Die Monster-Strige
geworden, sie kam nicht mehr zurecht. Zudem steckten jetzt sechs Lanzen in ihrem Gefieder. Zwei von ihnen hatten sich tief in den Körper hineingebohrt.
Für den Eisernen Engel wurde es Zeit, daß er sich für seine Lebensrettung revanchierte.
Er war schnell, und er wurde kaum gesehen. In der folgenden Zeit bewies er, wie sicher und gut er mit seinem Schwert umgehen konnte. Er drosch zu, er zerhämmerte die schwarzen Skelette, daß ihn die Knochen umflogen.
Sie jagten durch die Schlucht, sie prallten gegen die Wände, die hell klingenden Geräusche waren Musik in den Ohren des Kämpfers, der nicht nur am Boden stand, sondern sich immer wieder in die Luft schwang, wobei er über die Gestalten kam wie ein rächendes Gewitter.
Er vernichtete, er zerstörte.
Der Boden der Schlucht war vom dampfenden Blut der Flugdrachen bedeckt, in dem die Teile lagen, in die diese Reittiere zerstückelt worden waren.
Der Kampf hatte einen Sieger gefunden.
Die restlichen Skelette versuchten, ihre Reittiere und die knochigen Körper zu retten. Sie schwangen sich wieder in die Luft, sie jagten hoch in den Nachthimmel, und eine letzte Lanze flog wie verloren nach unten, ohne jedoch ein Ziel zu treffen. Sie prallte zu Boden, kippte um und blieb dort lieben.
Es war vorbei, und der Eiserne Engel ließ seine Waffe sinken, bevor er sich seinem Helfer zuwandte.
Nein, das stimmte nicht ganz.
Der Monstervogel war zwar sein Helfer gewesen, zugleich aber auch sein Lebensretter.
Die übergroße Strige stand auf dem Fleck und zitterte. Sie war verletzt, das konnte der Eiserne erkennen, denn aus dem Körper ragten die Lanzen hervor.
Die Augen starrten ihn an. Sie hatten sich nicht verändert. Innen die schwarzen Kreise, um sie herum verteilten sich die gelben und roten Farben. Der Eiserne nickte dem Wesen zu. Dann ging er noch näher heran, griff nach den Lanzen und zog die erste aus dem Körper hervor.
Der übergroße Vogel zuckte für einen Moment, aber kein Laut drang aus seinem langen Schnabel.
So machte der Engel weiter und versuchte zugleich, auf einer anderen Ebene Kontakt aufzunehmen. Sie kommunizierten wieder miteinander, und plötzlich gab es zwischen ihnen keine Mauer mehr.
Sie kamen sich vor, als hätten sie sich schon lange gekannt, als wären sie Freunde gewesen.
»Du hast mir das Leben gerettet«, sagte der Eiserne. »Ich wäre ohne dich verloren gewesen.«
»Ja, das stimmt.«
»Ich werde es nie vergessen.«
Nach diesen Worten hatte er den Eindruck, als wäre im Innern der Augen etwas dabei, sich zu verändern. Ein starrer Blick traf ihn, noch starrer als zuvor, aber auch mit einer gewissen Botschaft darin, über die der Eiserne noch nachdenken mußte. Er kam noch nicht zurecht, in seinem Kopf beschäftigten sich die Gedanken noch zu sehr mit dem eben Erlebten, und er hörte dann, wie der andere wieder sprach.
»Ich hoffe, du hast dieses Versprechen bei klarem Verstand gegeben.«
»Ja, das habe ich.«
»Dann werde ich dich vielleicht irgendwann einmal daran erinnern müssen.«
»Irgendwann?«
»Ja.«
»Du hast sehr rätselhaft gesprochen. Du bist überhaupt ein Rätsel für mich. Ich weiß ja nicht mal, woher du kommst, wo deine Heimat ist. Ich habe dich hier nie gesehen.«
»Das weiß ich, aber ich gehöre eben zu einem anderen Land. Ich lebe im Norden, wo die Wälder sehr dicht sind und die Wärme des Sommers uns oft vergißt. Wir sind ein besonderes Volk, und wir haben schon lange dort gelebt. Aber ich weiß auch, daß wir uns irgendwann eine neue Heimat suchen müssen, denn die Umgebung bei uns wird immer feindlicher. So hat man mich losgeschickt, und ich bin lange Zeit nach Süden geflogen, um hier bei euch zu landen. Aber auch diese Welt gefällt mir nicht, ich werde wieder zurückfliegen und in meiner Heimat weiterhin existieren, wo ich mir dann meine Nahrung holen werde, um wieder zu Kräften zu kommen.«
»Was bist du für ein Wesen?« fragte der Engel.
»Wir nennen uns Strigen.«
»Das habe ich noch nie gehört.«
»Ich weiß es, denn die Welt ist einfach zu groß. Es gibt uns sehr lange, damals, als noch die gewaltigen Tiere die Welt bevölkerten und es keine Menschen gab, haben wir uns anpassen müssen, um nicht von den anderen Vögeln oder Sauriern gefressen zu werden. Wir sind so gewachsen, wir konnten uns wehren, aber wir sind dabei, uns wieder zu verkleinern, denn die großen Gefahren sind für uns vorbei. Wir entwickeln uns zurück, aber wir haben dabei versucht, andere Welten zu erobern. Wir
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