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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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wirkte. Die Männer auf der Wiese waren nur noch als kleine schwarze Punkte zu erkennen, bevor sie schließlich ganz verschwanden.
    Hier oben war es kühl, und es blies ein kräftiger Wind, doch Noelle störte es nicht. Sie bemerkte nicht einmal, dass sie fröstelte – ganz im Gegensatz zu Henrik.
    “Du frierst ja”, stellte er fest, und zog sie noch enger an sich, um sie mit seinem Körper vor der Kälte zu schützen. Er ahnte ja nicht, welch verheerende Wirkung seine Nähe auf sie ausübte.
    All ihre Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft, und sie schloss die Augen, um gegen den Ansturm der Gefühle anzukämpfen, die sie zu überwältigen drohten.
    Sie drehte sich zu ihm um, schaute ihm tief in die Augen, die blau wie der Mälarsee an einem sonnigen Sommertag schimmerten. Wie von selbst hob sich ihre Hand, und sie fuhr mit den Fingern durch sein dunkles seidiges Haar. Sie sah, wie sein Blick sich umwölkte. Dann griff er nach ihren Armen und hielt sie fest.
    “Nicht!”, stieß er heiser aus. “Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, ich …”
    Aber Noelle schüttelte den Kopf. “Nicht reden”, flüsterte sie. “Küss mich, Henrik.”
    Sie spürte, wie sein Widerstand brach, und dann – endlich! – zog er sie in seine Arme. Dieser Kuss war anders als alles andere zuvor. Wild, leidenschaftlich und erfüllt von bittersüßer Verzweiflung und unstillbarem Verlangen.
    Für kurze Zeit vergaß Noelle die ganze Welt um sich herum: den Ballon, ihren Begleiter, einfach alles. Diesen flüchtigen Moment lang gab es nur Henrik und sie, und nichts anderes war von Bedeutung. Sie dachte nicht an die Zukunft und nicht an die Vergangenheit. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieser Augenblick niemals enden mochte.
    Dennoch war sie es selbst, die sich schließlich von ihm löste und das Gesicht an seiner Schulter barg. Er umschlang sie mit den Armen und streichelte ihr sanft über den Rücken.
    “Ist alles in Ordnung?”, fragte er.
    “Ich bin mir nicht sicher. Was denkst du?”
    Er lächelte traurig. “Ich weiß nur, dass ich mich in letzter Zeit nur dann gut fühle, wenn du bei mir bist.” Zärtlich strich er Noelle eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, zurück hinters Ohr. “Es ist lange her, dass ich so für jemanden empfunden habe. Und ich möchte nicht, dass dieses Gefühl jemals aufhört.”
    Als er sie dann erneut küsste, tat er es mit so viel Hingabe und Zärtlichkeit, dass Noelles Herz sich ihm ganz von selbst öffnete. Die letzten Schutzmauern, die sie nach der Enttäuschung mit Felix um sich herum errichtet hatte, brachen zusammen, und ihr Innerstes war Henrik vollkommen ausgeliefert.
    Für einen winzigen Augenblick stieg Panik in ihr auf. Auf was hatte sie sich da bloß eingelassen? War sie wirklich bereit dafür? Und was war aus ihrem Vorhaben geworden, ihm endlich die Wahrheit über sich zu sagen?
    Dann aber wurden alle Zweifel von einer warmen Woge der Zuneigung hinweggerissen, und sie vertiefte seinen Kuss.
    Was nützte es, sich jetzt über das Morgen den Kopf zu zerbrechen? Es war ohnehin zu spät, an dem, was gerade geschah, noch etwas zu ändern.
    Dazu sehnte sie sich einfach viel zu sehr nach ihm.
    Als der Heißluftballon knapp eine halbe Stunde später holpernd auf dem Boden landete, hatte Noelle einen Entschluss gefasst: Sie würde ihr kleines Geheimnis noch eine Weile für sich behalten. Natürlich wusste sie, dass das eigentlich nicht richtig war und dass Henrik ein Recht auf die Wahrheit hatte. Ihr war auch klar, dass es für sie keinesfalls leichter werden würde, ihm hinterher alles zu beichten. Das genaue Gegenteil war der Fall: Je länger sie den Moment hinauszögerte, umso schwerer würde es ihr fallen. Aber wie sie es auch drehte und wendete – sie konnte es ihm im Augenblick einfach nicht sagen. Sie konnte und wollte den schönen Moment mit ihm nicht zerstören.
    Henrik half ihr, aus der Gondel des Ballons zu klettern. Ohne Scheu und ohne Gewissensbisse ließ sie sich in seine Arme fallen und genoss schlicht und einfach das herrliche Gefühl, ihm nah zu sein. Ihm ging es ganz offensichtlich nicht anders.
    “Danke”, sagte sie, als sie kurz darauf Hand in Hand weiterschlenderten.
    “Wofür?” Fragend sah er sie an. Die Zärtlichkeit in seinem Blick raubte ihr schier den Atem. “Die Ballonfahrt? Dafür brauchst du dich doch nicht zu bedanken. Es hat mir mindestens ebenso viel Freude bereitet wie dir.”
    “Für alles”, erwiderte

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