Die Monster von Templeton
sagte er über das Dröhnen der Jukebox hinweg. «Meinst du, du kommst mit dem Typen klar, solange ich uns was zum Trinken hole, Willie? Und du sagst mir, wenn er dir auf die Pelle rückt?»
«Ich krieg das schon gebacken», sagte ich. «Danke.» Er drehte sich um und ging mit tänzelnden Schritten und einem mädchenhaften Hüftschwung in Richtung Bar.
«Das war nett von dir, Ezekiel», sagte ich, als wir allein waren. «Das ist so seltsam, aber aus irgendeinem Grund habe ich immer gedacht, Peter Lieder ist schwul.»
«Du machst Witze», sagte er. «Peter? Keineswegs. Ich hab das ernst gemeint. Er kriegt wirklich alle Mädels. Wenn in einer Stadt von dieser Größe ein Typ einem Mädchen Blumen schenkt und ihr Frühstück macht und sie tagsüber anruft, um ihr zu sagen, dass er gerade an sie gedacht hat, dann kriegt er einfach den Ruf weg, ein guter Typ zu sein. Und wenn ein Typ diesen Ruf erst einmal hat, dann ist er richtig beliebt, und alle Bräute wollen sich mit ihm verabreden. Sogar diejenigen, die sich über Pete lustig gemacht haben, als er noch so dick war, selbst die lieben ihn.»
«Und du?», konterte ich.
«Ich denke, er ist ganz okay. Wir sind Kumpel», sagte er und nahm einen Schluck von seinem Bier.
«Ich meine, was hast du denn so für einen Ruf?»
«Oh», machte er. «Ich hab in frühen Jahren ein paar große Böcke geschossen, weshalb niemand mehr denkt, dass ich ein guter Typ bin. Mel und so weiter. Meine kleinen Jungs, weißt du. Aber ich komm ganz gut zurecht. Ich hab meine Tricks nicht verlernt. Du wirst schon sehen.» Das sagte er mit seinem alten Lächeln, bei dem einem immer schon die Knie weich geworden waren.
Nein, werd ich nicht,
dachte ich, aber er führte mich schon durch die Menge zu einem Tisch, und auf dem Weg wurde ich von ein paar Mädels angehalten, die ich vage wiedererkannte. Susanna? Hillary? Erica? Joanne? Einige von ihnen sagten: «Hi», schauten auf etwas gereizte Weise auf eine Stelle irgendwo hinter meinem linken Ohr, einige warfen mir die Arme um den Hals und quasselten mich voll, aber ich bekam gar nicht richtig mit, was sie sagten, weshalb ich einfach nur grinste und nickte und weiter hinter Felcher herging.
Als wir uns endlich in der geschwungenen Nische in einer Ecke des Raumes niedergelassen hatten, hob er sein Hemd hoch und stieß mitdem Finger in die gugelhupfförmige Wampe, die er rund um den Bauchnabel hatte. «Siehst du das?», fragte er. «Das wird in einem Monat weg sein. Ich laufe jeden Morgen. Heute fast vier Meilen. Nicht schlecht, oder?» Und er lächelte scheu in meine Richtung.
«Toll. Aber warum?», wollte ich wissen. «Was ist denn über dich gekommen?»
Er schaute mich listig an und sagte: «Du.»
«Wie bitte?» Bei mir läuteten alle Alarmglocken. «Mach bitte bloß nichts meinetwegen.»
«Nein», sagte er. «Ich meine, du bist zurückgekommen und hast so gut ausgesehen, dass ich mich richtig geschämt habe. Ich dachte, Mensch, diese Willie Upton hat’s echt voll drauf. Hat fast schon ihren Doktor, das muss man sich mal vorstellen, sieht noch besser aus als auf der Highschool, mit ihrem schicken Haarschnitt, und ich denke,
Mensch, Zeke, im Vergleich zu Queenie da drüben bist du der letzte Heuler.
Und mir gefällt es gar nicht, mich zu fühlen wie der letzte Heuler, weißt du. Nicht im Vergleich mit irgendjemandem.»
«Ha», sagte ich. «Find ich lustig, dass du glaubst, ich hätte es voll drauf.»
Felcher lehnte sich zu mir, und im Funkeln seiner grünen Augen war wieder der alte Zauber zu spüren. «Bist du deshalb wieder daheim? Erzähl doch mal. Lehn dich einfach zurück, und erzähl dem alten Doc Felcher, was nicht in Ordnung ist, mein Liebes.»
Es war dieses
Mein Liebes,
das mir den Rest gab, so wie es bei unerwarteten Koseworten bei mir immer der Fall war. Ich spürte diesen überwältigenden Druck hinter meinen Augen und musste auf meine Hände hinabschauen, damit nichts ins Kullern geriet. Und in genau dieser kleinen Pause kehrte Peter Lieder zurück und stellte ein Tablett voller Schnäpse auf den Tisch.
«Zeke und ich», sagte Peter und schlüpfte auf die Bank neben mich. «Wir werden dir jetzt beibringen, wie ein echter Templetonianer bechert, stimmt’s, Zeke?»
«Stimmt haargenau», sagte Felcher, und dann ging etwas ganz Seltsames zwischen den beiden Jungs vor, ein Moment, der wie aufgeladen war und den ich lieber nicht verstehen wollte. Ich nahm mir ein Gläschen und kippte den Schnaps hinunter, ohne mit der Wimper
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