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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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bis ich aufwache?«
    Â»Ja.« Er stand auf und trat zu Emily an die vom Mond beleuchteten Balkontüren. Vor dem Rechteck aus Licht blieb er stehen, als wäre das eine Linie, die er nicht überschreiten durfte.
    Â»Ich hatte fast vergessen, wie du aussiehst«, scherzte sie. Ein schlechter Scherz. Warum war sie so nervös?
    Weil er sie fast geküsst hatte.
    Â»Ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht«, erwiderte er mit ernster Stimme.
    Â»Bei mir haben ständig irgendwelche Leute gehämmert, gesägt oder gemäht. Da war es schwer, sich zu konzentrieren.«
    Er bedachte sie mit einem merkwürdigen Blick. »Soll das eine Entschuldigung sein?«
    Â»Und bei uns gibt es keine Klimaanlage. Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, sich ohne Klimaanlage zu konzentrieren?«
    Â»Dein Großvater hat den größten Ast der Eiche, der zu deinem Balkon herüberreichte, absägen lassen. Diesmal war es gar nicht so leicht, hier raufzukommen.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »Wie oft warst du denn schon in meinem Zimmer?«
    Â»Oft.«
    Ihr fiel der Tag ihrer Ankunft in Mullaby ein. »Mein erster Tag hier, mein Armband auf dem Tisch …«
    Â»Ich wusste, dass du kommen würdest«, erklärte er. »Und ich war gespannt auf dich. Das Armband habe ich auf dem Gehsteig vor dem Haus gefunden.«
    Â»Jetzt musst du dich nicht mehr hier reinschleichen«, sagte sie. »Das Geheimnis ist gelüftet.«
    Er trat zu ihr ins Licht, so nah, dass sie einander fast berührten.
    Zuerst geschah nichts, doch dann begann das Leuchten um ihn herum weiß zu glühen.
    Â»Ich hab gelogen«, flüsterte sie.
    Er wollte entsetzt zurückweichen. »Wie bitte?«
    Sie hielt ihn zurück. »Ich hab behauptet, dass ich vergessen hätte, wie du aussiehst. Das werde ich nie vergessen«, erklärte sie. »Niemals.«
    Er wölbte lächelnd die Hände um ihr Gesicht.
    Und endlich küsste er sie.

SECHZEHN
    M addie Davis rückte ihren Rucksack zurecht. Sie war tags zuvor in Mullaby eingetroffen und hatte sich, wie von ihren Eltern gewünscht, im Inn an der Main Street einquartiert. Eigentlich hatte sie das allein machen wollen, doch wenn es ihre Eltern beruhigte, konnten sie gern die Übernachtung in dem protzigen Hotel bezahlen, in dem jeden Abend vor dem Bettgehen ein Täfelchen Schokolade auf ihrem Kopfkissen lag.
    Sie hatte des Vollmondes wegen nicht gut geschlafen und den größten Teil der Nacht in einem Sessel mit Blick auf den Park verbracht. Beim Frühstück hatte die Leiterin des Hotels ihr erklärt, dass der Augustvollmond in der Gegend Störmond genannt werde und die Menschen rastlos mache.
    Beim Telefonat mit ihrer Mutter nach dem Frühstück hatte Maddie versucht, locker zu klingen. Doch ihre Mutter hatte sich nervös angehört. »Vielleicht wird jetzt endlich klar, von wem ich meinen Sarkasmus habe«, hatte Maddie gescherzt. »Wahrscheinlich habe ich ihn geerbt, und ihr könnt nichts dafür.« Ihre Mutter hatte nicht gelacht. Das hätte Maddie wissen müssen. Ihre Eltern waren die nettesten Menschen der Welt, besaßen aber nicht den gleichen Sinn für Humor wie sie. Maddie hatte schon früh gelernt, in ihrer Gegenwart ihre spitze Zunge im Zaum zu halten.
    Es war ein wunderbar sonniger Montagmorgen. Maddie sog die süßlich duftende Luft tief ein und entspannte sich. Der Ort gefiel ihr. Er erinnerte sie vage an etwas.
    Da sah sie ein Schild über einer Tür.
    J’S BARBECUE .
    Sie blieb wie angewurzelt stehen.
    Maddie hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, dieses Projekt endlich anzugehen, und nun war es so weit. Sie versuchte, ihm ein wenig von seiner Gewichtigkeit zu nehmen, indem sie sich dafür nur wenige Tage Zeit nahm, zwischen dem Ende ihres Sommerpraktikums in der Anwaltskanzlei ihres Vaters und ihrem ersten Schultag in Georgetown. Jetzt, da sie hier war, wusste sie nicht mehr, ob sie es tatsächlich durchziehen sollte. Was wollte sie damit bezwecken? Die Beziehung zu ihren Adoptiveltern war wunderbar. Und sie wusste genug über ihre leibliche Mutter, um sich zusammenreimen zu können, warum sie Maddie zur Adoption freigegeben hatte. Julia Winterson war sechzehn gewesen und hatte die Collier Reformatory besucht, ein damals revolutionäres Internat für Mädchen mit Problemen, das inzwischen finanzieller Schwierigkeiten wegen geschlossen war.

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