Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
kleine Kerl rannte hinaus, um einen Besen zu holen.
    Cesare verbarg sein Gesicht in den Händen. Luke Nichols stellte sich hinter ihn und massierte ihm mitleidig den Nacken. »Nicht aufregen, das schadet dir nur«, sagte sie. »Ich mache dir einen Drink zurecht.«
    Sie ging zur Hausbar, nahm Gin und Vermouth heraus, mixte schnell einen Martini und schenkte ein Glas ein. Dann suchte sie nach dem Angostura.
    Auf den Regalen fand sie die Flasche nicht. Sie drehte den Schlüssel an der kleinen Tür in der Rückwand um. Dort stand nur ein winziges dunkles Flakon. Sie nahm es heraus, drehte sich zu Cesare um und fragte: »Einen Tropfen Angostura?«
    Er starrte auf ihre Hand. »Wo hast du das her?«
    Sie wies mit der Hand in den Schrank. »Es stand da drin. Ich weiß doch, daß du gern.«
    »Stell das zurück!« schrie er. »Und laß deine Finger von verschlossenen Türen!«
    »Deshalb brauchst du mir nicht gleich den Kopf abzureißen«, sagte sie ärgerlich, stellte das Fläschchen wieder hinein und schloß die Tür ab.
    Er wurde ruhiger. »Entschuldige, Liebling«, sagte er. »Der Angostura steht im Regal unter der Bar.«
    »Und was ist in dem Fläschchen?« fragte sie, während sie ihm den Martini gab.
    Nachdem er getrunken hatte, sah er sie an. »Gift«, antwortete er. »Leider kann ich das nicht so an die Wand hängen wie die Waffen. Ich habe es von einem Chemiker in Florenz bekommen. Sein Spezialgebiet waren die Gifte, die Lucrezia Borgia benutzt hat. Ein paar Tropfen genügen, und ein Gegengift gibt es nicht. Der Mann erklärte mir, daß die Leute damals geradezu phantastische Kenntnisse in Chemie und Toxikologie gehabt haben.«
    Sie blickte neugierig nach dem Schrank hinüber. »Ich würde mich mit dem Zeug im Haus nicht sicherfühlen«, sagte sie.
    Cesare trank sein Glas leer. »Hier bist du absolut sicher. Die kleine Tür öffnete nie jemand, auch nicht beim Saubermachen.«
    Er legte sich wieder zurück und schloß die Augen. »Ich bin so müde«, murmelte er.
    Sie streichelte seine Stirn. »Ich weiß, Liebster«, sagte sie zärtlich. »Wenn wir nur wüßten, wohin wir gehen könnten. Es müßte ein Ort sein, wo niemand uns finden kann, bis Ileana wieder zurück ist.«
    Er drehte sich plötzlich um und blickte zu ihr auf. Die Spannung in seinem Gesicht löste sich, er begann zu lächeln. »Ich hab’s!« rief er. »Warum habe ich bloß nicht eher daran gedacht! Ich weiß genau den richtigen Ort. Uns dort zu suchen, wird keinem Menschen einfallen.«
    Auch sie lächelte nun. Ihr wurde innerlich ganz warm. Erst jetzt beginnt die Zeit, da er begreifen wird, wie sehr er mich braucht, dachte sie.
    Sergeant McGowan sah auf seine Uhr. Kurz vor elf. Noch eine Stunde, bis er abgelöst wurde. Er stampfte durch die Nachtkälte. Seit vier Uhr nachmittags hatte er in der Nähe des Hotels auf Posten gestanden.
    Allzu schlimm war es trotzdem nicht. Hier brauchten sie wenigstens nicht, wie sonst häufig, unsichtbar zu bleiben. Im Fernsehen beschattete ein einziger Privatdetektiv den Verdächtigen auch noch in seinem Schlafzimmer, ohne je entdeckt zu werden. Wie anders sah es in Wirklichkeit aus! Der Captain hatte sechs Mann für diese Aufgabe angesetzt. An jedem Eingang des großen Hotels stand einer, während zwei Mann pausenlos im Auto um den Block fuhren, um mit den übrigen Kontakt zu halten und notfalls einzugreifen.
    Gerade war der Wagen wieder in die Lexington Avenue eingebogen, und gerade hatte McGowan den Blick wieder auf seinen Hoteleingang gerichtet, da kamen sie heraus.
    Die Frau trug einen kleinen Handkoffer, der Mann spähte kurz nach links und rechts über die Straße, winkte einem sich nähernden Taxi ab und hakte sich bei der Frau ein. Sie gingen schnell in Richtung Lexington Avenue.
    McGowan folgte ihnen. Natürlich mußte er das Pech haben, daß sie kurz vor seiner Ablösung erschienen. Nun kam er vor sechs Uhr früh nicht nach Hause.
    An der Ecke überquerten sie die Lexington Avenue zur Einundfünfzigsten Straße. Er blieb ziemlich dicht hinter ihnen, und als der Mann einmal zurückblickte, versuchte er nicht, sich unauffällig zu benehmen, denn bei diesem Job brauchte er das nicht. Sie bogen um die Ecke und gingen in die UntergrundStation hinunter.
    Jetzt begann McGowan zu laufen und kam gerade auf der obersten Treppenstufe an, als unten donnernd ein Zug einlief. Er hastete die Treppe hinab. Was der Captain sagen würde, wenn er das Paar wieder aus den Augen verlor - daran mochte er gar nicht denken.
    Als er

Weitere Kostenlose Bücher