass sie sie nicht im Stich gelassen hatten. Sie waren ganz in der Nähe, hatten aber ihren genauen; Aufenthaltsort noch nicht gefunden.
Es bedeutete, dass sie ihnen irgendein Zeichen geben sollte, damit die Männer sie finden konnten, wenn es denn möglich war.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie sah sich um und suchte nach etwas, womit sie ihren Männern ein Signal zukommen lassen konnte. Sobald sie ihnen ihre Position übermittelt hatte, würde zweifellos ihr Angriff folgen.
Sie konnten nur aus einer Richtung kommen - vom Eingang der Höhle. Was konnte als Wink dienen, das nicht nur ihren Aufenthaltsort verraten, sondern ihre Entführer auch von der Richtung ablenken konnte?
Sie bemerkte die matt leuchtende Lampe, die jemand auf die flache Oberfläche eines Höhlengesteins gestellt hatte. Darunter befand sich der Schlafsack eines der Männer. Das sollte gut brennen, dachte sie. Sie weckte Alexa, warf ihr einen warnenden Blick zu, der sie zum Verstummen bringen sollte, und rückte auf die Lampe zu.
Der Wachtposten versuchte noch immer, den anderen zu erklären, was er beobachtet hatte. Die Stimmung in der Höhle war bislang gedämpft, aber mehr und mehr der Männer, die noch nicht eingeschlafen waren, erhoben sich und gingen zu den anderen. Am Höhleneingang besprachen sie miteinander, wie sie als Nächstes vorgehen sollten.
Sie wusste, sie musste handeln, ehe alle ihre Waffen geholt hatten. Sie bewegte sich zu dem Stein, auf dem die Lampe stand, warf einen weiteren prüfenden Blick in die Höhle, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete, und stieß sie mit ihren gefesselten Händen herunter. Die Lampe krachte auf die Schlafmatte, das Glas um das Licht zerbrach durch den Aufprall, der Waltran strömte aus, die Flamme loderte auf, und die Schlafmatte des Arabers fing im Bruchteil eines Augenblicks Feuer.
Sophia stieß einen mädchenhaft hohen Schrei aus und gab sich unschuldig, als die Flammen hoch aufloderten. „Feuer! Hilfe!“
Sie sprang auf die Beine und machte sich fluchtbereit, denn sie wusste, dass das orangerote Licht hell genug sein würde für ihre Männer, um zu sehen, wo genau die Entführer sie festhielten.
Inzwischen war die Hölle losgebrochen. Zwischen Schreien und Fluchen beeilten sich einige der Janitscharen, das Feuer zu löschen.
Andere erkannten ihren Trick als das, was er war, und liefen, um ihre Waffen zu holen.
Aber es war zu spät.
Als zwei der Janitscharen damit begannen, die Flammen zu ersticken, wusste sie, dass ihre Männer ihren Aufenthaltsort entdeckt haben mussten.
„Wie konnte das geschehen?“, fragte einer zornig und hustete, als die Höhle sich mit Rauch
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