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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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Henrik: “Nur zu, ich wünsche euch viel Spaß.”
    Er trat ans Fenster, um die frische Abendluft zu genießen. Gleichzeitig hoffte er, so den Kopf ein wenig freizubekommen. Doch tief in seinem Innern wusste er, dass das sowieso nicht klappen würde. Ganz egal, was er auch anstellte – in seinem Kopf spukte immer nur eine ganz bestimmte Frau herum.
    Noelle.
    Nachdem sie sich gestern erneut geküsst hatten, war es noch schlimmer als zuvor. Und seit sie sich voneinander verabschiedet hatten, verging er förmlich vor Sehnsucht nach ihr. Er konnte es kaum abwarten, sie endlich wiederzusehen. Jede Minute kam ihm wie eine Ewigkeit vor, und der unbändige Drang, sie wieder und wieder zu küssen, raubte ihm schier den Verstand.
    Zugleich verabscheute er sich für sein Verhalten. Wie leid er die ganzen Lügen und Ausflüchte Matilda gegenüber war! Das sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich! Zeit seines Lebens war er ein ehrlicher Mann gewesen, doch seit Kurzem erkannte er sich selbst nicht wieder.
    Schuld daran war einzig und allein Noelle. Noelle, die ihn vom ersten Augenblick an verzaubert hatte und die ihn jetzt nicht wieder losließ.
    Aber konnte er ihr wirklich die Schuld dafür geben? Nein! Entschieden schüttelte er den Kopf. Er selbst trug die Schuld. Und wenn er tief in sich hineinhorchte, musste er zugeben, dass er schon lange nicht mehr ehrlich war. Nicht zu sich und auch nicht zu Matilda. Oder wie sonst wollte er erklären, dass er bereit war, eine Frau zu heiraten, die er gar nicht liebte?
    Genau das war aber der Fall. Er liebte Matilda nicht, und er wusste, dass auch sie ihn nicht liebte. Sie wollte einen Adelstitel, und er konnte durch die Hochzeit das Familienhotel vor dem Aus bewahren.
    War es das wirklich wert?
    Denk an Vater, wies er sich sogleich zurecht. Er würde einen Ruin der Familie nicht überleben.
    Aus diesem Grund durfte Hendrik die bevorstehende Hochzeit keinesfalls gefährden. Daher wäre es das Beste, den Mann, mit dessen Hilfe er soeben telefonisch die morgige Überraschung für Noelle vorbereitet hatte, gleich wieder anzurufen und die ganze Sache abzusagen.
    Doch das wollte er auch wieder nicht. Nein, er wollte Noelle wiedersehen, auch wenn es allen Regeln der Vernunft widersprach. Denn er wusste genau, dass das zwischen ihnen einfach nicht funktionieren würde.
    Wenn Noelle erst einmal erfuhr, was mit ihm los war, würde sie wahrscheinlich ebenso handeln wie Ingrid. Inzwischen konnte er ihr das nicht einmal mehr verübeln. Er fragte sich, wie er sich an ihrer Stelle verhalten hätte. Wäre seine Liebe zu Ingrid stark genug gewesen, um eine solche Nachricht, die alles mit einem Schlag veränderte, zu überstehen?
    Er war sich keineswegs sicher, dass es sich so verhielt. Davon abgesehen, verdiente Noelle einfach einen besseren als ihn. Jemanden, der sie glücklich machte und der ihr alles geben konnte, wonach sie sich sehnte. Jemand, mit dem sie eine Familie gründen konnte.
    Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske des Schmerzes, als er an jenen Tag vor fünf Jahren zurückdachte, an dem er die bittere Wahrheit erfahren hatte. Wegen diffuser, nicht zu spezifizierender Schmerzen war er zum Arzt gegangen, der daraufhin eine Reihe von Tests und Untersuchungen durchführte.
    Die Diagnose war niederschmetternd gewesen.
    Mit beiden Händen fuhr Henrik sich durchs Haar, als die Erinnerungen auf ihn einstürzten. Nein, er durfte keine weiteren Hoffnungen in Noelle schüren, die er nicht einhalten konnte. Es gab einfach keine gemeinsame Zukunft für sie beide. Er würde Matilda heiraten und das Kind, das sie unter dem Herzen trug, als sein eigenes annehmen. Damit löste er auch einen kleinen Teil der Schuld ein, die er mit Kristians Tod auf sich geladen hatte.
    Er war nur ein halber Mann, und Noelle verdiente mehr als das. Darum würde er ihr einen wunderschönen Tag bereiten und ihr dann sagen, dass sie sich nie wieder treffen durften – selbst, wenn es ihm das Herz brach.
    Am nächtlichen Himmel über Kronborg Slott glitzerten die Sterne, und der Mond tauchte die Landschaft in silbrigen Glanz. Der Wind fuhr raschelnd durch die Kronen der altehrwürdigen Linden. Alles war friedlich und still.
    Wirklich alles?
    Nein, nicht ganz. Hinter einem der Fenster im Dienstbotentrakt des Schlosses brannte trotz der fortgeschrittenen Stunde noch Licht. Und durch den menschenleeren Korridor, der zur königlichen Hofschneiderei führte, hallte das gleichmäßige Klappern einer Nähmaschine.
    Noelles Freundin Eva

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