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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Max' selbst konstruiertem Seilzug drei Meter fünfzig nach oben gezogen. Zur feierlichen Eröffnung wurde die Piratenflagge gehisst, die ich bei Gitti in Auftrag gegeben hatte: Ein weißer Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf schwarzem Grund in perfekter Patchworktechnik. Das Baumhaus war wirklich wunderschön geworden, eigentlich zu schön, um von einem vierzehnjährigen Jungen gebaut worden zu sein. Als ich es zusammen mit Anne besichtigte, war mir angesichts der vielen zauberhaften Details klar, dass Max ganz schrecklich in Nelly verliebt sein musste und überdies wahrscheinlich hochbegabt war, richtig und in echt. Die Äste, die das Geländer bildeten, waren zum Teil mit geschnitzten Mustern verziert, überall waren ganz dezent und wie nebenbei Nellys Initialen eingearbeitet, und sogar das Gesicht, das Max dem künstlichen Kamin auf dem Dach gegeben hatte, hatte Ähnlichkeit mit Nelly. Im Inneren des fünfeckigen Häuschens, das zugleich Kajüte, Burghalle und Übernachtungsplatz darstellte, stand mit kleinen Buchstaben in einen Balken geritzt: »Wünsche wie die Wolken sind, schiffen durch die stillen Räume, wer erkennt im lauen Wind, ob's Gedanken oder Träume?«
    »Ist das aus einem Song?«, fragte ich Max.
    Er wurde ein bisschen rot. »Von Eichendorff«, sagte er. »Haben wir in der Schule durchgenommen.«
    Ich war sehr gerührt.
    »Ist das nicht hinreißend?«, fragte ich Anne, als wir wieder auf dem Boden waren. »Dein Sohn ist der absolute Wahnsinn. So viel Talent, Geschick und Fantasie - und dazu diese Wimpern. Wenn ich vierzehn wäre, wäre ich rettungslos und für immer in ihn verliebt.«
    »Ich mag mir kaum vorstellen, was erst aus ihm geworden wäre,wenn ich ihn rechtzeitig in den Oboen- und Chinesischunterricht gesteckt hätte«, sagte Anne.
    »Hat dir jemals jemand so ein romantisches Geschenk gemacht?«
    »Nein«, sagte Anne. »Von meinem Mann hat er das ganz sicher nicht. Und von mir auch nicht. Wir sind langweilige Pragmatiker, wir haben Geschenke schon vor Jahrzehnten abgeschafft, jeder kauft sich, was er braucht.«
    »Und die dumme Nelly merkt noch nicht mal, was los ist«, sagte ich. »Sie thront da in ihrem Elfenwaldschloss und telefoniert mit ihrem Handy. So was von unsensibel!«
    Vom Baumhaus ertönte ein lauter Furz und vielstimmiges Gekicher.
    »Und absolut unromantisch«, sagte ich. »Das hat sie nicht von mir!«
    Annes Handy spielte die Titelmusik von »Mission Impossible«. Eine ihrer Patientinnen hatte an der Supermarktkasse einen Blasensprung erlitten.
    Während Anne sich zu ihrer Gebärenden aufmachte und die Kinder sich über die Torte und die Bowle hermachten, stürzten wir Erwachsenen uns in die Arbeit. Ronnie und Richard, Ronnies dicker Arbeitskollege, hatten mit der Renovierung des unteren Badezimmers begonnen, das kackbraune Klosett lag bereits im Vorgarten. Mimi und ich waren damit beschäftigt, Nellys Zimmer rosa zu streichen, und Trudi vollführte seltsame Rituale im ganzen Haus, in deren Verlauf sie Salz verstreute, Rosenquarze in Ecken legte und auf geheimnisvolle Weise mit den Armen in der Luft herumwirbelte.
    Als es an der Tür klingelte, vermutete ich einen Ebayer namens mortalcombat, der die stolze Summe von zweitausendfünfhundert Euro für einen schwarzen Ledersessel mit Holzrahmen hingeblättert hatte. Angeblich war der Sessel von einem Designer namens Charles Eames und sein Geld definitiv wert, das sagten jedenfalls Ronnie und Mimi, die das Ding selber zu ersteigern versuchthatten. Das hatten sie mir allerdings erst gesagt, nachdem mortalcombat die Versteigerung bereits gewonnen hatte.
    »Seid ihr wahnsinnig?«, hatte ich ausgerufen. »Ich hätte euch das hässliche Ding doch mit Vergnügen geschenkt!«
    Aber davon wollten Mimi und Ronnie nichts wissen.
    »Du brauchst das Geld«, sagte Mimi.
    Vor der Tür stand Anton mit Emily.
    »Sie sind mortalkombat?«, fragte ich einigermaßen entgeistert.
    »Nein«, sagte Anton. »Ich bin Anton Alsleben, Ihr Anwalt, erinnern Sie sich nicht?«
    Hinter mir kam Mimi die Treppe herunter. »Ach, Anton, wie schön!«, sagte sie. Und zu mir sagte sie. »Ich hatte Anton und Emily eingeladen, die Kätzchen anzugucken. Ich hoffe sehr, dass Emily Anton überredet, eins zu nehmen. Anton wusste nicht, wann und ob er's schafft, vorbeizukommen, also habe ich einen Zettel an die Tür gehängt, auf dem steht, wo wir sind.«
    »Ach so«, sagte ich und malte mir bei dem Versuch, mir lässig die Haare aus dem Gesicht zu streichen, einen rosa

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