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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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das rüde ist.»
    Er schien ein wenig in seinen Sitz zurückzusinken und drehte sich von mir weg. «Bei-Queenie-klappt’s-eh-nie. War schon immer so», sagte er. Und dann ging ich hinaus, rief einer Gruppe von Mädchen zum Abschied etwas zu, die mich wahrscheinlich schief anschauten, weil sie mich allein hinausgehen sahen anstatt mit Zeke Felcher, diesem Potenzprotz.
    Draußen war es deutlich abgekühlt, und ich hatte sofort Gänsehaut auf den Armen. Auf der anderen Straßenseite hatte sich das Pitt Hotel an diesem Freitagabend mit einer ganz anderen Art von Kundschaft gefüllt, den alten Schluckspechten der Stadt, Männern, die es irgendwann einmal in dieses Baseballmekka verschlagen hatte und die den Absprung nicht mehr schafften. Ich hoffte bei Gott, der Mann, der mein Vater war, gehörte nicht zu diesen traurigen Männern da drinnen, diesen alten Knackern mit ihren Hemden, die über dem Bauchspannten, und ihren roten, fettig glänzenden Nasen. Die Übertragungswagen, die noch von Flimmys Entdeckung übrig waren, standen aufgereiht an der Main Street, vor dem Edelsandwichladen und der Kunstgalerie. Die Flagge an der Kreuzung Main/Pioneer flatterte klappernd am Mast, und am Ende der Pioneer schimmerte der See, dunkel und schön. Am liebsten wäre ich in die ölige Schwärze hinausgeschwommen, hätte das faserig zarte Licht der Sterne auf der Wasseroberfläche neben mir gespürt; ich wollte so lange Wasser treten, bis ich wieder die kleine Besserwisserin aus Highschoolzeiten war, die es nicht erwarten konnte, endlich in die große weite Welt hinauszugehen, weil sie sich sicher war, dass sie sie erobern konnte. Doch als ich am Farkle Park vorbeikam, verdrehte ich mir den Knöchel an der Bordsteinkante und bückte mich fluchend, um einen meiner Espadrilles zu öffnen. So nach Hause humpelnd, fühlte ich mich wie Quasimodo, weshalb ich schließlich auch den anderen auszog und die beiden Schuhe in die Hand nahm.
    «An alle, die mich überfallen wollen», sagte ich laut, «ich hab hier ein Paar Nunchakos.» Am Laternenpfahl Ecke Pioneer und Lake stellte ich mir das Gesicht von Primus Dwyer vor und holte mit meinen Pseudo-Kampfstöcken voll nach ihm aus, obwohl ich mittlerweile so unkoordiniert war, dass ich nur ein einziges Mal einen Treffer landete. Der Schuh traf an der Stelle den Pfahl, wo sich bei einem Mann das beste Stück befindet.
    In genau diesem Moment baute sich Ezekiel Felcher vor mir auf und nahm mir die Schuhe aus der Hand.
    Ich schaute ihn an, wie er leicht wabbelnd vor mir stand. «Du bist mir nachgeschlichen», sagte ich. «Du. Ich hab dir gesagt, du sollst dort bleiben. In dem Dingsda. Na, dem Trinkplatz da.»
    «Ach,
Schätzchen
», sagte er. «Sieht fast so aus, als bräuchtest du doch ein bisschen Hilfe, um nach Hause zu kommen.» Er nahm mich eher sanft am Arm und legte ihn sich um seine starken Schultern.
    «Komm du mir bloß nicht mit Schätzchen», sagte ich, lehnte michaber dennoch an ihn. «Das treibt mir echt die Tränen in die Augen. Ich wohne gleich da vorne. Kann das Haus schon sehen. Da vorne. Da, die Lichter. Das schaff ich ganz allein.»
    «Nun», sagte er. «Immerhin musst du noch über eine Straße. Wir wollen doch nicht, dass du im letzten Moment von einem Auto umgenietet wirst, oder?»
    «Na gut», sagte ich. «Aber es hat dich niemand gesehen. Ich meine, wie du nach mir gegangen bist. Weißt du? In der Bar?»
    Er seufzte und sagte: «Nein, Willie, niemand hat mich gehen sehen. Ich bin zur Hintertür hinaus, weil ich deine Wünsche respektieren wollte. Weil es doch so peinlich wäre, wenn man sehen würde, wie du zusammen mit mir gehst.»
    «Ja, verdammt noch mal», sagte ich. «Du lässt doch wirklich nichts anbrennen. Nichts für ungut. Aber was hast du damals in der Highschool gemacht? Du warst richtig fies. Eine Bettgeschichte nach der anderen. Einen Ruf nach dem anderen ruiniert. Eine heulte immer deinetwegen, und trotzdem hast du noch genug Mädels rumgekriegt. Ich weiß nicht, wie, Felch. Ich wollte nie mit dir ausgehen.»
    Er runzelte ein bisschen die Stirn und sagte: «Hast du dich deshalb damals geweigert, beim Abschlussball mit mir zu tanzen, Queenie? Hat mich ganz schön gekränkt damals, weißt du.» Mittlerweile hatten wir die Straße überquert, und die Auffahrt unseres Hauses fühlte sich von der Hitze des Tages immer noch warm an unter meinen Füßen.
    «So war’s», sagte ich. «Obwohl ich damals ganz schön in dich verknallt war. Alle waren das. Bloß dass ich

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