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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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» Ja, es ist sehr schön, danke. «
    » Soll ich dir Tee bringen lassen? «
    » Ehrlich gesagt würde ich gern meine Freunde in der Küche wiedersehen und den Tee dort trinken. «
    » Es freut mich so, dass du da bist, Anni. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein Albtraum es war, eine geeignete Person für Eleanor zu finden. Das alte Kindermädchen, das Mutter für mich aufgetrieben hatte, war grässlich. Ich habe die Alte vor die Tür gesetzt, was Mutter natürlich nicht gut fand.« Selina verdrehte die Augen. »In den letzten Monaten habe ich mich selbst um Eleanor gekümmert. Komm doch zu uns ins Kinderzimmer, wenn du dich hier eingerichtet und in der Küche alle begrüßt hast. «
    Beim Auspacken musste ich darüber schmunzeln, dass eine junge Mutter es als unerhört empfand, sich selbst um ihr Kind zu kümmern. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, ging ich hinunter in die Küche, wo sich die Bediensteten sofort um mich scharten. Mrs Thomas versorgte mich mit Kuchen und Tee, Tilly drückte mich fest, und ich fühlte mich gleich zu Hause.
    Danach ging ich zu Eleanor ins Kinderzimmer. Sie war inzwischen fast drei Jahre alt, ein entzückendes Mädchen, das mich sofort mochte. Ich badete die Kleine, während ihre Mutter uns zusah, zog ihr ein Nachthemd an und sang sie in den Schlaf.
    » Du bist das reinste Wunder « , schwärmte Selina, als wir auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlichen. » Eleanor hat dich schon ins Herz geschlossen. Anni, ich denke, sobald sie sich ein bisschen besser an dich gewöhnt hat, könnte ich vielleicht nach London fahren. Ich habe dieses Haus über ein Jahr nicht verlassen, und es gibt so viele Freundinnen, mit denen ich mich gern treffen würde. «
    » Natürlich, Lady Selina. Deshalb bin ich ja hier. Sie können hinfahren, wohin Sie möchten. «
    » Wahrscheinlich nehme ich dich beim Wort! Hier war es so langweilig. Es würde mich freuen, wenn du Mutter und mir beim Abendessen Gesellschaft leistest. Ich bin neugierig, wie es Minty, Indira und der Koch-Bihar-Familie geht. «
    Ich zog mein bestes Kleid von Harrods an und ging hinunter ins Esszimmer. Lady Astbury strafte mich wie üblich mit Missachtung. Ich wusste, dass es ihr unangenehm war, mich, ein einfaches Kindermädchen, bei sich am Tisch sitzen zu haben. Selina hingegen freute sich über die Schilderungen meiner Zeit mit Indira in London, als es der Maharani gelungen war, mit dem Schiff nach England zu reisen.
    » Mutter, da Anni sich ja nun um Eleanor kümmert, habe ich mir gedacht, ich könnte nächste Woche nach London fahren. Darf ich? « , fragte Selina beim Nachtisch.
    Es stimmte mich traurig, dass sie ihre Mutter um Erlaubnis bitten musste, obwohl sie doch selbst eine verheiratete Frau mit eigenem Haushalt gewesen war. Doch leider hatte das Schicksal Selinas unabhängiges Leben sehr schnell beendet.
    » Wenn du meinst, Selina. « Lady Astbury bedachte sie mit einem abschätzigen Blick. » Sind Sie sicher, dass Sie mit dem Kind zurechtkommen, Miss Chavan? « , fragte sie mich. » Ich werde jedenfalls keine Zeit dafür haben. «
    » Natürlich, Lady Astbury. Eleanor und ich schaffen das schon « , versicherte ich ihr.
    Als Selina einige Tage später ihre Reisehandschuhe anzog und in den Pferdewagen stieg, der sie zum Bahnhof bringen sollte, spiegelte sich in ihrer Miene eine Mischung aus Vorfreude und Furcht.
    » Viel Spaß, Lady Selina. Sie sind jung und schön und haben sich nach so schwierigen Zeiten ein wenig Freude verdient. «
    » Danke, Anni. Du findest immer die richtigen Worte. Bitte schick ein Telegramm an unsere Londoner Adresse, falls es Probleme mit Eleanor geben sollte. «
    » Das mache ich « , versprach ich und winkte ihr nach.
    Am Ende blieb Selina, beruhigt, dass ihre Tochter sich in guten Händen befand, fast einen Monat in London. Das konnte ich ihr nicht verdenken. Auf Astbury Hall lag ein dunkler Schatten. Sogar ich, der es sonst kaum auffiel, dass es kein heißes Wasser gab und der Verputz von den Außenmauern des Gebäudes bröckelte, konnte nicht übersehen, wie renovierungsbedürftig es war.
    Dazu kam, dass der Sohn und Erbe des Hauses, mein geliebter Donald, noch immer im Ausland kämpfte. Seit Wochen hatten wir keine Nachricht von ihm. Als ich eines Tages mit Eleanor in den Ställen war, um die Pferde zu streicheln, legte ich den Kopf an Glorys glatte Mähne.
    » Dein Herr kommt bald wieder, das verspreche ich dir « , flüsterte ich der Stute zu.
    Im August verrottete das Korn auf den

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