Die Mitternachtsrose
«
» Stimmt « , bestätigte Rebecca. » Weswegen ich nicht dort lebe, sondern in New York. «
» Vernünftig. Ein Freund von mir, der vor ein paar Jahren in L. A. gedreht hat, sagt, die meisten Filmstars gehen praktisch nie aus dem Haus und verbarrikadieren sich hinter Sicherheitszäunen und Kameras. Für mich wär das nichts. «
» Ihr Freund hat recht, und ich finde es auch schrecklich. In New York ist das Leben sehr viel entspannter. «
» Nur nicht jetzt, wo Sie bis ins tiefste Devon verfolgt werden. «
» Ja, im Moment ist es ein Albtraum. « Rebecca legte den Löffel beiseite, obwohl sie kaum etwas von der Suppe gegessen hatte.
» Ich hab’s immer schon merkwürdig gefunden, dass junge Schauspieler sich nach Ruhm und Reichtum sehnen « , meinte James. » Der Preis ist hoch. Natürlich spiele ich nicht in Ihrer Liga, aber selbst meine Eskapaden sind ein gefundenes Fressen für die Presse. «
» Vermutlich erwarten die Leute, dass man sich irgendwann daran gewöhnt. « Rebecca seufzte. » Am meisten ärgern mich die Lügen. «
» Aber die Verlobung ist keine Lüge, oder, Rebecca? «
Rebecca ließ sich Zeit mit der Antwort, während James die Suppe abräumte und zwei Teller von der Warmhalteplatte nahm, die der Zimmerservice zur Verfügung gestellt hatte.
» Ich würde sagen, die Mitteilung war ein wenig… übereilt. Doch es stimmt: Jack hat mir tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht. «
» Und Sie haben ihn angenommen? «
» So ähnlich. Aber unterhalten wir uns doch lieber über den Film, ja? « , sagte sie abrupt.
» Gern. Miss Bradley, morgen Vormittag darf ich eine der schönsten Frauen der Welt küssen, und wahrscheinlich wird mir das eine schlaflose Nacht bereiten.« Er hob den Blick zum Himmel und seufzte theatralisch. »Die Schauspielerei ist nichts für Feiglinge. Rebecca, Sie sind wirklich ein ausgesprochen hübsches Geschöpf. « James beugte sich ein wenig vor, um sie genauer zu betrachten. » Kein bisschen Make-up. Nicht mal Lippenstift. «
» Morgen, wenn ich aus der Maske komme, werden Sie mich nicht mehr wiedererkennen. Dann sehe ich bestimmt aus wie ein Püppchen. «
» Das war eben der Stil damals « , erklärte James gelassen. » Haben Sie sich vor Jack jemals in einen Ihrer Kollegen verliebt? «
» Nein « , antwortete Rebecca ehrlich. » Und Sie? «
James trank einen Schluck Wein. » Sollen wir nicht, bevor ich diese Frage beantworte, du zueinander sagen? «
Rebecca nickte.
» Ich möchte nicht behaupten, dass ich ein Unschuldslamm bin « , gab er zu. » Bei der Arbeit mit so vielen tollen Frauen kommt man sich vor wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Ich war nicht besser, aber auch nicht schlechter als jeder andere junge Mann, mit dem einzigen Unterschied, dass ich im Rampenlicht stand. Aber wenden wir uns einem anderen Thema zu. Wie gefällt dir England bis jetzt? «
Je länger Rebecca mit James zusammen war, desto sympathischer fand sie ihn. Für einen so bekannten Schauspieler war er ziemlich normal geblieben, und er besaß Humor. Rebecca gefiel, dass er weder sich selbst noch seine Karriere sonderlich ernst nahm; für ihn war die Schauspielerei ein Job wie jeder andere. Im Vergleich zu Jack und seinen Klagen darüber, dass die Rollen, die man ihm anbot, seinem Talent nicht gerecht würden, wirkte James erfrischend.
» Seien wir ehrlich « , sagte er beim Pfefferminztee für sie und Kaffee und Brandy für ihn, » wenn wir beide hässlich wie die Nacht wären, würden wir wahrscheinlich nicht Elizabeth und Lawrence spielen. So ist es nun mal. «
Rebecca schmunzelte. » Ich muss allmählich los « , sagte sie, als sie sah, dass es bereits nach zehn war.
» Gut, dann verdrücke ich mich mal in mein Schlafzimmer nebenan, das verglichen mit deinem Schlossgemach bestimmt eher eine Besenkammer ist. Ich verabschiede mich hier, einverstanden? « , fragte er grinsend. » Eventuell draußen lauernde Fotografen sollen keinen falschen Eindruck kriegen. «
Rebecca bedankte sich und stand auf. » Dann bis morgen am Set. «
James küsste sie sanft auf beide Wangen. » Und, Rebecca: Wenn du jemals jemanden zum Reden brauchen solltest: Ich bin da. «
» Danke, gute Nacht « , sagte sie mit leiser Stimme und nahm die Treppe, weil ihr die unauffälliger erschien als der Lift. Draußen wartete bereits Graham im Mercedes auf sie.
Fünfzehn Minuten später betrat Rebecca ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Mrs Trevathan hatte die Nachttischlampe für sie brennen
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