Die Mitternachtsprinzessin
Botschafter zeigen, was wir gefunden haben.“ „Und?“, fragte er herausfordernd.
„Ich möchte wissen, was er dazu zu sagen hat.“
„Warte.“ Gabriel fasste ihr Handgelenk, sanft, aber energisch, und veranlasste sie, stehen zu bleiben. Sie warf einen empörten Blick auf seine Hand an ihrem Arm. „Du kannst dort nicht hingehen und einfach irgendwelche Anschuldigungen Vorbringen“, sagte er warnend. „Erinnerst du dich, wir sprachen über die Gefahr, wenn man das Osma n ische Reich beleidigen würde?“
„Ich weiß, was ich tue.“
»Genau wie Lord Griffith. Lass ihn seinen Job erledigen. Er wird nicht wollen, dass du dich einmischst. Dies ist eine delikate Angelegenheit ... “
»Ich habe Sie nicht um Erlaubnis gefragt, Colonel“, unterbrach sie ihn und sah ihn gleichmütig an.
Ihre griechischen Wachen traten näher und blickten von Gabriel zu Sophia. Noch immer hatte er seine Hand auf
ihrem Arm, und sie sahen aus, als wären sie nur allzu bereit, sich einzumischen und ihren neuen Kommandeur aus dem Weg zu räumen, sobald ihre königliche Hoheit dieses verlangte. Sophia sah ihn immer noch an, aber Gabriel hatte nicht vor nachzugeben. Er war ein wenig überrascht über ihren Eigensinn, aber dies hier geschah in ihrem eigenen Interesse.
„Soweit ich es verstanden habe, war mein Verwandter einer deiner größten Fürsprecher beim Außenministerium“, erklärte er ihr leise. „Ihn zu verärgern wird weder dir noch deinem Volk helfen. Wenn du die Grenzen verletzt, wird er bezweifeln, dass du wirklich fähig und bereit bist, die Krone zu tragen.“
Seine deutlichen Worte schienen den Zorn zu lindern, der in ihren dunklen Augen gelodert hatte, seit sie das Messer gefunden hatten. Sie senkte den Kopf und hielt einen Moment lang inne.
„Sie haben völlig recht, Colonel. Dennoch habe ich vor, dem türkischen Botschafter ... “
„Überlass das Lord Griffith“, befahl er.
„Sag mir nicht, was ich tun soll!“ Verstimmt entzog sie ihm ihren Arm. „Ich will diesem Schurken in die Augen sehen und mich selbst davon überzeugen, ob er weiß, wer versucht hat, mich umzubringen. Ich will ihm diesen Dolch vor die Nase halten und so herausfinden, ob er mich getäuscht hat. Ich bin nicht naiv - ich erwarte nicht, dass der Botschafter ehrlich zu mir ist. Aber wenn ich ihn überrasche, könnte er vielleicht irgendwie verraten, ob er etwas weiß - oder nicht. In jedem Fall wäre das eine nützliche Information. “
„Dies ist kein Kartenspiel.“
„Du glaubst, das wäre mir nicht bekannt? Ich bin diejenige, die sie umzubringen versuchen! Bei allem Respekt, Colonel, ich glaube, ich weiß besser als Sie, was auf dem Spiel steht!“
Er biss die Zähne zusammen und blickte gequält zur Decke.
„Falls der Plan gegen mich von Ali Pascha allein aus geht“, fuhr sie fort, „dann wird der Botschafter dem Sultan berichten, dass dieser Tyrann wieder in eigener Verantwortung handelt. Sultan Mahmud hat wiederum seine persönlichen Interessen an dieser Region und wird es vielleicht nicht schätzen, dass Ali Pascha erneut Unfrieden stiftet. Sultan Mahmud könnte auf Ali Pascha Druck ausüben, wie es sonst niemand kann - wenn er es denn will.“
„Und wenn es gar nicht Ali Pascha ist? Was wirst du dann tun?“, fragte Gabriel. „Was, wenn du dort hineingehst und feststellst, dass Sultan Mahmud selbst den Plan ausgeheckt hat?“
„Glaube nicht, dass ich daran nicht gedacht hätte“, versicherte sie abweisend. „Mir ist vollkommen bewusst, dass der Sultan hinter all dem hier stecken könnte und Ali Pascha vielleicht nur benutzt, um die Schmutzarbeit zu erledigen. Wenn das der Fall ist, dann kann ich es genauso gut erfahren, denn das würde bedeuten, dass ich vermutlich verdammt bin.“
„Nun, wenn du verdammt bist, dann bin ich es auch“, sagte er leise.
Sie sah ihm erschrocken in die Augen. Gabriel sah sie kopfschüttelnd an, gegen seinen Willen hatte er diese Äußerung hervorgebracht.
Zögernd lächelte er, und langsam erwiderte sie dieses Lächeln.
Die Erinnerung daran, dass er auf ihrer Seite stand, schien ihren Entschluss aber nur noch zu bestärken. Sie hob den Kopf, dann sah sie hinüber zur Tür des Kartenkarbinetts. „Warum gehen wir nicht gemeinsam zu ihm?“ Gabriel dachte über diese Option nach. Es war klar, dass er sie nicht aufhalten konnte, und deshalb entschied er, dass es wohl besser wäre, mit ihr zu gehen und sie wenigstens etwas zu bremsen. „Hör zu.“ Er beugte sich näher zu
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