Die Musik des Zufalls
e Auge n tränen d vo n der frostige n Luft ; un d mocht e auc h nu r di e Farb e ihre s Gesichts diese n Eindruc k hervorrufen , jedenfall s fan d Nash e si e schöner al s i n seine r Erinnerung . Ihr e Kleidun g wa r nich t s o provokativ wi e bei m letztenma l – weißer Rollkragenpulli, Jeans und wollen e Legwarmers , d a zu die unvermeidlichen Pfennigabsätze –, alles in allem ein Fortschritt gegenüber dem geschmacklosen Kostüm , da s si e i m Oktobe r getrage n hatte . Si e wa r jetz t mehr ihre m Alte r entsprechen d gekleidet . Au f all e Fäll e ka m Nashe z u de m Schluß , da ß e r si e s o li e be r sah , da ß ih r Anblic k ihm nich t meh r s o unbehaglic h war.
Be i ihre m Eintrit t i n de n Wohnwage n lächelt e si e ih n an ; das hal f ihm , un d obwoh l e r diese s Lächel n ei n weni g schwülstig un d theatralisc h fand , la g doc h genu g Wärm e darin , u m ih n zu überzeugen , da ß si e nich t gan z unglücklic h war , ihn wiederzusehen. Er merkte, daß sie auch Pozzi erwartet hatte, un d al s si e sic h i n de m Rau m umsa h un d ih n nirgend s fand , war e s nu r natürlich , da ß si e Nash e nac h ih m fragte . Abe r e r konnte jetz t nich t mi t de r Wahrhei t he rausrücken – zumindes t noch nicht. «Jack ist zu einem anderen Auftrag abberufen worden», sagt e er . «Erinners t d u dic h a n da s Projek t i n Texas , vo n de m er di r letzte s Ma l erzähl t hat ? Nun , unse r Ölfritz e hatt e ei n paar Frage n wege n de r Entwürfe , als o is t J a c k gester n aben d mit seine m Privatje t nac h Housto n geflogen . Gan z unvermutete Sache . Jac k ha t e s wirklic h lei dg etan , abe r s o geh t da s nu n mal be i unsere r Arbeit . Wi r müsse n unser e Kunde n be i Laune halten.»
«Ac h Gottchen» , sagt e da s Mädche n un d versucht e e rs t gar nicht , ihr e Enttäuschun g z u verbergen . «Dabe i mocht e ic h den Kleine n s o gern . Hatt e mic h darau f gefreut , ih n wiederzusehen.»
«E r is t ei n großartige r Bursche» , sagt e Nashe . «Leut e wie Jac k gibt’ s nich t all e Tage.»
«Ja , e r is t scho n ei n tolle r Typ . B e i s o eine m Freie r komm t es eine m ga r nich t meh r wi e Arbei t vor.»
Nash e lächelt e de m Mädche n zu , dan n streckt e e r zögern d die Han d au s un d berührt e ihr e Schulter . «Ic h fürchte , heu t abend wirs t d u dic h mi t mi r zufriedengebe n müssen» , sagt e er.
«N a ja , hätt e schlimme r komme n können» , ga b si e zurück. Si e hatt e sic h scho n wiede r gefange n un d setzt e eine neckischverworfen e Mien e auf . Zu r Steigerun g de r Wirkung stöhnt e si e leis e un d fuh r sic h mi t de r Zung e übe r di e Lippen.
«Wen n ic h mic h nich t irre» , sagt e sie , «habe n wi r beid e doch sowies o noc h wa s nachzuholen.»
Nash e wa r kur z davor , si e jetz t gleic h zu m Ausziehen aufzufordern, doch er wurde plötzlich verlegen, seine Erregung hatt e ih m di e Sprach e verschlagen , un d anstat t si e i n di e Arme z u nehmen , blie b e r einfac h stehe n un d wußt e nich t meh r weiter. Er wünschte, Pozzi hätte ihm ein paar Witze dagelassen, ein paa r launig e Sprüche , u m di e Stimmun g etwa s anzuheben.
«Wi e war’ s mi t Musik? » schlu g e r da s erstbest e vor , wa s ihm einfiel. Ehe das Mädchen antworten konnte, kniet e e r bereit s auf dem Boden und wühlte in den Stapeln von Kassetten herum, die e r unte r de m Kaffeetisc h aufbewahrte . Nachde m e r fas t eine Minut e lan g mi t Oper n un d sonstige r Klassi k herumgeklappert hatte , zo g e r schließlic h sein e Kassett e mi t Song s v o n Billie Holida y hervor , Billie’s Greatest Hits.
Da s Mädche n runzelt e di e Stir n übe r di e «altmodische Musik», doch als Nashe sie zum Tanzen aufforderte, schien sie vo n diese m merkwürdige n Vorschla g s o gerührt , al s hätt e e r sie gebeten , be i irgendeine m vö l li g veraltete n Ritu s mitzumache n – be i eine m Nähkränzche n etwa , ode r bei m Topfschlagen . Aber Nashe tanzte tatsächlich gern, und er dachte, die Bewegung könnt e zu r Beruhigun g seine r Nerve n beitragen . E r hiel t si e mit sicherem Griff, führte sie in kleinen K r eise n durc h das Wohnzimmer , un d nac h einige n Minute n paßt e si e sic h a n und folgt e ih m anmutiger , al s e r erwarte t hatte . Trot z ihre r hohen Absätz e wa r si e erstaunlic h leichtfüßig.
«D u bis t di e erst e Tiffany , di e ic h kenne» , sagt e er . «Ei n sehr hübsche r Nam e . Erinner t mic h a n schön
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