Die Mordbeichte
Nichts.«
Meehan seufzte schwer. »Es gibt
Tage, Billy, da bringst du mich zur Verzweiflung. Du hast soeben dem
Teufel persönlich gegenübergestanden und es nicht
mitbekommen.« Er lachte wieder rauh. »Das war verdammt
knapp, Kristou. Er war rasend vor Wut – du alter Bastard.
Wütend genug, um zu töten. Und das Schießeisen lag
verdammt ruhig in seiner Hand.«
Kristou zuckte zusammen. »Ich
weiß, Mr. Meehan. Ich hatte mich verrechnet. Ich hätte diese
Kinder nicht erwähnen sollen.«
»Nun, was hast du also vor?«
Kristou sah zu Billy und dann wieder
mit leicht gerunzelter Stirn zu seinem Bruder. »Sie wollen ihn
immer noch haben?«
»Will das nicht jeder?«
»Das stimmt schon.«
Er lachte nervös, und Meehan
stand auf und tätschelte seine eine Wange. »Du bringst es in
Ordnung, Kristou, wie ein guter Junge. Du weißt, wo ich zu finden
bin. Wenn ich bis Mitter nacht nichts gehört habe, werde ich dir
Fat Albert schicken – und das würde dir doch nicht gefallen,
oder?«
Er verschwand in der Dunkelheit. Sein Bruder folgte ihm. Kristou lauschte verängstigt ihren Schritten.
Die Pforte wurde geöffnet, und Meehan rief: »Kristou?«
»Ja, Mr. Meehan?«
»Vergiß nicht zu baden,
wenn du nach Hause kommst. Du stinkst wie der Misthaufen meiner Tante
Mary.«
Die Pforte krachte zu. Kristou sank
auf den Stuhl, nervös mit den Fingern auf die Tischplatte
trommelnd. Gottver dammter Fallon. Es geschähe ihm recht, wenn er
ihn ins Kittchen brächte.
Und dann kam ihm die Erleuchtung. Die perfekte Lösung – und sie war so herrlich einfach.
Er hob den Telefonhörer ab,
wählte die Nummer von Scotland Yard und ließ sich mit dem
Sonderdezernat ver binden.
Es regnete jetzt ziemlich stark. Jack
Meehan stellte seinen Mantelkragen auf, ehe er die Straße
überquerte.
Billy sagte: »Ich hab's noch immer nicht kapiert. Warum ist Fallon so wichtig für dich?«
»Erstens gibt es niemanden, der
so gut mit einer Kanone umzugehen weiß wie er – und
zweitens ist alle Welt scharf auf ihn. Das Sonderdezernat, der
militärische Geheimdienst – selbst seine alten Kumpels aus
der IRA. Woraus drittens folgt: daß er ausgezeichnet verwendbar
ist.«
»Was soll das heißen?«
Sie bogen in die Gasse ein und steuerten auf den Wagen zu.
»Warum um Himmels willen
versuchst du nicht mal ein paar Bücher zu lesen? Du scheinst
nichts wie Weiber im Kopf zu haben.«
Sie standen jetzt vor dem Wagen,
einem Bentley Continen tal. Meehan packte Billy am Arm und riß
ihn zurück. »Was zum Teufel geht hier vor? Wo ist
Fred?«
»Eine leichte
Gehirnerschütterung, Mr. Meehan. Nichts weiter. Er schläft
sich auf dem Rücksitz des Wagens aus.«
Ein Streichholz flammte in einem
nahen Hauseingang auf und entriß Fallons Gesicht der Dunkelheit.
Eine Zigarette hing zwischen seinen Lippen. Er zündete sie an und
warf das Streichholz in den Rinnstein.
Meehan öffnete die Tür des
Bentley und schaltete die Scheinwerfer ein. Ruhig fragte er: »Was
wollen Sie?«
»Ich wollte Sie sozusagen nur
leibhaftig vor mir sehen – das ist alles«, sagte Fallon.
»Gute Nacht!«
Er wollte gehen.
Meehan packte ihn am Arm. »Sie wissen, ich mag Sie, Fallon. Ich glaube, wir haben eine Menge gemein.«
»Das bezweifle ich.«
Meehan ignorierte die Bemerkung.
»Ich habe vor kurzem diesen deutschen Philosophen gelesen. Sie
werden ihn nicht kennen. Er behauptet, für ein verbürgtes
Dasein sei die ent schlossene Konfrontation mit dem Tod
unerläßlich. Würden Sie dem zustimmen?«
»Heidegger«, sagte Fallon. »Himmlers Bibel.«
Er wandte sich abermals um, und Meehan baute sich rasch vor ihm auf.
»Heidegger?« wiederholte
er. »Sie haben Heidegger gele sen?« Echte Überraschung
schwang in seiner Stimme mit. »Ich verdoppele das
ursprüngliche Angebot und beschaffe Ihnen reguläre Arbeit.
Fairer kann ich wohl nicht sein?«
»Gute Nacht, Mr. Meehan.«
Fallon verschmolz mit der Dunkelheit.
»Was für ein Mann!«
sagte Meehan. »Was für ein hartgesot tener Bastard! Aber er
ist wunderbar, Billy, auch wenn er ein dreckiger Ire ist.« Er
wandte sich um. »Komm, gehen wir ins Savoy zurück. Du
fährst. Und wenn du dem Wagen auch nur einen Kratzer beibringst,
zertrete ich dir die Eier.«
Fallon hatte ein Zimmer in einer
Pension in der Hangar Street in Stepney, auf der Höhe der
Commercial Road; ein paar Meilen weit weg,
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