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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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Fähigkeit der Coffeys zu leuchten durfte kein Stigma anhaften, damit die Leute das, was sie gesehen hatten, akzeptieren und Mitleid haben konnten. Plötzlich wurde Emily klar, dass ihre Mutter deswegen die Schuld auf sich genommen hatte. Das war ihr erster Schritt zu einer neuen Persönlichkeit gewesen. »Ich werde es auch niemandem erzählen«, versprach sie.
    Morgan wandte sich Win zu.
    Â»Ich denke drüber nach«, sagte Win.
    Â»Und zwar zu Hause. Du hast Hausarrest.«
    Morgan ging zur Tür und hielt Win das Fliegenschutzgitter auf. Doch Win trat zu Vance.
    Â»Mit Ihrer Erlaubnis würde ich nach dem Ende meiner Strafe gern mit Ihrer Enkelin ausgehen.« Win streckte ihm die Hand hin.
    Â»Win!«, rief Morgan aus.
    Obwohl Vance genauso überrascht wirkte wie Morgan, ergriff er Wins Hand und schüttelte sie.
    Â»Win! Komm jetzt!«
    Win sah ein letztes Mal Emily an, die nach wie vor auf der Treppe stand, und fragte: »Bis bald?«
    Sie nickte, und er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, bevor er mit Morgan das Haus verließ.
    Morgan ließ die Fliegenschutztür laut und vernehmlich hinter sich ins Schloss fallen.
    Emily und Vance starrten die Tür eine Weile stumm an, bevor Emily sich schließlich ihrem Großvater zuwandte. »Warum hast du mir nicht gleich zu Beginn die Wahrheit gesagt?«
    Â»Ich musste ihr schwören, dass ich es niemandem verrate.« Vance setzte sich müde auf die Treppe. Er war im Sitzen größer als Emily im Stehen. »Lily hatte eine Cousine in San Diego, zu der Dulcie konnte. Sie hat dort die Schule besucht. Ich habe ihr bei ihrer Abreise einen Tag vor Logans Beisetzung ziemlich viel Geld gegeben. Sie hat versucht, sich ein neues Leben aufzubauen, aber ich glaube, dass sie nach allem, was passiert war, nicht mehr wusste, wo sie hingehörte. Nach ein paar Monaten hat sie die Schule geschmissen. Und noch mal ein paar Monate später ist sie weggelaufen. Einige Jahre lang habe ich Postkarten von ihr bekommen. Dann nichts mehr.«
    Â»Warum hast du nicht nach ihr gesucht?«, fragte Emily.
    Er zuckte mit den Achseln. »Weil mir klar war, dass sie nicht gefunden werden wollte. Sie wusste, dass sie von mir alles haben konnte. Aber das wollte sie nicht mehr. Ein gutes, anständiges Leben war für sie nur noch möglich, wenn sie alles hinter sich ließ. Die Coffeys, Mullaby … mich.«
    Â»Sie hätte zurückkommen und die Wahrheit sagen können! Dann hätten alle gesehen, dass sie ein guter Mensch geworden war. Sie hätte erlöst werden können.«
    Â»Ich glaube, sie hat auf andere Weise Erlösung erlangt«, sagte Opa Vance, den Blick auf seine verschränkten Hände gerichtet. »Beim Abschied hat sie mir erklärt, sie würde ihre Kinder niemals so erziehen wie ich sie. Sie würde ihnen Verantwortungsgefühl beibringen. Ihre Kinder würden ganz anders werden als sie. Ich hoffe, dass sie mir irgendwann verziehen hat. Doch es geschähe mir recht, wenn sie es nicht getan hat.« Er holte tief Luft. »Eins steht jedenfalls fest: Sie hat eine bemerkenswerte Tochter aufgezogen.«
    Emily zögerte kurz, bevor sie sich zu ihm setzte und ihre Hand auf die seine legte. »Du auch, Opa Vance.«
    Vance überlegte, ob er frühstücken gehen sollte, und entschied sich am Ende dafür, weil er keine Fragen über seine Abwesenheit beantworten wollte. Niemand musste erfahren, was sich am Morgen zugetragen hatte.
    Als er einige Stunden später vom Frühstück nach Hause kam, war er erschöpft. Nach der Konfrontation mit Morgan hatte er das Gefühl, einen Zusammenstoß überlebt zu haben. Seine Nackenmuskeln schmerzten, und seine Gelenke waren steif. Am liebsten hätte er sich hingelegt und ein Nickerchen gemacht.
    Doch stattdessen sah er im Trockner nach.
    Er hatte nicht vorgehabt, Morgan gegenüber so wütend zu werden, weil man die Person, die man anbrüllte, nicht änderte. Aber wütend auf sich selbst zu werden war etwas anderes. Sich selbst konnte man ändern. Und Vance war ziemlich oft auf sich selbst wütend.
    Wegen vieler Dinge.
    Weil er zu lange untätig geblieben war. Weil er zu lange in der Vergangenheit gelebt hatte. Weil er Dulcie kein besserer Vater gewesen war. Weil er einen so großen Teil von Emilys Leben nicht kannte.
    Er bückte sich ächzend, um die Tür des Trockners zu öffnen. Vance fühlte sich wie ein sehr

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