Die Monster-Strige
dominierten.
Ein wenig erinnerten mich die Häuser auch an die Bauten, die ich in Irland gesehen hatte. Hier jedoch waren sie schmucker und wirkten neuer. Die Kirche schaute mit ihrem Turm als Wächter über die Stadt hinweg, als wollte sie ebenfalls Ausschau nach der Bedrohung halten, von der wir auf der Fahrt zum Ziel ebenfalls nichts gesehen hatten.
Keine Strige.
Ein klarer und wunderbarer nordischer Sommerhimmel, auf dem sich hin und wieder eine weiße Wolke verlor. Das satte Grün der Landschaft bildete einen Kontrast, und zwei in der Nähe liegende Teiche sahen aus wie Spiegel.
»Aklund wird es sich nicht eingebildet haben«, sagte Ken Finlay. »Das glaube ich einfach nicht.«
»Wer ist Aklund?« fragte ich.
»Der Polizist. So etwas wie diesen Monster-Vogel saugt man sich nicht aus den Fingern.«
Wir hatten die ersten Häuser erreicht und rollten an ihnen vorbei. Die Fensterläden wirkten wie frisch gestrichen und poliert. Sommerblumen standen auf den Bänken und grüßten mit ihrer farbigen Pracht.
Ihr Duft wehte auch durch die offenen Wagenfenster gegen unsere Nasen und vermischten sich mit dem des frischen Grases.
Auch die Menschen machten auf uns keinen ängstlichen Eindruck. Sie benahmen sich normal. Dabei strömten sie eine Ruhe oder heitere Gelassenheit aus, die es nur noch selten gab. Wer so handelte, lebten wirklich im Einklang mit der Natur.
Kenneth Finlay kannte sich hier aus und fuhr uns auf dem direkten Weg zur Polizeistation.
Aklund sprach recht gut Englisch, wie Finlay uns berichtet hatte. Er war die Ruhe in Person oder ruhte in sich selbst. Daß er angerufen hatte und dabei so aufgeregt war, hatte der gute Ken bei ihm noch nicht erlebt.
Parkplätze gab es genug. Die meisten Bewohner fuhren sowieso Geländewagen, hin und wieder sahen wir auch einen Volvo.
Das Haus, in das wir wollten, lag etwas versetzt zu den übrigen. Um es zu erreichen, mußten wir durch einen Vorgarten. Es war eine Wiese.
Sommerblumen begrüßten uns. Fenster, hinter denen Gardinen hingen.
Auf dem rötlichgrauen Dach blitzte eine Antenne.
Wir entdeckten auch Vögel. Sie aber waren völlig normal und flogen auch normal.
Hinter den Gardinen der Fenster bewegte sich nichts, als wir auf das Haus zugingen. Finlay ging recht schnell, als fürchtete er sich davor, zu spät zu kommen, was aber nicht der Fall war, denn die Tür öffnete sich und Aklund hatte seinen Auftritt. Er trug eine Uniform, die sicherlich auf seinen Leib geschneidert war, denn diese Fülle paßte in keine normale Konfektionsgröße. Dabei war der Mann nicht dick, er war eben nur mächtig, sehr stabil, auch breit in den Schultern und würde auch den größten Randalierern Respekt einflößen. Seine Gesichtshaut war von der Sonne gerötet und nicht gebräunt, was wohl an seiner hellen Haut lag, auf der sich die Sommersprossen verteilten.
Er redete mit Ken Finlay, und seine Stimme hörte sich aufgeregt an.
Dabei deutete er zum Himmel. Ken wollte ihn beruhigen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er redete auch und drehte sich um, wobei er auf uns zeigte. Wir traten näher.
Ken stellte uns vor, und in das Gesicht des Polizisten trat Erleichterung.
»Dann haben wir ja Hilfe bekommen«, sagte er.
Sein Englisch hatte den typisch nordischen Akzent. »Wir werden sehen«, sagte ich. »Kommt rein.«
Im Innern des Hauses gab es natürlich auch ein Dienstzimmer. Zugleich wohnte Aklund auch hier, und so war das Dienstzimmer gleichzeitig sein Wohnraum. Die hellen Sitzmöbel aus Kiefer waren mit einem bunten Stoff bezogen, der blaue und gelbe Streifen zeigte. Unter der Decke schaukelte eine Lampe mit einem Stoffbezug, es wirkte alles sehr sauber und klar.
Daß in den Vasen Blumen standen, ließ auf die Anwesenheit einer Frau schließen, auch wenn sie im Moment nicht zu sehen war.
Wir hatten unsere Plätze eingenommen und tranken zur Begrüßung Tee, den der Mann zubereitet hatte. Er wirkte etwas verlegen, als er uns anschaute, so als wollte er sich für gewisse Dinge entschuldigen. Es konnte auch sein, daß er den Besuch zweier wildfremder Menschen nicht gewohnt war. Hinzu kam, daß er über ein Thema sprechen mußte, das es eigentlich nicht geben konnte.
»Du hast den Vogel gesehen«, stellte Finlay fest.
»Ja.«
»Bevor wir in die Einzelheiten gehen, Aklund, laß dir gesagt sein, daß die beiden Männer hier mein vollstes Vertrauen haben. Ich habe sie nicht grundlos geholt, das weißt du, denn du hast dir ja auch meinen Film anschauen können,
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