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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Rand der Zeitung; alles »Öffentliche«: am Computer) kommt das Beobachten, Nachdenken, Nachfühlen, Leben, Scheitern, Träumen, Lesen, Hören. Wie Samen, die in einen wilden Garten gespuckt werden, so pflanzt sich alles in meinem Leben an jener unbenannten Stelle ein, aus der ich irgendwann Geschichten, Helden, Bilder ausgrabe. Um in der Metapher zu bleiben: Geharkt und aufgeräumt ist dieser Garten nicht! Hier modert ein Misthaufen vergangener Kränkungen, daneben wiegt sich ein geschmückter Tannenbaum mit tragischen Gesichtern aus der U-Bahn, dort blüht eine wilde, duftende Blume sinnlicher Phantasien. Und was hockt da am Brunnen? Ach so, nur der Minotaurus mit den Manolo-Blahnik-Pumps, ein Zwitterwesen aus angelesenen Mythen und modernen Märchenfrauen aus der Zeitung.
Nun arbeite ich seit 1992, also knapp neunzehn Jahre und damit die Hälfte meines Lebens (Schluck!), in der Doppelfunktion Journalistin/Schriftstellerin. Als freie Journalistin – nach den Ausbildungs- und Probierjahren in diversen Zeitschriften- und Tageszeitungs-Redaktionen arbeite ich seit 1999 als freie Publizistin, Kolumnistin, Essayistin, Reporterin – habe ich mir einen Wochenplan aufgestellt, um sämtliche meiner regelmäßigen Kunden zu versorgen. Doch wo das Journalistische mit Handwerk sauber zu stemmen ist, in seiner Länge überschaubar und meist bar jeder Fiktion, ist das Romanschreiben ein anderes Universum. Sinnlicher, emotionaler, diffuser, vollblütiger. Es steckt mehr »ich« darin.
Und ab da wird es spannend.
Es gibt den Satz: Was ein Schriftsteller Mittwoch kann, hat er Donnerstag verlernt. Das bezieht sich auf die Unzuverlässigkeit der Muse (manche nennen es auch »Flow« oder »Schreibfluss«) selbst bei erfahrenen Schriftstellern: Mal läuft es wie verrückt, die Dialoge, die Bilder, die Intuition, wann was in der Geschichte wie passieren soll. Die Figuren stehen einem so klar vor Augen, als säßen sie mit am Frühstückstisch, sie werden zu Menschen (ich nenne meine Helden ungern Figuren. Dafür leben sie zu sehr). Die eigene Seele ist völlig aufgeräumt, mutig, der innere Zensor (»Wer will das denn lesen?«) schweigt. Man ist ganz und gar in der Geschichte und interessiert sich weder für seine Anverwandten, die Bügelwäsche noch die Schlagzeilen des Tages. Rausch. Etwas in einem scheint zu diktieren, alles fliegt, ist frei. Werde ich gerade benutzt oder nutze ich etwas in mir?
Egal, nicht denken, schreiben!
An den anderen fünfundzwanzig Tagen im Monat tröpfelt der Fluss vor sich hin. No flow. »Schreib was Nettes. Was Lustiges. Wie den Bestseller da. Und denk an die Frauenfrage.« Viel zu viele Gedanken. Wie sehr die stören! Da bricht das wirkliche Leben in den Kopf und vor allem, die Gefühle ein.
Ich schreibe zu einem Viertel mit dem Verstand, den Rest mit Gefühl. Aber wohin mit Lebenskummer, wenn man gerade eine heitere Szene dichtet? Wohin mit Alltagssorgen, wenn just das Happyend ansteht? Und was machen das Konto, der leere Kühlschrank – sollte man nicht lieber einen leichthändigen Vampirroman schreiben statt einer »schwierigen« Geschichte?! (»Nein«, schnauzt das Talent, »das kannst du gar nicht, du kannst nur, wie du bist. Wenn du dich verbiegst, hau ich ab!«)
Sätze, die gestern noch so schnell kamen, schneller, als ich tippen konnte, wollen heute zäh errungen werden. An diesen Tagen zeigt sich die gänzlich unromantische Seite schriftstellerischer Arbeit. Da ist Umgraben angesagt, Jäten, Rausreißen kümmerlicher Gewächse. Und irgendwie diese störenden Gedanken zu eliminieren. Manchmal hilft nichts anderes als ein Gang runter zum jüdischen oder portugiesischen Café. An Kaffeehaustischen sind mir bisher noch alle Romane eingefallen oder eine Lösung, wie die Szene weitergehen soll. Und in einem Café findet mich auch wieder die Überzeugung, dass der Rausch erneut kommen wird und ich ihn bis dahin eben mit Handwerk und Disziplin herbeilocken muss.
Sie sind unter Ihrem Pseudonym Anne West bekannt und erfolgreich als Fachfrau für Erotik. »Die Mondspielerin« ist etwas völlig anderes – wie kam es dazu?
Die Mondspielerin ist mein »viereinhalbter« Roman (Der halbe ist eine 60-seitige Kriminalnovelle, die anderen drei sind ein Krimi, ein Sciencethriller und ein Roman über die Schattenseiten der Schönheit) und jener, der mir am meisten bedeutet. Es war die vergangenen vierzehn Jahre, seit der Geburt von Anne West, nicht einfach, ein belletristisches Gegengewicht zu schaffen –

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