Die Mitternachtsprinzessin
besitzen.
Oben angekommen, gingen sie zurück zur Küche. Gabriel hielt den Blick starr geradeaus gerichtet.
„Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie.
„Ich habe deine Wachen aufgefordert, mit mir zu der Stelle zu reiten, wo ihr überfallen wurdet. Ich will das Gelände durchsuchen und sehen, ob ich irgendwelche Hinweise auf die Schurken finde. “
Sie sah ihn an. „Ich komme mit.“
„Nein, das halte ich für keine gute Idee.“
„Warum nicht?“
„Es könnte immer noch gefährlich sein.“
„Sie werden bestimmt nicht zweimal an derselben Stelle zuschlagen. Ich ziehe mein Reitkleid an und werde einen Schleier tragen. Genügt das, damit du zufrieden bist?“
Ein zärtlicher Ausdruck erschien in seinen Augen. „Wieder eine Verkleidung?“
„Wenn es sein muss“, erwiderte sie lächelnd.
Doch er blickte sie weiterhin skeptisch an. „Bist du sicher, dass du das willst? Die Männer haben mir erzählt, was du in jener Nacht durchgemacht hast. Tatsächlich wäre es vielleicht hilfreich, wenn du dabei wärst und sagst, wie aus deiner Sicht alles abgelaufen ist. Aber ich würde dich nicht darum bitten, wenn du nicht sicher bist, dass du das aushältst.“
Sophia trat zu ihm. „Wenn du das kannst, kann ich es auch.“
Er wich nicht zurück, wie sie es erwartet hatte. „Ich werde direkt neben dir sein“, flüsterte er und sah ihr in die Augen.
Sie drehte an einem der Messingknöpfe an seinem roten Rock und lächelte. „Dann lass uns gehen.“
10. Kapitel
Eine unheimliche Stille lag über der Biegung der Straße, wohin die Wachen sie geführt hatten. Die Baumwipfel berührten sich über ihren Köpfen und bildeten so einen Tunnel, durch den das Sonnenlicht gefiltert wurde, das nun ein buntes Mosaik auf den Weg zeichnete.
Hier und da fielen Blätter auf die Straße, die noch immer Spuren von dem Kampf aufwies, der hier stattgefunden hatte.
Gabriel warf einen Blick zu Sophia, um sicherzugehen, dass es ihr gutging. Hinter dem braunen Schleier, der von ihrem Reithut hing, zeigte ihr junges Gesicht Spuren der Unruhe, doch sie hielt die Tränen, die sie vielleicht gern vergossen hätte, zurück. Er nickte ihr aufmunternd zu, und sie holte tief Luft.
Danach stieg Gabriel von seinem Pferd, um sich besser umsehen zu können. „Bleibt bei ihr“, befahl er zwei der Männer.
„Ich wäre lieber allein“, murmelte sie, senkte den Blick und schien ihre Hände zu betrachten, ohne etwas zu sehen. Noch immer hielt sie die Zügel fest umklammert. Zweifellos brauchte sie ein wenig Zeit, um über das nachzudenken, was hier geschehen war, aber Gabriel wollte sie nicht ohne Begleitung zurücklassen.
„Gebt ihr etwas Zeit“, sagte er leise zu den beiden Wachen, dann schickte er die anderen los, damit sie die Umgebung nach möglichen Beweisen durchsuchten.
Sie folgten seinem Befehl, saßen ab und gingen vorsichtig umher, um jeden Fußbreit des moosbedeckten Bodens betrachten zu können. Abgesehen von dem leisen Knistern der trockenen Blätter unter ihren Stiefeln war nichts zu hören. Gabriel verstand den Grund dafür. Er war noch nicht so lange von seinem Regiment in Indien fort, um sich nicht an die tränenlose Trauer erinnern zu können, die herrschte, nachdem einer von ihnen in der Schlacht getötet worden war.
Während die Männer die Wälder durchstreiften, machte Gabriel sich daran, den Karren zu untersuchen, der bei dem Überfall als Barriere benutzt worden war, um Sophias Gefolge zum Stehenbleiben zu nötigen. Das Gefährt war an den Straßenrand gezogen worden, und obwohl er ihn gründlich begutachtete, fand er keine interessanten Informationen.
Als Nächstes betrachtete er das wirre Muster auf der Straße - Spuren von Wagenrillen, Abdrücke von Hufen, ein paar kupferfarbene Flecken. Blut. Er ließ den Blick hinauf zu den Baumwipfeln gleiten, von denen aus mehrere Angreifer, die sich nicht in dem alten Karren verborgen hatten, an Seilen herunterließen. So hatten es die Leibwächter berichtet.
Die Stricke, die diese Bastarde benutzt hatten, hingen noch immer von den Ästen herab. Vielleicht war der einzige Faktor, den die Feinde nicht mit eingerechnet hatten, die Wildheit, mit der ihr weibliches Opfer sich wehrte. Doch jetzt würden sie das zweifellos bedenken. Beim nächsten Mal wären sie darauf gefasst. Ein Blick auf die Szenerie genügte ihm, um sicher zu sein, dass es ein nächstes Mal geben würde.
Wer immer sie sein mochten, diese Männer meinten es ernst.
Er warf Sophia einen
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