Die Mitternachtsrose
Psychiater ihn wieder für stabil hält. Bei seinem gegenwärtigen Zustand könnte das viele Monate, wenn nicht gar Jahre dauern. Möglicherweise wird er sogar nie mehr entlassen. «
» Anthony ist mir von Anfang an sehr kindlich erschienen, und ich hatte irgendwie das Bedürfnis, ihn zu beschützen … « Rebecca traten Tränen in die Augen. » Er ist so ein sanfter Mensch, aber das Monster, in das er sich heute Nacht verwandelt hat – mir fehlen die Worte. «
» Miss Bradley, bitte versuchen Sie, sich selbst und ihm zuliebe, Lord Astbury als den freundlichen, hochintelligenten Mann in Erinnerung zu behalten, den Sie kennen, nicht als die bedauernswerte Kreatur, die Sie heute Nacht erlebt haben. Nach allem, was er in der Kindheit erleiden musste, verdient er unser Mitleid. Er hatte nie die Chance auf ein normales Leben. Sie können sicher sein, dass er in absehbarer Zukunft niemandem mehr Probleme bereiten wird. «
» Das ist mir klar. «
» Bevor ich gehe, würde ich Ihnen gern noch erklären, was ich für die Ursache Ihrer Kopfschmerzen halte. « Dr. Trefusis holte einen Bericht aus seiner Arzttasche. » Ihre Bluttests haben keine negativen Befunde ergeben. Allerdings sind mir leicht erhöhte Adrenalinwerte aufgefallen. Sagen Sie, Miss Bradley, leiden Sie unter Heuschnupfen? «
» Ja « , antwortete Rebecca verblüfft. » In den Staaten ist es ziemlich schlimm. Hier haben meine Augen gejuckt. Mrs Trevathan meint, das sei eine allergische Reaktion auf Ambrosia, das in der Gegend wächst. «
» Haben Sie in letzter Zeit Kamillentee getrunken? «
» Ja, den hat Mrs Trevathan mir regelmäßig aufgebrüht, weil er ihrer Ansicht nach entspannend wirkt. Täglich zwei oder drei Tassen. «
» Dann ist, denke ich, die Ursache des Problems gefunden. Kamillentee – besonders aus frischen Blüten – kann Heuschnupfen ungünstig beeinflussen und Symptome wie die von Ihnen beschriebenen verursachen, darunter starke Kopfschmerzen und permanente Übelkeit. Ich halte das für den Grund Ihres Unwohlseins, Miss Bradley. Wenn ich also Mrs Trevathan das nächste Mal sehe « , erklärte Dr. Trefusis mit einem Augenzwinkern, » werde ich ihr sagen, dass sie ungewollt dabei war, Sie zu vergiften! « Er schloss seine Arzttasche. » Lassen Sie von jetzt an die Finger vom Kamillentee. Dann stellt sich ja heraus, ob die Symptome verschwinden. Ich lasse Ihnen Beruhigungsmittel da, und falls weitere Probleme auftreten sollten, rufen Sie mich einfach. «
» Danke für Ihre Hilfe, Dr. Trefusis « , sagte sie, als er zur Tür ging. » Ich denke über die Sache mit Anthony nach. «
» Gut. Auf Wiedersehen. «
Dr. Trefusis fuhr mit dem Lift hinunter in die Lobby.
» Wie geht es ihr? « , erkundigte sich Ari, der unten auf den Arzt gewartet hatte.
» Erstaunlich gut « , antwortete dieser. » Obwohl sie zerbrechlich wirkt, ist sie hart im Nehmen. «
» Ich finde auch, dass sie sich toll gehalten hat « , pflichtete Ari ihm bei. » Eines würde ich gern noch mit Ihnen besprechen, bevor Sie gehen, Dr. Trefusis. «
» Und zwar? «
Ari erklärte es ihm.
Ari vergewisserte sich, dass Rebecca etwas gegessen hatte, und schlug ihr dann vor, sich eine Ruhepause zu gönnen. Als es eine Stunde später an der Tür klopfte, öffnete Ari sie.
» Wie geht’s ihr ? « , fragte James Waugh. » Darf ich reinkommen ? «
» Natürlich « , rief Rebecca erfreut.
» Sehr gut! « James betrat das Zimmer beschwingten Schrittes und umarmte sie.
» Rebecca, Sie haben ja jetzt Gesellschaft. Kann ich mal kurz eine Stunde weggehen? « , fragte Ari.
» Kein Problem. «
» Auf dem Rückweg bringe ich Ihren Koffer von Astbury Hall mit. «
» Danke, Ari. «
» Den scheinst du gut abgerichtet zu haben « , bemerkte James, als Ari außer Hörweite war. » Du musst mir alles erzählen. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, rätseln alle im Team, was heute Nacht passiert ist. Angeblich bist du von Lord Astbury in ein abgelegenes Cottage im Moor verschleppt worden. «
» Wer hat dir das erzählt? « , fragte Rebecca entsetzt.
» Wer kann schon sagen, von wem die Geschichte stammt? Wahrscheinlich ist sie maßlos übertrieben. Oder nicht? «
Wie Dr. Trefusis vollkommen richtig erkannt hatte, lag Rebecca daran, dass die Zeitungen nicht Wind von der Sache bekamen. Solche Storys prägten sich ein; in Talkshows würde man sie immer wieder danach fragen. Sie hatte nur das Bedürfnis, die Angelegenheit zu vergessen.
» Er hat mich gefragt, ob ich seine Frau
Weitere Kostenlose Bücher