Die Mitternachtsprinzessin
nur. Er trug nichts als ein Handtuch und funkelte sie aus blitzenden Augen an, wie ein zorniger Gott. „Antworten Sie!“
Sie schluckte und versuchte zurückzuweichen, aber er Wollte sie nicht loslassen. Sein Griff an ihrem Handgelenk fühlte sich an wie eine eiserne Fessel.
„Was zum Teufel tun Sie hier?“, wiederholte er empört.
„Nichts. Ich ... ich ...“ Der Anblick seiner Nacktheit und seine schiere Körpergröße ließen sie verlegen stottern. „Mrs. Moss wies mich an, Ihr Zimmer zu säubern.“
Oh weh. Sie war so unendlich verlegen.
In seinem Zimmer, in dem es durch die heranbrechende Nacht immer dunkler wurde, leuchteten seine zusammengekniffenen Augen in einem Kobaltblau, und sie war wie gefangen von diesem durchdringenden Blick. „Leeren Sie Ihre Taschen aus“, befahl er.
„Wie bitte?“
„Sie haben mich gehört. Leeren Sie Ihre Taschen aus -jetzt!“
Sophia wich vor dem zornigen Krieger zurück. Musste er deswegen so wütend sein?
Gabriel hielt sie noch immer am Handgelenk fest. „Beeilen Sie sich. Was immer Sie genommen haben, geben Sie es mir, und dann gehen Sie.“
„Was ich genommen habe?“, wiederholte sie atemlos. Gehen?
Verächtlich schüttelte er den Kopf. „Sie sind wirklich eine, wissen Sie das? Ich versuche Ihnen zu helfen, und so vergelten Sie es mir! “
Gütiger Himmel, dachte sie, als sie begriff, was er da andeutete. Sie hatte herumgeschnüffelt, aber die Prinzessin von Kavros war keine Diebin.
Ach, wie demütigend das doch war!
Zugleich verstand sie, warum er solche Schlüsse zog. Ihr Mut sank. Das sah nicht gut aus.
Sie wünschte, sie könnte ihm ihren wirklichen Namen sagen, damit er erkannte, dass sie keinen Grund hatte, ihm etwas zu stehlen. Aber es war ihr verboten, und außerdem - wenn sie jetzt versuchte zu erklären, dass sie von königlicher Abstammung war, würde er glauben, sie hätte den Verstand verloren.
„Nun?“, fragte er. „Haben Sie sonst nichts zu sagen?“
Sie sah ihn nur würdevoll an, blieb aber stumm, schon aus Verlegenheit. Schließlich war sie kaum daran gewöhnt, sich vor jemandem zu rechtfertigen, schon gar nicht vor einem Bürgerlichen, einem Soldaten, der nichts als ein Handtuch trug.
„Sie irren sich“, stieß sie schließlich hervor.
„Ach, wirklich? Und was haben Sie dann gemacht?“ „Sauber.“
„Richtig.“
„Na schön. Ich habe Sie ausspioniert. Ich gebe zu, Sie haben mich interessiert. Das ist kein Verbrechen, soweit ich weiß.“
„So, so“, meinte er leise und trat näher. „Und sind Sie zufrieden mit dem, was Sie in Erfahrung gebracht haben?“ „Nein“, erwiderte sie mit einer hochmütigen Kopfbewegung. „Ich habe noch viele Fragen.“
„Ein netter Versuch“, flüsterte er. „Aber ich glaube Ihnen nicht. “
„Nennen Sie mich eine Lügnerin?“, rief sie aus.
„Ja“, sagte er. „Und eine Diebin.“
„Sie sind ein Schuft“, fuhr sie ihn an.
Sie reckte das Kinn, er kniff die Augen zusammen.
„Sie wollen bestimmt nicht, dass ich wütend werde, Sophia.“
„Ha! Das sind Sie schon, Sie Heiliger!“
„Nein, das bin ich nicht. Aber ich verliere langsam die Geduld“, sagte er warnend und erregte damit nur ihren Hohn.
„Was wollen Sie mit mir machen, Major? Ihren Säbel nehmen und mir den Kopf abschlagen?“
„Sie sind unverschämt!“ Gabriel starrte sie erstaunt an. Verdammt, er hatte die Erinnerung an seine Vergangenheit nicht ohne Grund weggeräumt, und er wollte nicht, dass irgendjemand sie wieder herauszog.
Er brauchte niemanden, der ihn daran erinnerte, wie gewalttätig er einst war. Aber er hatte sich verändert. Zumindest wollte er das glauben.
Und sieh sie nur an! dachte er verwundert. Noch nie hatte er eine solche Kühnheit erlebt. Wie konnte dieses kleine Dienstmädchen es wagen, so gegen ihn aufzubegehren, wo er sie doch auf frischer Tat dabei ertappt hatte, wie sie seine persönlichen Sachen durchwühlte?
Er glaubte ihre Lügen nicht. Sie versuchte nur, ihre offensichtliche Schuld zu leugnen, indem sie sich schnelle Ausreden überlegte. Zweifellos hatte sie sich schon gefragt, welche Stücke wohl in einem Londoner Pfandhaus am meisten einbrachten.
Himmel, ich war ein Dummkopf, dieses unehrliche Frauenzimmer in mein Haus zu lassen. Am schlimmsten war, dass er genau wusste, warum er es getan hatte. Ihre dunkle Schönheit hatte ihn bezaubert - und Gott stehe ihm bei, selbst jetzt war er dagegen nicht immun. Neben dem Zorn empfand er auch Lust.
Und war deswegen
Weitere Kostenlose Bücher