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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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mich nicht auf dich eingelassen hab. Ziemlich clever. Damals war ich das wenigstens. Jetzt nicht mehr. Ne, ne, ne. Jetzt bin ich ziemlich abgefuckt. Sogar meine Mom sagt das. Und die war nie die allergrößte Leuchte. Ich meine, hatte nie die größte Birne. Ist auch egal.»
    Mittlerweile waren wir in der Garage angekommen. Es war kühl hier, und der vertraute Geruch nach Zuhause stieg auf, nach Stroh undStaub, nach Bitterorangen. Ich fühlte mich sehr entspannt, aber auch furchtbar müde. Die Strecke zwischen der Eingangstür und meinem Zimmer kam mir gewaltig vor, wie ein Marathon.
    «Ich», sagte Felcher jetzt, «war jedenfalls
immer
in dich verknallt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du abgefuckt bist, wirklich nicht, Queenie.»
    Und dann lehnte sich der Körper dieses großen Mannes an mich, drückte mich gegen die Tür. Und sein Atem war ganz nah an meinem Gesicht, und dann war sein Gesicht nah an meinem Gesicht, dann seine Lippen an meinen Lippen, und er küsste mich. Meine Lippen waren taub, aber es war trotzdem so, wie es immer geheißen hatte: dass Felch ein
begnadeter
Küsser war. Mit Lippen, ganz weich und voll. Und einer Zunge, die gerade eben fordernd genug war. Ich machte die Augen zu, weil alles vor mir und im Dunkel meiner Augenlider verschwamm. Ich vergaß, wo ich war. Alles um mich herum versank: Templeton, Averell Cottage, der lange, seltsame Tag. Und da war ich, nirgendwo anders als in meiner Haut, und langsam wurde mir wärmer, es waren seine Hände und sein Mund, die mich anheizten, Hände, die langsam über meinen nackten Schenkel strichen, die Tür drückte sich hart gegen meinen Rücken, und in der Einsamkeit des Moments, der traumähnlichen Seltsamkeit dieses Moments vergaß ich, dass Ezekiel Felcher überhaupt existierte, und der Gedanke an Primus Dwyer zuckte mir durch den Kopf, und es war, als wäre er zusammen mit mir hier, und ich spürte die Hände, die sich in meine Unterwäsche schoben, und es waren die von Primus, und ich spürte das Gewicht des Bauches, und es war der von Primus, und ich spürte, wie jemand meinen Rock hochschob und meine Unterwäsche herunterzog, hörte das fröhliche Klirren der Gürtelschnalle auf dem Betonboden, und das alles war irgendwie Primus. Es waren seine Arme, die mich jetzt an der Tür in die Höhe schoben, seine Hüften, um die ich die Beine schlang. Es war seine seidige Erektion, die meinen Schenkel streifte – aber, nein, das war doch gar nicht seine, undmeine Hand tastete sich nach hinten und drehte am Türknauf, und wir fielen beide auf den harten Linoleumboden der Diele. Ich schaute in Felchers Gesicht hoch.
    «Nein», sagte ich und wich vor ihm zurück.
    «O Gott», sagte er. «Es tut mir so leid.» Er drehte sich um, zögerte und sagte dann, mit dem Rücken zu mir: «Ich bin so ein Arschloch, Willie, so ein komplettes Arschloch. Manchmal kommt es einfach über mich, und ich lass mich von meinem kleinen Freund steuern.»
    «Hau ab», sagte ich.
    Er ging, seine Schritte hallten schnell und laut die Auffahrt hoch. Irgendwo in mir drinnen hoffte ich, ich müsste Felcher nie wieder sehen. Ich blickte nicht auf, als er die Flatter machte, und trat mit meinem Fuß die Tür zu. Doch irgendwo in mir, ziemlich nah an der Haut, hoffte ich auch, er würde zurückkommen. Eine ganze Weile saß ich da in der Dunkelheit und wartete auf das kleine, leise Klopfen an der Tür, das am Ende dann doch ausblieb.
    Als ich wieder zu mir kam, wurde mir bewusst, dass ich meinen Nabel mit beiden Händen umschlossen hielt. «O mein Gott», sagte ich zum Klümpchen. «Ich hab vergessen, dass es dich gibt. Es tut mir so leid.» Ich brauchte Wasser; ich brauchte Fett. Und nachdem ich mir zwei Eier in die Pfanne gehauen und eine halbe Gallone Wasser getrunken hatte, sah ich wieder den Zettel meiner Mutter und brauchte Clarissa. Ich wählte, und während auf der anderen Seite der Leitung das Rufzeichen ertönte, spürte ich, wie es mir Tränen des Selbstmitleids in die Augen trieb und die Geschichte mit Felcher mir Augen und Mund mit vielen kleinen Blasen füllte.
    Doch es war Sully, der dranging, und seine Stimme klang kurz angebunden durch die Nacht. «He, Sully-Sully», sagte ich. «Ist Clarissa noch auf?»
    Und obwohl ich Sully zu meinen engsten Freunden zählte, einen, der donnerstags sogar bei unserem Scrabbleabend einsprang, wenn Clarissageschäftlich verhindert war, gab er ein leises Zischen von sich. Er sagte: «Oh, scheiß drauf, Willie. Es ist elf Uhr

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