Die Mondspielerin: Roman (German Edition)
Taten entgegen.
Welche Frage hat man Ihnen in einem Interview noch nie gestellt, die Sie aber gerne beantworten würden?
Wie heißt Ihre Muse?
Apoll, und er ist ein eifersüchtiger, dämonischer, hungriger, strenger Liebhaber, der niemanden neben sich duldet. Wir schlossen einst einen Pakt, ich forderte Gedankenfreiheit, er forderte Hingabe. Müsste ich mich also zwischen der menschlichen Liebe und der Liebe zum Schreiben entscheiden, wäre es letztlich das Schreiben, das ich wählte. Zum Glück muss ich diese Entscheidung nicht treffen.
Die Bretagne von A bis nicht ganz Z
Aremorica
Aremorica, das Land am Meer, schmiegt sich in den rauhen Atlantik hinein wie die Kralle eines Drachen. Zweitausendvierhundert Kilometer rauhe Küstenlinie, dahinter ein granitgraues Land mit Wäldern und Kapellen – nein, das hier ist nicht mehr Frankreich, das ist die Bretagne, das Land des Ankou, der Menhire und Zauberwälder, der Galettes, Dudelsäcke und der keltischen Wurzeln. Erst erobert durch Iren und Griechen, später von Kelten und Angelsachsen aus Großbritannien, schließlich als selbständiges Königreich von Seefahrern, Bauern und Druiden bewohnt, besitzt dieser westlichste Ausläufer Frankreichs eine eigene Historie – die bis heute die teilweise sehr unfranzösischen Eigenheiten von Land, Leuten und Leben prägt.
Bar Tabac
Sie sind Café, Kneipe, Lotto- und Wett-Annahmestelle, Zigaretten- und Zeitschriftenladen, Sportsbar und Nachrichtendienst der Gemeinde in einem: die Bar Tabacs, die kleinen Schankbistros mit dem Monopol zum Zigarettenverkauf. Der beste Weg, um sich als Zugezogener in einem Dorf oder einem Viertel unbeliebt zu machen, ist, die Bar Tabac nicht regelmäßig aufzusuchen, um ein petit coup Rosé zu sie sich zu nehmen – oder beim Betreten gar auf das laute Bonjour zu verzichten!
Bretonisch (Brezhoneg)
Es klingt wie ein Tanz hustender Silben: Bretonisch (Ar Brezhoneg) gilt als letzte in Europa gesprochene Variante des Keltischen und ist mit der walisischen Sprache verwandt. Ab 1900 wurde es mit der Einführung der Schulpflicht systematisch als »viehische Sprache« unterdrückt; wer es sprach, dem wurde ein Holzschuh umgehängt, und er galt als Dummkopf. Heute sprechen noch zirka einhundertsiebzigtausend Bretonen die brittophone Sprache ihrer Vorfahren, sogenannte »Diwan-Schulen« bringen Kindern seit 1985 vermehrt wieder Bretonisch bei. In der Nord-Bretagne verraten die zweisprachigen Ortsschilder (zum Beispiel Concarneau: Konk Kerne) den Stolz der Bretonen auf ihre Wurzeln.
Einige bretonische Begriffe:
Armor:
Land am Meer
Argoat:
Land des Waldes
Kenavo:
Auf Wiedersehen
Ker:
Dorf, Häusergruppe, Weiler
Lan:
geweihter Ort, Einsiedelei, Abtei
Loc:
Einsiedelei, einsamer Ort
Salud:
Hallo
Ty:
Haus
Yec’hed mat:
Zum Wohl
Butterkuchen – der Kouign Aman
Das »Butterbrot« ist ein bretonischer Akt der Rebellion – gegen das Verbot der christlichen Kirche, in der Fastenzeit Kuchen zu backen. Unbeeindruckt von derlei Albernheiten schufen die Bäcker in Douarnanez den ersten bretonischen Kouign Aman (Sprich: quien-aman). Er besteht (im Original zu gleichen Teilen!) aus Mehl, Eiern, gesalzener Butter (demisel) und Zuckergrieß (semoule), der Teig wird mehrfach gefaltet und geschichtet. Jede Bäckerei hütet ihr persönlich verfeinertes Rezept wie einen Staatsschatz.
Galette
Die Galette oder Crepe de blé noir ist so etwas wie die Bratwurst der Bretagne: Der hauchdünne, zum Kuvert gefaltete National-Pfannkuchen wird nicht aus Weizen-, sondern aus Buchweizenmehl (blé noir) auf heißem Stein oder Eisenplatten gebacken, mit salziger Butter bestrichen und mit salzigen Zutaten belegt. Der Klassiker ist die Galette Compléte: geriebener Käse, Kochschinken und Spiegelei, dazu einen Steingutbecher Cidre doux (lieblich; die Brut-Variante schüttelt die Plomben aus den Zähnen!). Eine auf den Küchenschrank geworfene Galette soll Glück beim Einzug in ein neues Heim bringen. Nur ohne Spiegelei, bitte.
Gezeiten
Nirgends sonst als an der bretonischen Atlantikküste sind die Tidenhube so gewaltig – der Wasserstand kann bis zu vierzehn Meter (Mont St. Michel) fallen oder steigen, dazu verschieben sich Ebbe und Flut täglich um zwanzig bis dreißig Minuten. Deswegen liest der Bretone die Gezeitentabelle in der Zeitung: um beim Baden
Weitere Kostenlose Bücher