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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hatte.
    »Das ist es eben, was ich nie recht begriffen habe«, sagte Cesare ehrlich verwundert. »Was macht sie zu jeder Zeit so froh und zufrieden? Was besitzen sie denn, das wir nicht auch hätten? Wissen sie nicht, daß diese Welt den wenigen gehört, die sich nehmen, was sie haben wollen? Das müßten sie doch wissen. Es scheint aber nicht so. Trotzdem lächeln sie zufrieden und lachen und zeugen Kinder. Was haben sie nur, das uns vielleicht fehlt?«
    Sie sah ihn an und dachte an ihre Kindertage. An die Aufregung, wenn zum Einkaufen in die Stadt gefahren wurde. Der arme Cesare - es gab so vieles, was er nie kennengelernt hatte. »Vielleicht haben sie - Hoffnung«, antwortete sie.
    »Hoffnung?« Er lachte. »Ein von Träumen erfundenes Wort.«
    »Dann vielleicht Glauben«, sagte sie.
    Wieder lachte er. »Ein von Priestern geprägter Begriff.«
    Sie wollte seinen nackten Arm, den sie umfaßt hatte, nicht loslassen, denn sie hoffte, durch diese Berührung ihr Wissen und ihr Fühlen auf ihn übertragen zu können. »Vielleicht.«, sagte sie leise, »vielleicht haben sie Liebe.«
    Cesare sah sie jetzt an, wandte sich ab und entzog ihr seinen Arm. »Dieses Wort ist der größte Betrug, den es gibt«, sagte er. »Ein Wort, das die Frauen erfunden haben, um ihre biologischen Bedürfnisse und Pflichten zu bemänteln. Liebe, pah!«
    Sie ging zu ihrem Sessel zurück, setzte sich und griff wieder nach den Zeitungen, ohne jedoch wirklich zu lesen. Ein merkwürdig vertrauter Schmerz durchzuckte sie. »Dann weiß ich es wohl doch nicht«, sagte sie resigniert.
    Er wandte sich vom Fenster ab und betrachtete sie, und sie wußte, ohne zu ihm aufzublicken, daß wieder das grausame Lächeln auf seinen Lippen war. Sie hatte es in den letzten Tagen oft genug gesehen. Jedesmal, wenn er sich von ihr, von ihrem brennenden Verlangen nach ihm abwandte, hatte sie es bemerkt.
    »Richtig«, sagte er jetzt, »du weißt es nicht. Tatsächlich weiß es niemand, aber ich bin der einzige Mensch, der das zugibt. Die Menschen bestehen aus nichts weiter als dem Lebenstrieb. Und wie sie ihr Dasein fristen, ist den meisten eigentlich gleichgültig. Bloß existieren, von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Für nichts.«
    Luke wollte ihm gerade antworten, da wurde an die Tür geklopft. Als sie den Blick hob, sah sie in seiner Hand ein Stilett. »Ja, bitte?« rief sie.
    Der Hausdiener sagte von draußen:    »Ich    hab    die
    Nachmittagszeitungen, Ma’am.«
    »Lassen Sie sie vor der Tür«, rief sie. »Ich hole sie mir gleich herein.«
    »Ja, Ma’am«, antwortete der Mann.
    Als sie hörten, daß er die Treppe hinabstieg, erhob sich Luke, ging zur Tür, öffnete sie einen Spaltbreit, zog die Zeitungen herein und schloß die Tür wieder. Sie setzte sich wieder in ihren Sessel und begann eine Zeitung zu entfalten.
    Erbost schlug er ihr das Blatt aus den Fingern. »Wirst du denn nie aufhören, dieses verfluchte Geschreibsel zu lesen?« schimpfte er und ging wieder zum Fenster.
    Geduldig bückte sie sich, um die Zeitung wieder aufzuheben
    - da sah sie das Bild.
    »Cesare! Hier, schau!« rief sie und hielt ihm die Seite hin. »Sie ist zurück!«
    Ja, das Journal American brachte auf der Bildseite ein Foto von Ileana, wie sie lächelnd und winkend ein Transatlantikflugzeug verließ. Die Überschrift lautete: Baronin von Auslandsferien zurück.
    Die in Bakers Dienstzimmer versammelten Männer beugten sich gespannt vor, als Ileanas Stimme aus dem Lautsprecher auf dem Schreibtisch ertönte. »Hallo«, sagte sie.
    Cardinalis Stimme klang nervös, gehetzt. »Hier Cesare. Hast du die Nachricht mitgebracht?«
    Einer der Detektive ergriff ein anderes Standtelefon und flüsterte hinein.
    »Cesare, wo bist du denn? Geht es dir gut?« hörten sie Ileana.
    Baker sagte zu dem Kollegen am anderen Telefon: »Sie hält ihn nur hin, wie wir’s ihr eingebleut haben. Haben Sie schon Bescheid, von wo Cardinali spricht?«
    »Nein, aber meine Leute arbeiten so schnell wie möglich«, antwortete der Beamte.
    »Ja, Cesare, ich habe die Nachricht«, sagte Ileana. »Aber -ich verstehe nicht, was sie bedeutet.«
    »Das ist ja egal!« rief er heftig. »Los, sag mir den Wortlaut, genau!«
    Sie schien zu zögern, bevor sie antwortete: »Der Mond wird heute abend aufgehen.«
    Im Lautsprecher war das metallische Knacken vernehmbar, als Cesare einhängte, dann wieder Ileanas Stimme. »Cesare! Cesare! Bist du noch da?«
    »Na, Anschluß festgestellt?« fragte Baker hoffnungsvoll den

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