Die Monster-Strige
ergeben.
Wir konnten nachfühlen, was der Mann mitgemacht hatte, der seine Frau oder Partnerin hatte filmen wollen, dann aber vom Grauen überrascht worden war. Er hatte den Tod der geliebten Person miterlebt und gefilmt!
»So ist es gewesen«, flüsterte er. »Und der Tod meiner Partnerin Swetlana hat mir den Rest gegeben. Man muß gegen dieses verdammte Monstrum einfach ankämpfen. Man muß es töten, bevor es noch mehr Unheil anrichtet. Es ist wie aus dem Nichts gekommen, es ist sehr beutegierig und unersättlich, wobei es keine Rücksicht darauf nimmt, ob es Menschen oder Tiere frißt.«
»Sie haben sich darüber Gedanken gemacht, Mr. Finlay«, sagte ich.
»Sicher.«
»Wie kam es dazu?«
»Ich bin Engländer, lebe und arbeite aber in Schweden, weil ich dort ideale Bedingungen vorfinde. Zwar habe ich schon auf den Hebriden geforscht und den Orkneyinseln, aber die Polargegend in Nordschweden ist für mich immer etwas Besonderes, was Flora und Fauna angeht.«
»Sie sind Naturforscher, denke ich.«
»Ja, Ökologe.« Er schaute auf seine Füße. »Ich beschäftigte mich vor allen Dingen mit dem Klima in diesen Breitengraden. Es geht um das Ozonloch, es geht um die Vegetation, um die Luftverschmutzung, aber das kennen Sie ja alles.«
»Forschen Sie allein?«
»Inzwischen ja. Früher hatten mich außer meiner Partnerin auch einige Mitarbeiter unterstützt. Zumeist Freiwillige. Wir waren eine internationale Clique. Die jungen Leute kamen aus allen Teilen Europas zu mir, aber ich schickte sie gleich weg, als die Strige auftauchte. Sie sollten nicht in Gefahr gebracht werden.«
»Das Monster hat sich die Frau geholt wie ein Vogel seine Fischbeute«, sagte Suko. »Das ist ja nicht normal. Auch nicht normal erscheint mir Ihr Wissen über die Strigen, Mr. Finlay Woher haben Sie das?«
Er lächelte müde. »Wenn man wie ich in einem Land lebt, für das man sich interessiert, dann schaut man auch hinter die Kulissen. Man interessiert sich für die Kultur, für vieles andere, auch für die Geschichte und die Geschichten.«
»Sie sprechen von Sagen und Legenden.«
»Ja, Suko. Und darin haben die Strigen oder Satans-Eulen einen besonderen Stellenwert.«
»Das wissen wir.«
»Deshalb bin ich ja gekommen. Um es auf den Punkt zu bringen. Ich bin hier, weil ich mir von Ihnen Hilfe im Kampf gegen dieses Monstrum erhoffe. Und die Zeit drängt, denn dieses Monstrum wird sich weitere Opfer holen. Daß es sich mit Tieren nicht zufrieden gibt, haben Sie ja gesehen. Das Monstrum geht auf Menschenjagd!«
Ich übernahm wieder das Wort. »Wir haben im ersten Teil des Films ein Haus gesehen. Hat es eine besondere Bedeutung?«
Finlay nickte. »Es ist mein Haus.«
»Sie wohnen und arbeiten dort?«
»Ja, ich habe dort meine Meßstation und auch ein kleines Labor.«
»Wie weit liegt es von der nächsten Ortschaft entfernt?«
»Knapp fünf Meilen.«
»Das ist recht nah.«
»Für schwedische Verhältnisse schon.«
»Aber Ihr Haus ist noch nicht angegriffen worden?«
»Bisher blieb es verschont. Aber das wird nicht die Regel bleiben, denke ich.«
»Ja, das stelle ich mir auch so vor.«
»Sie haben die Aufnahmen gemacht?« wollte Suko noch einmal wissen.
Er nickte. »Zusammen mit einem Freund. Wir beide saßen im Hubschrauber und hatten eigentlich Glück, daß wir nicht von der Strige angegriffen worden sind. Trotzdem war das Leben meinem Freund zu stressig. Er hat sich wieder zurückgezogen.«
»Wohin?«
»Ich weiß es nicht. Er ist gegangen, und er hat dabei geweint. Ich habe nichts mehr von ihm gehört. Ich weiß zuwenig. Die Monster-Strige erschien urplötzlich. Ich weiß nicht, wo sie hergekommen ist. Sie muß irgendwo gelauert und auf eine günstige Gelegenheit gewartet haben. Jetzt ist sie da, und sie wird sich auch weiterhin Beute holen wollen. Es sei denn, wir können sie stoppen.«
»Da haben Sie recht«, murmelte ich.
»Wie sind Sie überhaupt auf uns gekommen?« wollte Suko wissen.
»Eigentlich auf Umwegen. Ich habe in einer Zeitschrift einen Artikel gelesen, der von einem gewissen Bill Conolly geschrieben worden ist. Er berichtete darin über unheimliche Vorgänge, über Rätsel, die bisher nicht oder kaum gelöst werden konnten, und er erwähnte in seinem Bericht auch die Strigen. Ich rief den Mann an, erreichte nur seine Frau, weil Bill auf Reisen war, und sie wiederum verwies mich an Sir James. So hat sich der Kreis geschlossen.«
»Ah ja.«
Finlay hob die Arme und schaute uns an. »So, Sie haben jetzt
Weitere Kostenlose Bücher