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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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so aus, als hätten Sie sich diese Briefe selber geschrieben und per Post zugeschickt.»
    «Nein! Nein, das ist nicht wahr!» Und vehement fügte er bei: «Außerdem können die Briefe doch auf der gleichen Maschinenmarke geschrieben worden sein!»
    «Stimmt, aber nicht auf der einen ganz bestimmten Maschine.»
    «Es ist eine Verschwörung gegen mich!», beharrte Mr. Cust verbissen.
    «Und die Fahrpläne, die man auf dem Gestell fand?»
    «Ich wusste nichts von ihnen. Ich glaubte, es seien Strümpfe.»
    «Warum machten Sie neben den Namen Ascher ein Kreuz in der Liste von Andover?»
    «Weil ich beschlossen hatte, dort anzufangen. Irgendwo muss man ja beginnen, nicht wahr?»
    «Gewiss, das stimmt. Irgendwo muss man beginnen!»
    «So habe ich es nicht gemeint!», fuhr Mr. Cust auf. «Ich meine nicht dasselbe wie Sie!»
    «Aber Sie wissen, wie ich es meine?»
    Mr. Cust antwortete nicht. Er zitterte.
    «Ich habe es nicht getan! Ich bin vollkommen unschuldig! Es ist alles ein großer Irrtum. Sehen Sie zum Beispiel: Während das zweite Verbrechen begangen wurde, das in Bexhill, da spielte ich in Eastbourne Domino. Das ist doch erwiesen!»
    «Ja», erwiderte Poirot nachdenklich, und seine Stimme klang weich und seidig. «Aber, nicht wahr, man könnte sich doch so leicht um einen Tag vertun? Und wenn man dann ein rechthaberischer Mann ist wie Mr. Strange, dann leugnet man einfach die bloße Möglichkeit, dass man sich geirrt haben könnte. Dann hält man stur an seiner Aussage fest… So ist dieser Mr. Strange. Und die Gästeliste des Hotels – nun, auch da kann man sich mit Leichtigkeit unter dem falschen Datum einschreiben, denn das würde vermutlich keinem Menschen weiter auffallen.»
    «Ich habe an jenem Abend Domino gespielt.»
    «Sie spielen gut Domino, nicht wahr?»
    Das brachte Mr. Cust ein wenig aus der Fassung. «Ich… ja, ich glaube schon.»
    «Ein sehr anspruchsvolles Spiel. Man muss sehr aufmerksam und schlau sein dabei, nicht?»
    «Oh, es ist vor allen Dingen ein Spiel – ein unterhaltsames Spiel! Wir haben es viel während unserer Lunchpausen gespielt. Sie würden sich wundern, wie eine Partie Domino die verschiedensten Menschen zusammenbringen kann.» Er lachte halblaut. «Ich erinnere mich an einen Mann… Ich habe ihn nie vergessen, weil er mir etwas sagte, etwas Merkwürdiges… Wir saßen beide bei einer Tasse Kaffee, und plötzlich spielten wir Domino. Also, ich schwöre Ihnen, nach zwanzig Minuten hatte ich das Gefühl, den Menschen jahrelang zu kennen.»
    «Und was sagte er Ihnen?»
    Mr. Custs Gesicht verdunkelte sich.
    «Ich bin erschrocken – sehr erschrocken sogar. Er redete davon, dass man sein Schicksal in den Handlinien aufgezeichnet mit sich herumtrage. Und dann zeigte er mir seine Handfläche und die Linien, die darauf hinwiesen, dass er zweimal ganz knapp dem Tod durch Ertrinken entgehen werde – tatsächlich wurde er zweimal im letzten Augenblick gerettet. Und dann sah er sich meine Hände an und sagte mir ein paar ganz erstaunliche Sachen. Ich werde der berühmteste Mann von ganz England sein, ehe ich sterbe. Das ganze Land werde von mir sprechen, sagte er. Aber… aber…»
    Mr. Cust brach ab – wich aus…
    «Ja?» Poirots Blick wirkte hypnotisch. Mr. Cust sah ihm in die Augen, floh diesen starken, ruhigen Blick, und musste doch nach Sekunden wie gebannt zu ihm zurückkehren.
    «Er sagte… er sagte, dass es ganz so aussehe, als ob ich eines gewaltsamen Todes sterben werde, und dann lachte er und behauptete, er habe das Gefühl, dass ich auf dem Schafott enden werde. Und dann lachte er noch mehr und sagte, er habe natürlich nur einen Spaß gemacht…»
    Er verstummte plötzlich. Seine Blicke wanderten unruhig hin und her.
    «Mein Kopf… Ich leide oft an Kopfschmerzen… grauenvollen Kopfschmerzen… Und dann gibt es Zeiten, wo ich nicht weiß… wo ich nicht weiß…» Er schwieg wieder.
    Poirot beugte sich vor. Er sprach sehr ruhig, aber mit großer Überzeugungskraft.
    «Immerhin wissen Sie ganz genau, dass Sie die Morde begangen haben, nicht wahr?»
    Mr. Cust sah auf. Jetzt war sein Blick ganz einfach und klar. Jeder Widerstand schien in ihm zusammengebrochen zu sein. Er sah seltsam friedvoll aus.
    «Ja», antwortete er, «das weiß ich.»
    «Aber – darin irre ich mich nicht, oder doch? – Sie wissen nicht, warum Sie sie begangen haben?»
    Mr. Cust schüttelte den Kopf.
    «Nein, das weiß ich nicht.»

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    W ir befanden uns alle in einem Zustand höchster Spannung, als

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