Die Moskito-Bande - Kommissar Kugelblitz ; 21
rechten Rand der blanken Edelstahltür.
Das Modell ist ihm bekannt. Der Fall dürfte nicht allzu schwer sein! Auch elektronisch gesicherte Tresore sind für ihn kein Hindernis.
Larry legt los. Alles, was er braucht, hat er in einem kleinen Metallkoffer. Es ist nicht viel, denn sein Hauptarbeitsgerät trägt er immer am Kopf: sein rechtes Ohr. Es ist so sensibel wie eine Radar-Antenne.
Sein Trick ist ebenso einfach wie genial: Er presst sein Superohr fest an die Tresortür und betätigt dann mit Fingerspitzengefühl die feinen Rädchen, Knöpfe oder Tasten der Kodier-Schlösser.
Ein leises Geräusch, ein Summen, Klicken, Schnurren, Rasseln, Brummen, je nach Modell, für die Ohren von normalen Sterblichen nicht vernehmbar, verrät ihm, ob er die richtige Nummer angewählt hat.
Auch diesmal klappt es wieder: Es dauert nur ein paar Sekunden, da hört er das erhoffte Signal.
Die erste Kode-Zahl ist erkannt!
Es klickt noch viermal. Der fünfstellige Geheimkode ist eingestellt! Die Tresortür öffnet sich. Weich wie Butter dreht sie sich in den Stahlangeln. In einer neuen Rekordzeit von sieben Minuten hat er die Arbeit getan.
Larry grinst zufrieden.
Er nimmt die gewünschte weinrote Kassette mit den Unterlagen aus dem Tresor. Er zögert und steckt dann noch von dem verführerisch daneben liegenden Bargeld ein kleines Päckchen ein. Der reiche Herr Tschu wird es wohl kaum bemerken. Dann verschließt er den Tresor wieder und stellt den Kode ein, den er sich notiert hat: 74896.
Am nächsten Tag will Neffe Yuen selbst die Dokumente in den Tresor seines Onkels zurücklegen. Jetzt kennt er ja die Zahlenkombination. Da ist es ein Kinderspiel.
Leider bekommt der alte Herr Tschu auf dem Flug nach Kuala Lumpur einen Herzanfall. Der Arzt, der ihn seit seiner Herzoperation im vergangenen Jahr immer an Bord der Maschine begleitet, rät zum Abbruch der Reise.
Noch in der Nacht kehrt Herr Tschu daher unverhofft in seine Villa am Stadtrand zurück. Da er sich in der Nacht dem Tode nahe fühlte, hat er nach dem Frühstück den Wunsch, sein Testament zu ändern und seinem Leibarzt, der ihm zum wiederholten Male das Leben gerettet hat, eine größere Summe zu vermachen.
Als er nach dem Frühstück den Tresor öffnet, bekommt er beinahe wieder einen Herzanfall: Die weinrote Kassette mit seinen wichtigsten Dokumenten ist verschwunden! Sie enthält neben den privaten Papieren auch Pläne über angemeldete Patente. Unter anderem auch die Unterlagen über die geplante Entwicklung für einen neuen Computer-Chip.
Herr Tschu ruft seinen Leibarzt und dann die Polizei.
Der Zufall will es, dass Inspektor Fengshui gerade seinen Kollegen Kugelblitz vom Flugplatz abholt, als ihn der Notruf erreicht. Das Haus Tschus liegt auf dem Wege vom Flugplatz in die Stadt.
„Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir erst einen kleinen Umweg machen?“, erkundigt sich Fengshui bei Kugelblitz.
„Keinesfalls. Dienst geht vor!“, sagt K.K. und lächelt verständnisvoll.
„Wir müssen uns um den Einbruch bei einem sehr prominenten Mann kümmern.“ Er erzählt ihm von dem Vorfall bei Herrn Tschu.
Das große Eisentor öffnet sich automatisch, als sie sich der Villa nähern. Herr Tschu steht auf der großen Freitreppe.
„Sie kommen schneller als der Wind“, ruft Herr Tschu überrascht.
„Die Not eines Freundes verleiht meinen Schuhen Flügel. Und einen berühmten europäischen Kollegen hab ich obendrein mitgebracht“, antwortet Fengshui und gibt ihm die Hand.
Tschu führt die beiden Kriminalbeamten in sein Büro und zeigt ihnen den Tresor.
„Das Seltsame ist, dass keinerlei Spuren von Gewalt zu sehen sind“, seufzt Herr Tschu. „Ich habe daher den Einbruch zunächst gar nicht bemerkt.“
„Nichts Böses geht spurlos vorüber“, versichert Fengshui. „Unsere Spezialisten von der Spurensicherung werden ihr Bestes tun. Ich habe sie bereits verständigt.“
„Vielen Dank. Sehr umsichtig! Sehr liebenswürdig!“, bedankt sich Herr Tschu und verbeugt sich mehrmals mit verschränkten Armen.
„Was ist denn abhanden gekommen?“, erkundigt sich Inspektor Fengshui.
„Wichtige Dokumente! Gestern waren sie noch da!“
„So ist das Unglück heute Nacht passiert?“, vergewissert sich Fengshui.
Herr Tschu nickt. „Der Dieb muss gewusst haben, dass ich außer Haus bin. Nur durch einen dummen – nun ja – Zwischenfall kam es, dass ich unverhofft zurückkehrte.“
„Wer waren denn die Hüter des Hauses?“, erkundigt sich Fengshui in seiner
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