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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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drehten sich seine Gedanken nur noch um sie. Die Aussicht, Matilda zu heiraten, belastete ihn immer mehr. Gleichzeitig fragte er sich inzwischen, ob er diese Hochzeit überhaupt mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Immerhin machte er dabei nicht nur sich selbst, sondern auch Matilda etwas vor. Konnte so etwas überhaupt auf Dauer gutgehen?
    Um sich abzulenken, blätterte er in einer der Wirtschaftszeitschriften, die auf einem kleinen Tisch für Besucher lagen. Allerdings konnte er sich nicht auf den Text konzentrieren.
    “Henrik Albrektson?”
    Als Henrik aufsah, stand ein relativ kleiner Mann mit schütterem Haar vor ihm, dessen einnehmendes Lächeln für einen Banker überraschend sympathisch wirkte.
    “Mein Name ist Greger Claesson, ich bin der Filialleiter”, stellte er sich vor, und obwohl Henrik ihn um gut zwei Köpfe überragte, war sein Händedruck sehr kräftig. “Bitte entschuldigen Sie, dass Sie so lange warten mussten.” Er seufzte. “Termine – Sie kennen das sicher.”
    Henrik folgte Claesson in sein Büro, nahm auf dem Besucherstuhl Platz und trug ohne lange Vorrede sein Anliegen vor. “Ich wende mich an Sie, weil ich für das Benningklint Slotthotell einen Überbrückungskredit benötige.”
    Der Bankier presste die Finger gegeneinander und nickte nachdenklich. “Offen gesagt, das habe ich mir bereits gedacht. Natürlich gibt es in Schweden ein Bankgeheimnis, aber einige Dinge sprechen sich eben schnell herum. Wie zum Beispiel, dass Ihr Hotel in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten steckt.”
    “Dabei handelt es sich nur um einen zeitlich begrenzten Engpass”, erklärte Henrik, der bereits ahnte, welchen Verlauf das Gespräch nehmen würde. Er hatte das schon zu oft mitgemacht, als dass ihn noch ein Banker überraschen konnte. “Aber auch darüber sind Sie, wie ich annehme, bereits informiert.” Er seufzte. “Lassen Sie uns am besten offen sprechen: Ich werde von Ihrem Haus keine Kreditbewilligung bekommen, nicht wahr?”
    Claesson lächelte verlegen. “Sie wünschen sich Offenheit? Also gut, damit kann ich dienen: Es dürfte tatsächlich nicht leicht werden, Ihren Kreditantrag beim Vorstand durchzuboxen. Aber ich will es dennoch versuchen – und zwar aus einem einzigen Grund: Ich kann Menschen, die ihre Position ausnutzen, um andere zu manipulieren, nicht ausstehen. So etwas bezeichne ich als Erpressung, und die ist, ganz gleich aus welchen Motiven, immer verwerflich.” Er zuckte mit den Schultern. “Wie die Sache ausgeht, kann ich allerdings nicht vorhersagen. Garantieren kann ich gar nichts.”
    Henrik konnte kaum glauben, was er da hörte. Bisher war er bei allen Banken wie gegen eine Mauer angerannt. Es hatte eine Weile gedauert, bis ihm klar wurde, dass der Grund hierfür Göran Gunvaldsson hieß.
    Es war ein offenes Geheimnis, dass Matildas Vater die Entscheidung, ob es für das Benningklint Slotthotell einen Kredit gab oder nicht, für sich beanspruchte. Da er in der Branche großen Einfluss besaß, hielten sich die anderen Bankmanager aus falsch verstandener Solidarität zurück.
    Doch Greger Claesson ließ sich offenbar nicht so einfach einschüchtern. Als Henrik ihm zum Abschied herzlich die Hand schüttelte, keimte zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder Hoffnung in ihm auf.
    Gab es vielleicht doch noch einen anderen Weg, als Matilda zu heiraten, eine Frau, die er nicht liebte?
    Noch war es zu früh, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Auch die Frage, warum er dabei sofort wieder an Noelle denken musste, schob er für den Moment lieber noch ganz weit von sich weg. Aber ihm war klar, dass er damit nur ein wenig Zeit gewann.
    Früher oder später musste er der Wahrheit ins Gesicht sehen.

8. KAPITEL
    K ann das nicht bis morgen warten?”, seufzte Noelle, als sie Eva am nächsten Tag quer durch das halbe Schloss folgte. Es war früher Nachmittag, und sie hatte Stunden damit verbracht, ihren Auftrag für die Verlobung von Matilda Gunvaldsson zu vollenden. Ganz zufrieden war sie mit dem Ergebnis immer noch nicht – und ihr blieb nur noch der morgige Tag für letzte Verbesserungen. “Ich bin ziemlich erledigt, außerdem muss ich mich noch auf mein Treffen mit Henrik nachher vorbereiten.”
    “Jetzt komm schon, gönn mir die kleine Freude. Ich bin sicher, meine Überraschung wird dir gefallen.” Eva lächelte. “Vertrau mir einfach, okay?”
    Als sie kurz darauf vor einer eher unscheinbar aussehenden Tür stehen blieben, verkündete Eva: “So, da wären wir.

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