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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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zu zucken.
    «Eins», sagte ich, froh, dass Peter mein Unbehagen nicht bemerkt hatte. «Ich bin Templetonianerin. Eigentlich bin ich
die
Templetonianerin.» Ich nahm mir ein weiteres Gläschen, kippte es und sagte: «Und zweitens: Ich weiß, wie man trinkt.» Erst nach dem zweiten Drink wurde mir bewusst, dass es Whisky war, den ich da trank.
    Felcher pfiff kurz durch die Zähne und sagte: «Meine Fresse.»
    «Dann gilt es jetzt», sagte Peter. «Cowboygesichter. Kennt jeder die Regeln?»
    «Trink ein Glas und tu so, als würde es nicht wehtun. Setz ein so stoisches Gesicht auf wie möglich», sagte Zeke und trank einen Schnaps mit so ungerührter Miene, dass es aussah, als hätte er Wasser getrunken.
    «Einverstanden», sagte Peter, nahm ein Glas und trank, doch dabei flatterten seine Nasenflügel ein wenig, und es war eine klitzekleine Anspannung um sein Kinn herum, sodass Felcher und ich uns einig waren, dass er in dieser Runde keine Punkte bekommen würde, weil sein Cowboygesicht ziemlich schrecklich gewesen war.
    Irgendwann etwa beim fünften Glas legte Felcher die Hand auf mein nacktes Knie, und ich ließ sie dort liegen. Mein Knie war kalt, überlegte ich, und er wärmte es eben ein bisschen auf. Irgendwo etwa beim siebten Schnaps sah Peter Lieder die Hand auf meinem Knie und warf uns beiden einen seltsamen Blick zu. «Muss mal für kleine Jungs», sagte er und schlängelte sich durch die Menge.
    Jetzt, wo ich mit Felcher allein war und mir der Alkohol langsam zu Kopf stieg, schaute ich in die Bar hoch und sah, dass das Leben doch nicht so schlimm war, wie ich befürchtet hatte. Bobbie Jean LaMarck tanzte neben der Jukebox zu irgendeinem männerfeindlichen Countrysong,Felcher raunte mir irgendeine Geschichte über die Entenjagd ins Ohr, und für den Moment hatte ich meine eigenen Probleme vergessen. Ich fühlte mich wohl und schläfrig. Als Peter an den Tisch zurückkam, hatte er ein kleinwüchsiges, dickliches Mädchen im Schlepptau, offensichtlich eine Touristin. Sie trug eine Baseballcap mit dem Schild nach hinten und hatte unter den Augen dicke Schmierspuren vom Mascara, weil sie offenbar beim Auftragen geblinzelt hatte, bevor er trocken war. «Leute», sagte Peter. «Das ist Heather. Ist doch süß, nicht?»
    «Hinreißend», meinte Felcher trocken. «Wie alt bist du denn, Schätzchen?»
    Sie blinzelte. «Achtzehn?», sagte sie und schaute Peter an, als wollte sie von ihm eine Bestätigung.
    «Hast du das gehört? Achtzehn. Tolles Alter, wirklich toll», sagte Peter. «Wir machen einen kurzen Spaziergang zum See runter. Ich hab ihr gerade alles über Flimmy und so erzählt. Über das Ungeheuer. Es hat sie unheimlich interessiert.»
    «Es ist ja soooo cool! Ein richtiges Ungeheuer! Wow! Und dann noch das!», rief das Mädchen. «Es ist ja so romantisch heute Abend! Mit all den Blumen! Und dem Mond!»
    «Tschüs dann, Süße», sagte ich. «Und pass auf. Der ist ein ganz Zurückhaltender, unser Peter-Lieder-Allesfresser.»
    «Ach, echt?», sagte sie, kicherte und folgte Peter Lieder zur Tür hinaus und in die Nacht. Felcher und ich sahen von der Bar aus zu, wie Peter seinen gelben Pullover auszog und ihn ihr fürsorglich über die Schultern legte. Sie strahlte ihn von unten an.
    «Verdammt», sagte ich zu Felcher. «Peter Lieder hat echt einen Schlag bei den Mädels.»
    «Hab’s dir ja gesagt», erwiderte er und schmiegte dann seine Nase an meine Schulter. «Du riechst so gut, Willie Upton», sagte er. «Was für ein Parfüm benutzt du? Am liebsten würde ich dich auffressen.»
    «Seife», antwortete ich und zog mein Knie unter seiner Hand hervor.«Ich geh jetzt heim.»
    «Was?», fragte er. «Jetzt schon? Es ist doch erst halb zwölf.»
    «Na ja. Ich bin jedenfalls betrunken genug, um dich attraktiv zu finden.»
    «Auweia», sagte er. Er sah gekränkt und irgendwie verschwommen aus.
    «Tut mir leid», erwiderte ich.
    Er schenkte mir sein charmantestes Grinsen und sagte: «Soll das heißen, dass du mich mit nach Hause nimmst?»
    «Auf keinen Fall», sagte ich.
    «Warum nicht?», fragte er. Jetzt klang er ein bisschen weinerlich.
    «Weil», sagte ich, «du
nicht
mit einer Frau verheiratet bist, mit der du zwei Kinder hast, Felcher. Sorry. Nichts für ungut. Wir werden einfach nur gute Freunde sein.»
    «Kann ich dich nicht wenigstens heimbringen?»
    «Kommt nicht infrage», sagte ich. «Ist doch gleich um die Ecke. Und weißt du was? Ich will nicht gesehen werden, wie ich mit dir weggehe. Tut mir leid, wenn

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