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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Herzen vordringen zu lassen, weil ich wusste, dass sein Überschwang der allgemeinen Euphorie entsprang.
    Als sich der Platz an jenem frostigen Novemberabend leerte, setzten Donald und ich uns auf den Rand des Brunnens in der Mitte und blickten zum Sternenhimmel hinauf.
    » Zigarette? « , fragte er.
    Ich nahm eine, und wir rauchten schweigend.
    » Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es vorbei ist « , sagte er.
    » Stimmt. Aber ich muss bald ins Lazarett zurück, wo, Waffenstillstand hin oder her, Kranke und Verwundete auf mich warten. «
    » Bestimmt werden sie bei deiner Pflege schnell gesund, Anni. Du bist die geborene Krankenschwester. «
    » In Zukunft würde ich gern mehr von meinen Patienten überleben sehen. Obwohl ich mein Möglichstes getan habe, konnte ich oft nicht helfen. Trotzdem möchte ich nach dem Krieg, glaube ich, in dem Beruf weiterarbeiten. «
    » Er ist vorbei, liebste Anni « , versicherte mir Donald, und wir mussten beide über den Satz lachen, den wir in den vergangenen vier Jahren so oft gehört hatten.
    » Ich muss jetzt wirklich zurück, sonst dreht die Oberschwester mich durch die Mangel. «
    » Heute Abend bestimmt nicht. Aber wenn du gehen musst, begleite ich dich. «
    » Ist das nicht ein Umweg für dich? « , fragte ich und stand auf.
    » Egal. Heute habe ich das Gefühl, dass meine Beine mich überallhin tragen. «
    Wir schlenderten Arm in Arm die menschenleere Straße entlang, wo noch der beißende Geruch von Granatfeuer in der Luft hing.
    » Du warst wirklich mein Talisman « , sagte Donald, als wir uns dem Lazarett näherten. » Ich bin so oft aus dem Schützengraben gesprungen, und nie ist mir was passiert. «
    » Ich wusste, dass du unter einem Glücksstern geboren bist « , erklärte ich schmunzelnd.
    » Mag sein, aber du hast mir geholfen, es zu glauben. Das war das Entscheidende. Gute Nacht, Anni. «
    Donald beugte sich zu mir herunter, um mich zu küssen. Ich muss gestehen, dass der Kuss ziemlich lang dauerte.
    In den folgenden Wochen waren wir damit beschäftigt, die Männer zu versorgen, die in unserem Lazarett auf ihre Rückkehr nach England warteten. Jeden Abend, wenn Donald mich mit seinem Jeep abholte, runzelten die anderen Schwestern die Stirn und tuschelten.
    » Unsere Anni hat einen Offizier als Verehrer, noch dazu einen mit zwei Armen und zwei Beinen. Du Glückliche! « , bemerkte eine der Schwestern ein wenig neidisch.
    Ich versuchte verzweifelt, mich gegen meine Gefühle für Donald abzuschotten. In jenen wertvollen gemeinsamen Stunden in einer Welt ohne Regeln und Konventionen, in der die Gesellschaft uns nicht vorschrieb, wie wir uns verhalten mussten oder wen wir lieben durften, sprach keiner von uns über die Zukunft. Wir lebten einfach nur im Hier und Jetzt und genossen jede Sekunde.
    Als der Tag näher rückte, an dem ich mit meinen Patienten über den Ärmelkanal nach England zurückkehren musste, wurde das Knistern zwischen uns fast unerträglich.
    » Sehe ich dich in London? « , fragte Donald mich an unserem letzten gemeinsamen Abend. » Und kommst du nach Astbury? Du weißt, dass alle dort dich mögen. «
    » Außer deiner Mutter. « Ich verdrehte die Augen, als ich, seinen Arm um mich, in seinem Jeep saß.
    » Achte gar nicht auf sie. Sie mag niemanden. Ich konnte das Kriegsende gar nicht erwarten, aber jetzt muss ich mich allmählich mit dem Gedanken anfreunden, meine liebe Mama und das Anwesen wiederzusehen. Und das dämpft meine Stimmung gewaltig. « Er verzog das Gesicht. » In ein paar Wochen, an meinem einundzwanzigsten Geburtstag, geht Astbury offiziell auf mich über. Dann ruht die Last der Verantwortung ganz auf meinen Schultern. «
    » Das wird wahrscheinlich tatsächlich ein ordentliches Stück Arbeit. «
    » Wo wirst du in England wohnen? «
    » In der Nähe des Whitechapel Hospital, wo ich fürs Erste arbeite, befindet sich ein Schwesternwohnheim « , antwortete ich.
    » Anni. « Plötzlich klang Donalds Stimme dringlich. » Bitte geh heute Nacht nicht zurück. Komm mit zu mir in den Ort. So könnten wir wenigstens noch ein paar Stunden zusammen sein. «
    » Ich … «
    » Anni, ich bin ein Gentleman und würde nichts tun, was du nicht möchtest. «
    Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. » Ich komme mit. «
    Natürlich war es uns in jener Nacht genauso unmöglich wie allen verliebten Paaren auf der Welt, unserer Sehnsucht nicht nachzugeben. Als Donald mich zärtlich entkleidete, hatte ich in jenem kleinen Zimmer, in das

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