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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wenn ich meine eigene illegale Putzfrau spielte.
    »Einen Augenblick, bitte, ich telefoniere nur mal schnell mit meinem Anwalt«, sagte ich zu dem Mann vom Bauamt. »Kommen Sie doch so lange rein, und machen Sie sich einen Kaffee.«
    Während mich Frau Wurzelholzbrille-Möller zu Anton durchstellte, klingelte es wieder an der Tür. Diesmal war es eine Frau.
    »Mein Name ist Kurt, und ich komme vom Jugendamt. Uns liegt eine Anzeige wegen Kindesvernachlässigung vor«, sagte sie.
    Jetzt geriet ich in Panik. Ich verfrachtete Frau Kurt zu ihrem Kollegen in die Küche und zog mich mit dem Brokattelefon ins Badezimmer zurück.
    Endlich hatte ich Anton an der Strippe.
    »Hier ist Constanze Wischnewski«, rief ich aufgeregt. »K-k-kommen Sie sofort! Bei mir steht die halbe Stadtverwaltung in der Küche. Angeblich habe ich illegal gebaut und meine K-k-kinder vernachlässigt!«
    »Bleiben Sie ganz ruhig, und schicken Sie die Leute wieder weg«, sagte Anton. »Sie sollen sich das nächste Mal bitte telefonisch ankündigen.«
    »Aber wenn ich die jetzt wegschicke, dann mache ich mich doch erst recht verdächtig«, rief ich.
    »Haben Sie Ihre Kinder vernachlässigt?« Es klang eine Spur ungeduldig.
    »Natürlich nicht!«
    »Sehen Sie, deshalb müssen Sie auch nichts befürchten«, sagte Anton. »Schicken Sie die Leute einfach weg. Sie haben jetzt keine Zeit, und damit basta.«
    »Aber die Kinder haben ein Baumhaus gebaut«, rief ich. »Ein ziemlich großes. Ich glaube, das kann der Bauamtsmensch vom Fenster aus sehen. Oh Gott, können die mich sofort verhaften?«
    Die Türklingel schnarrte erneut.
    »Haben Sie das gehört? Das ist bestimmt noch so einer!«, rief ich. »Kommen Sie bitte, lieber Herr Doktor Jaguarmann, bitte kommen Sie.«
    Anton seufzte. »Jetzt bleiben Sie ganz ruhig und tun, was ich Ihnen gesagt habe. Ich kann nicht kommen, weil ich einen sehr wichtigen Mandanten hier sitzen habe.«
    »Sie sind ja eine tolle Hilfe«, rief ich. »Wenn ich im Gefängnis nur einen Anruf tätigen darf weiß ich schon mal, wen ich nicht anrufen werde!«
    Zitternd legte ich auf.
    Es war aber nur Anne, die vor der Tür stand. »Ich habe gerade zwei Stunden frei und wollte die Zeit nutzen, um deine Badeanzüge anzuprobieren«, sagte sie. »Du hast gesagt, du kannst mir welche für den Urlaub leihen.«
    Ich fiel ihr weinend um den Hals. »Gott sei Dank, Gott sei Dank! Du musst Julius vom Kindergarten abholen und bei dir verstecken. Sie wollen ihn mir wegnehmen.«
    »Was redest du denn da?« Anne schob mich von sich.
    »In der Küche sitzen zwei Beamte von der Stadt. Der eine will Max' Baumhaus abreißen, die andere ist wegen der Kinder hier. Hempels haben gesagt, ich würde die vernachlässigen«, flüsterte ich.
    »Also, das ist doch...«, rief Anne empört und stapfte an mir vorbei in die Küche. Der Bauamtsmann und die Jugendamtsfrau standen vor meinem Kaffeevollautomaten und wussten nicht, auf welchen Knopf sie drücken mussten.
    »Sagen Sie mal, was fällt Ihnen eigentlich ein«, fauchte Anne.
    »Aber die Dame sagte, wir sollten uns selber bedienen«, sagte der Mann erschreckt.
    »Sie können doch nicht einfach hier auftauchen und unbescholtene Bürger wie Verbrecher behandeln«, fauchte Anne. »Nur weil dummdreiste Rentner wie diese Hempels irgendwelche an den Haaren herbeigezogene Verdächtigungen äußern! Diese Frau hier ist die liebevollste und aufopferndste Mutter, die mir je untergekommen ist. Sie verpasst keinen Laternenbastelnachmittag und keinen Elternabend, sie kocht jeden Tag warme, vollwertige Mahlzeiten aus Bioobst und -gemüse, und jeden Abend erzählt sie ihren Kindern eine Geschichte, die sie selbst erfunden hat! Sie hat die Kinder über sechs Monate voll gestillt, und bei ihr ist das Playmobil nach Themen sortiert. Sie lässt die Kinder nicht mal aus den Augen, wenn sie aufs Klo gehen, also kommen Sie mir nicht mit Kindesvernachlässigung!«
    Die Frau vom Jugendamt hatte ihre Schultern bis an die Ohrengezogen. »Aber das habe ich doch gar nicht gesagt. Es ist nur unsere Pflicht, jedem Hinweis nachzugehen.«
    »Ach, jetzt kommen Sie mir nicht so«, schnauzte Anne. »Ich bin Hebamme, und ich komme oft genug in Haushalte, in denen die Hilfe vom Jugendamt bitter nötig wäre. Aber da tauchen Sie nicht auf, da nicht!«
    »Das stimmt aber so nicht«, sagte die Frau.
    »Ach, sagen Sie mir nicht, was stimmt und was nicht stimmt«, sagte Anne. »Nehmen Sie Ihren Kollegen da, und verschwinden Sie, bevor ich so richtig wütend

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