Die Mitternachtsprinzessin
Mitte.
Sophia hielt den Atem an. Pures Entsetzen ließ ihr Herz so laut klopfen, dass sie fürchtete, die Männer könnten es hören. Ihr Pferd stand still da, bewegte aber die Ohren bei dem leisesten Laut.
Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und einen Moment lang schloss sie die Augen. Sie konnte es nicht ertragen, dass Gabriel nur darauf wartete, dass sie ihm in die Falle liefen.
Kaum ein Zweig knackte unter ihren Füßen, als die Janitscharen sich vorsichtig durch den Wald bewegten, wobei sie sich in alle Richtungen umsahen.
Einzig nach oben blickten sie nicht.
Selbst wenn sie es getan hätten - sie bezweifelte, dass sie Gabriel bemerkt hätten. Für einen so großen Mann wie er es war, verfügte er über eine beeindruckende Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen.
Erschieß sie! ging es ihr durch den Kopf, als Kemal sich gerade unter den Baum stellte. Aber noch immer geschah nichts.
Zwei Schritte, drei...
Er wartete, bis die beiden anderen Männer den Tunesier direkt unterhalb des Baumes flankierten. Und dann explodierte es plötzlich zwischen den Zweigen, orangefarbene Flammen wurden sichtbar, als er aus dem Karabiner nach unten feuerte und einen Mann auf der Stelle tötete. Beinahe gleichzeitig sprang er zu Boden und erstach den zweiten Mann, ehe dieser überhaupt wusste, wie ihm geschah.
Sofort fuhr Kemal herum und brachte das Gewehr in Anschlag, aber Gabriel fing den zweiten Mann auf, ehe er zu Boden sinken konnte, und hielt ihn wie einen Schild vor seinen Körper.
Der Mann stieß einen erstickten Schrei aus, als er getroffen wurde. Gabriel stieß ihn danach zur Seite und stürzte sich auf Kemal, wobei er seinen Säbel zog, jenen, den Sophia in dem Bauernhaus gefunden hatte, in dem die Kerben von einer Geschichte mit vielen Toten sprachen.
Keine Gnade.
Kemal reagierte in ähnlicher Weise. Es blieb auch für ihn keine Zeit nachzuladen, daher zog er seinen türkischen Krummsäbel, während er ein paar Schritte zurückging, um eine gute Ausgangsposition zu haben.
Die schrecklichen Säbel, mit dem beide Männer ausholten, waren zum Töten geschaffen. Die Spitzen waren scharf, und die grausamen Kurven der grausamen Klingen waren dafür bestimmt, Gliedmaßen und Kopf vom Körper zu trennen.
Sophia war dankbar dafür, dass die Dunkelheit und die dichten Zweige sie davor bewahrten, genau zu sehen, was sich jetzt abspielte. Sie wusste nicht, warum sie nicht schrie.
Beide Männer standen einen Moment lang nur da und schätzten einander ab.
Sophia fühlte, wie Übelkeit in ihr aufstieg, wohl wissend, dass dies ein Kampf um Leben und Tod werden würde. Gleichzeitig erschauerte sie, denn sie bemerkte zudem, dass die Geräusche des fernen Kampfes vor der Höhle verstummt waren. Waren sie die einzigen Menschen, die noch am Leben waren?
Sie starrte in die finstere Nacht, mit wild klopfendem Herzen.
Plötzlich brach ohne Vorwarnung der Kampf los.
Sie hörte Metall gegen Metall schlagen, sah einen Wirbel aus Bewegungen durch die Bäume, als die beiden Männer sich aufeinander stürzten, aufeinander einschlugen, wobei die Säbel durch die Luft kreisten wie scharfe Metallräder.
Sie entfernten sich, umkreisten den anderen, stürmten wieder los und versuchten, den jeweiligen Feind in Stücke zu schlagen, blitzschnell und mit grausamer Kraft bei jedem Hieb. Das Klirren des Metalls hallte durch die Pinienbäume. Sie fühlte, wie konzentriert die Männer waren.
Die Zeit schien stillzustehen.
Sie bewegten sich kämpfend weiter, bis sie auf der Lichtung standen. Gabriel wich zurück, Sophia bemerkte es mit angehaltenem Atem. Es erschreckte sie, dabei zuzusehen. Wurde er schwächer durch den Schmerz seiner Narbe - oder lenkte er den Kampf einfach nur auf eine offenere Fläche?
Blitzschnell duckte er sich, als Kemals Klinge einen Bogen über seinem Kopf vollführte, dann schlug Gabriel von unten zurück. Er packte den Säbel mit beiden Händen und stieß ihn tief an eine Stelle unterhalb von Kemals rechten Rippen.
Die Spitze der Waffe fuhr direkt in seinen Körper.
Sophia zuckte zusammen und unterdrückte einen Aufschrei, als der Tunesier rückwärts taumelte und sich durch die schreckliche Wunde, die Gabriel ihm zugefügt hatte, zusammenkrümmte.
Ihre heftige Reaktion erschreckte jedoch das Pferd, das sich zurückzog, sodass ein paar Zweige knackten.
Kemal presste eine Hand auf seine Seite und starrte zu ihr herüber, wo sie sich beeilte, das Pferd zu beruhigen. Als er ihren Umriss durch das Laubwerk
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