Die Mitternachtsrose
lassen und die Bettdecke zurückgeschlagen. Ein wenig fühlte Rebecca sich tatsächlich wie eine verhätschelte Prinzessin.
Irgendwann in der Nacht schreckte sie hoch, sicher, ein Geräusch im Zimmer gehört zu haben. Doch als sie das Licht einschaltete, sah sie niemanden. Dafür roch sie schweres blumiges Parfüm, nicht unangenehm, nur merkwürdig intensiv. Rebecca machte das Licht achselzuckend aus und schlief bald darauf wieder ein.
» In fünf Minuten sind Sie dran, Miss Bradley « , verkündete der Laufbursche.
» Sie ist fertig « , erklärte die Maskenbildnerin Chrissie, nachdem sie eine letzte Schicht Puder aufRebeccas Stirn aufgetragen und den Schutzumhang von ihren Schultern genommen hatte.
» Wow « , rief der Laufbursche bewundernd aus, als Rebecca aufstand. » Sie sehen umwerfend aus, Miss Bradley. «
Chrissie nickte.
Rebecca, die noch Probleme hatte, sich mit ihren blond gefärbten Haaren, der neuen Frisur, den stark geschminkten Augen, der alabasterweißen Haut und dem dunkelroten Lippenstift anzufreunden, bedankte sich für das Kompliment. Sie hatte kaum noch Ähnlichkeit mit sich selbst. Als sie dem Laufburschen zum Eingangsbereich folgte, sah sie Anthony die breite Marmortreppe herunterkommen und begrüßte ihn mit einem Lächeln. » Guten Morgen. «
Anthony blieb wie angewurzelt stehen.
» Mein Gott « , flüsterte er.
» Was ist? «
Anthony starrte sie stumm an.
» Wir müssen weiter, Miss Bradley « , drängte der Laufbursche.
» AufWiedersehen « , verabschiedete Rebecca sich von Anthony, der weiter reglos auf den Stufen stand, und folgte dem Laufburschen.
James wartete bereits im Salon, während das Team die Kamerapositionen auf der Terrasse festlegte.
» Tolle Haare, meine Liebe. « Er begrüßte sie mit einem breiten Lächeln. » Bist das noch du unter all der Schminke? «
» Ganz tief drinnen, ja « , antwortete sie, als sie hinausgerufen wurden.
» Du siehst hinreißend aus, aber das hörst du sicher nicht zum ersten Mal. Mir persönlich bist du allerdings nackt lieber… ich meine natürlich das Gesicht « , flirtete James mit ihr.
Robert Hope, der Regisseur, legte anerkennend den Arm um ihre Schulter. » Perfekt, Rebecca. Bereit? «
» Ja « , antwortete sie nervös.
» Das wird sicher ganz prima « , beruhigte er sie. » Lasst uns die Szene einmal von Anfang an probieren. «
Zwei Stunden später kehrte Rebecca mit James in den Salon zurück und sank erschöpft in einen Sessel. » Gott, bin ich froh, dass es vorbei ist. «
» Super « , lobte James sie und zündete sich an der offenen Tür eine Zigarette an. » Den britischen Akzent hast du ausgezeichnet hinbekommen. «
» Danke. Du hast es mir leicht gemacht. «
» Ich finde, wir sind ein gutes Team. Der Kuss war richtig gut. « Er zwinkerte ihr zu.
Rebecca erhob sich errötend. » Ich hole mir was Kühles zu trinken. Bis später. « Sie verließ hastig den Raum, damit er sich keine falschen Hoffnungen machte. Den Blick kannte sie von anderen Schauspielerkollegen. James war ein netter Kerl, aber sie wollte ihn als Freund, nicht als Geliebten.
» Rebecca. « Steve hielt sie auf dem Weg zum Catering-Wagen auf. » Ihr Agent hat gerade völlig außer sich im Produktionsbüro angerufen. Er sagt, Ihr Verlobter hätte sich bei ihm gemeldet. Beide wollen wissen, wo Sie sind. Würden Sie sich bitte mit ihnen in Verbindung setzen? «
» Ich habe allen zweien eine Nachricht auf Band gesprochen, damit sie wissen, dass alles in Ordnung ist « , verteidigte Rebecca sich. » Aber ich habe hier keinen Handyempfang. «
» Ja, das Problem ist bekannt. Deswegen haben wir Lord Astbury gefragt, ob wir seinen Festnetzanschluss benutzen dürfen. Natürlich übernehmen wir die Kosten. Telefonieren Sie von dort aus. Schließlich wollen wir keine Schauergeschichten in der Zeitung, dass Sie entführt worden sind « , sagte er und entfernte sich.
Rebecca ging seufzend die Treppe hinauf, um ihr Handy zu holen, in dem alle ihre Nummern gespeichert waren.
» Rebecca? «
Sie drehte sich um. Lord Anthony.
» Hallo « , sagte sie unsicher, weil er sie wieder so anstarrte wie zuvor.
» Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich? « , fragte er. » Ich möchte Ihnen etwas zeigen. «
» Natürlich. «
» Bitte folgen Sie mir. « Er führte sie den Flur entlang zum hinteren Teil des Hauses. Dort blieb er stehen und wandte sich ihr zu. » Machen Sie sich auf eine Überraschung gefasst. « Dann öffnete er eine Tür, und sie betraten die große
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