Die Moskito-Bande - Kommissar Kugelblitz ; 21
hat er mich gefesselt, und ich musste meinen Mann anrufen. Danach hat er mich geknebelt und auf den Boden gelegt.“
Sonja protokolliert die Aussage der jungen Frau.
Dann schildert Mauritz den Überfall aus seiner Sicht: „Ich war gerade bei einem Kunden, als meine Frau anrief. Es war kurz nach zehn. Sie sagte, dass ich dringend in den Laden kommen soll, weil mir jemand eine Marke verkaufen wollte, hinter der ich schon lange her war. Eine seltene Marke, die eine Zacke zu viel hat! Sie ist fast so viel wert wie die blaue Mauritius.“
„Die Räuber haben mich mit vorgehaltener Pistole zu dem Anruf gezwungen“, beteuert die junge Frau und reibt sich die schmerzenden Handgelenke. „Weil ich doch die Nummer des Tresors nicht wusste!“
„Als ich zum Laden kam, merkte ich gleich, dass etwas nicht stimmte“, fährt Mauritz in seinem Bericht fort.
„Die Ladentür war abgeschlossen, obwohl wir doch ab 10 Uhr geöffnet haben. Der Schlüssel steckte von innen. Ich benützte also den Hintereingang, der durch das Büro führt. Da entdeckte ich meine arme Frau. Sie lag auf dem Boden, eingeschnürt wie ein Paket. Ich bückte mich sofort, um sie zu befreien. Da fiel der Kerl von hinten über mich her, bedrohte mich mit einer Pistole und fesselte mich ebenfalls.“
„Konnten Sie den Täter erkennen?“, erkundigt sich Kugelblitz.
Mauritz schüttelt wütend den Kopf.
„Leider nein! Er hatte eine Strumpfmaske über das Gesicht gezogen. Als er nach der Nummer des Tresors fragte, verstellte er seine Stimme und sprach wie Micky Maus. Als ich zögerte, presste er mir den Revolverlauf zwischen die Rippen. Da musste ich die Codenummer des Tresors wohl oder übel nennen. Ausgerechnet heute befanden sich alle meine wertvollen Marken darin. Ich wollte sie für den neuen Farbkatalog fotografieren lassen.“
Nachdem auch die Aussage von Mauritz protokolliert ist, sieht Sonja sich aufmerksam im Laden um. Sie fotografiert den leer geräumten Tresor und die aus der Wand gerissene Telefonleitung.
Mauritz, der dies bemerkt, sagt: „Zum Glück hatte ich mein Handy in der Manteltasche und konnte Sie anrufen, Herr Kommissar. Es dauerte allerdings ein paar Minuten, ehe ich meine Hände von den klebrigen Fesseln befreien und wählen konnte.“
„Wer wusste denn, dass die wertvollen Marken im Tresor waren?“, erkundigt sich Kugelblitz.
„Nur der Fotograf und meine Frau“, überlegt Mauritz.
„Sonderbarer Zufall“, grübelt K.K. Natürlich möchte er jetzt gern den Fotografen sprechen. Sein Atelier ist nur zwei Straßen entfernt.
Der Fotograf heißt Armin Grimm und ist gerade in der Dunkelkammer, als Kugelblitz kommt.
Trotzdem bringt er etwas Licht in die Angelegenheit: Er bestätigt die Aussage des Briefmarkenhändlers.
„Ich habe zwar von den wertvollen Marken gewusst, aber auf die Bitte von Herrn Mauritz hin niemandem ein Sterbenswörtchen davon gesagt. Nicht einmal meiner Frau!“
„Kennen Sie Herrn Mauritz schon länger?“, erkundigt sich Kugelblitz.
„Seit genau sechs Wochen!“, sagt Mauritz. „Ich hab die Fotoaufnahmen auf seiner Hochzeit gemacht. Sehr schöne Fotos übrigens. Herr Mauritz war sehr zufrieden. Na ja, sonst hätte ich sicher nicht den Auftrag für den Briefmarkenkatalog bekommen!“
Kugelblitz bedankt sich für das Gespräch und geht zum Briefmarkengeschäft Mauritz zurück, wo Sonja Sandmann auf ihn wartet. Auch sie hat Neuigkeiten: Der Polizeicomputer hat herausgefunden, dass das Auto mit dem von Frau Mauritz genannten Kennzeichen dem angesehenen Tabakhändler Heynemann in der Speicherstadt gehört. Es ist tatsächlich ein grüner Lieferwagen der Marke Mercedes. Der Mann hat aber ein Alibi: Er ist zur Zeit mit diesem Wagen in seinem Ferienhaus in der Provence.
„Dann muss ich mich in der Aufregung getäuscht haben!“, sagt Frau Mauritz nervös. „Kein Wunder: Ich hab das Nummernschild nur ganz flüchtig gesehen, als der Kerl wegfuhr. Er parkte da hinten im Hof. Und ich war ziemlich aufgeregt.“ Kugelblitz wirft einen Blick durch das Fenster über dem Schreibtisch, von dem aus man den kleinen Parkplatz im Hinterhof gut übersehen kann.
Fünf Autos parken parallel nebeneinander an der rechten Seitenwand des Innenhofes.
„Er stand dort, wo jetzt der rote Honda ist!“, erklärt Frau Mauritz und deutet auf den ersten Wagen in der Reihe.
„Soso. Hmhm“, sagt Kugelblitz nachdenklich und sieht auf die parkenden Autos auf dem Hinterhof hinaus.
„Kennen Sie Herrn Grimm schon
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