Die Mitternachtsrose
doch die Eingeborenen in Afrika. «
» Ich habe Moh selbst gestillt « , erklärte ich.
» Anni, so war das nicht gemeint. Sie stammen aus einer anderen Kultur … « Violet errötete.
» Keine Sorge, Violet « , sagte ich und tätschelte ihr Knie, » ich verstehe Sie schon richtig. «
Einige Tage später fiel mir auf, dass Violets Knöchel geschwollen waren; außerdem beklagte sie sich über Kopfschmerzen. Ich riet ihr, die Füße hochzulegen, damit die Schwellung zurückgehe.
» Lady Astbury fühlt sich sehr unwohl « , teilte mir Dr. Trefusis eines Morgens nach einem Besuch bei ihr mit. » Ich finde Augustkinder am schlimmsten, obwohl die Geburt wahrscheinlich immer gleich mühsam ist. «
» Sie klagt seit Tagen über Kopfschmerzen. Beunruhigt Sie das nicht, Dr. Trefusis? «
» Nicht sonderlich « , antwortete er und steckte das Stethoskop in seine Tasche. » Ich habe das Kind palpiert und seinen Herzschlag festgestellt, der deutlich vernehmbar und regelmäßig ist. Es sind noch drei Wochen bis zur Geburt. Wollen wir hoffen, dass das Kind sich nicht noch länger Zeit lässt. Vielleicht könnten Sie Lady Astbury ja eines Ihrer Mittel geben, um die Sache ein wenig zu beschleunigen? «
» In diesem späten Stadium der Schwangerschaft möchte ich mich nicht mehr in den Lauf der Natur einmischen. Kinder kommen, wenn sie bereit dazu sind. «
» Ich dachte, alles, was Sie verwenden, sei natürlich « , entgegnete Dr. Trefusis. » Jedenfalls werde ich morgen wieder bei Lady Astbury vorbeischauen. «
» Natürlich. «
Nachdem er sich mit einem Lächeln verabschiedet hatte, ging ich zu Violet, die sehr blass war und nach meiner Hand griff. » Anni, mir ist vor Kopfschmerzen ganz übel. Können Sie mir etwas dagegen geben? «
Plötzlich wurde das Singen in meinen Ohren besonders laut. Ich versuchte es zu ignorieren.
» Ich lasse Ihnen von der Zofe kalte Tücher bringen, und vielleicht finde ich etwas gegen die Übelkeit. Bitte ruhen Sie sich erst einmal aus. Dann sehen wir, ob es besser wird. «
» Würden Sie mir eine Weile Gesellschaft leisten, Anni? Mir ist ziemlich elend. «
» Selbstverständlich. Ich bleibe hier, bis Sie schlafen. «
Als Violet endlich eingedöst war und sich unruhig hin und her wälzte, löste ich meine Hand aus der ihren und ging nach unten. Donald begrüßte mich am Fuß der Treppe.
» Wie geht’s ihr? «
» Heute fühlt sie sich gar nicht gut. Im Moment schläft sie. Ich fahre nach Hause und sehe nach, ob ich etwas finde, was ihr helfen könnte. «
» Der Arzt meint, ich soll mir keine Sorgen machen. Wie siehst du das, Anni? « , fragte er am Wagen.
Ich sagte ihm lieber nicht, dass Violets Symptome auf nichts Gutes schließen ließen.
Nachdem ich frische Pfefferminzblätter gesammelt und für Violets geschwollene Knöchel mit Fenchelsamen, Kreuzkümmel und Koriander vermischt hatte, fuhr ich noch einmal zu Tilly, bat sie, auf dich aufzupassen, und gab ihr Wechselkleidung für dich, falls ich länger wegbleiben müsste.
» Ist Lady Astbury krank? «
» Sie fühlt sich heute nicht besonders gut. «
» Sie ist eine zarte Person « , lautete Tillys Kommentar. » Bleiben Sie bei ihr, solange es nötig ist, Anni. Ich kann Moh gern hier zu Mabel ins Bett legen. «
» Danke. «
Als ich Astbury erreichte, ging es Violet noch schlechter. Sie klagte über unerträgliche Kopfschmerzen und Übelkeit.
» Trinken Sie das « , forderte ich sie auf und flößte ihr den Pfefferminztee ein. Dann legte ich ihr ein Lavendeltuch auf die Stirn und überprüfte ihre Temperatur, die normal war. Anschließend fühlte ich ihren rasenden Puls. Wenn sich ihr Zustand in der folgenden Stunde nicht besserte, würde ich Dr . Trefusis holen lassen. Endlich wurde sie ruhiger, und ich blieb neben ihrem Bett sitzen, während sie friedlich zwei oder drei Stunden schlief. Irgendwann klopfte es an der Tür, und Donald streckte den Kopf herein.
» Wie geht’s ihr? «
» Sie schläft. Warten wir ab, wie sie sich fühlt, wenn sie aufwacht. «
Er lächelte dankbar.
Wie es wohl für ihn war, seine Frau und seine Geliebte nebeneinander zu sehen?
» Bitte ruf mich, wenn ihr etwas braucht. «
» Ja danke. «
Als Violet kurz vor Mitternacht die Augen aufschlug, veränderte sich ihre Gesichtsfarbe. Plötzlich griff sie sich mit einem Schmerzensschrei an den Unterleib.
Ich schlug die Decke zurück und bat sie, mir zu zeigen, wo genau es wehtat.
» Es ist … wie ein enges Band um meinen Bauch … « Sie
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