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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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behalten , nah m ih n s o seh r mit, bracht e ih n s o nah e a n de n Ran d eine s Ner v enzusammenbruchs, da ß e r seine n Worte n nich t meh r traue n mochte . A m Abend tran k e r bi s zu r Besinnungslosigkeit , un d al s e r a m nächsten Morgen aus dem Wohnwagen trat, glaubte er in einem Alptraum z u erwache n – de r Jung e wa r wiede r da . E r hiel t ein e Tüt e mit Hallowee n - Bonbon s a n di e Brus t gedrückt , di e e r Nash e dann stum m un d feierlic h überreicht e wi e ei n junge r Krieger , de r dem Stammeshäuptling die Beute seiner ersten Jagd abliefert.
    «Wa s sol l das? » fragt e Nashe , a n Murk s gewandt.
    «Jim» , beantwortet e de r Jung e di e Frag e selbst . «Bonbon s für Jim.»
    «Richtig» , sagt e Murks . «E r möcht e sein e Süßigkeite n mi t dir teilen.»
    Nash e macht e di e Tüt e eine n Spal t wei t auf , späht e hinei n und sah einen Mischmasch von Zuckerriegeln, Äpfeln und Rosinen.
    «Finde n Si e da s nich t e i n bißchen übertrieben, Calvin? Was hat de r Jung e vo r – wil l e r mic h vergiften?»
    «Er denkt sich überhaupt nichts dabei», sagte Murks. «Er hatt e blo ß Mitlei d mi t di r – weil du die Hallowee n - Umzüg e und al l da s verpaß t hast . D u muß t da s Zeu g j a nich t essen.»
    « Aha» , sagt e Nashe ; e r starrt e de n Junge n a n un d fragt e sich, wie er noch so einen Tag überleben sollte. «Auf die gute Absich t komm t e s an , richtig?»
    Abe r e r hiel t e s nich t meh r aus . Sobal d e r au f di e Wiese hinausging , wußt e er , da ß e r sein e Grenze n erreic h t hatte , daß der Junge innerhalb der nächsten Stunde sterben würde, wenn er nich t irgendein e Möglichkei t fände , sic h z u bremsen . E r legte eine n Stei n au f de n Karren , ho b de n nächste n un d lie ß ih n dann wieder aus den Händen fallen, so daß er mit einem dump f en Geräusc h au f de n Bode n schlug.
    «Irgendwa s stimm t heut e nich t mi t mir» , sagt e e r z u Murks.
    «Ic h bi n woh l nich t gan z au f de r Höhe.»
    «Vielleich t ha t dic h de r Grippeviru s erwischt , de r derzei t im Umlau f ist» , sagt e Murks.
    «Tja , da s wir d e s sein . Wahrscheinl ic h hab e ic h di e Gripp e in de n Knochen.»
    «D u arbeites t zuviel , Nashe , da s is t da s Problem . D u bis t fix un d fertig.»
    «Wen n ic h mic h ei n paa r Stunde n hinlege , geh t e s mi r am Nachmitta g vielleich t scho n wiede r besser.»
    «Vergiß den Nachmittag. Nimm dir den ga n ze n Ta g frei . Es hat keinen Sinn, das übers Knie zu brechen, gar keinen Sinn. Du muß t wiede r z u Kräfte n kommen.»
    «Als o schön . Ic h werd e ei n paa r Aspiri n schlucke n un d mich in s Bet t legen . Trotzdem , ic h verlier e de n Ta g nu r seh r ungern. Abe r da s läß t sic h w oh l nich t ändern.»
    «Wegen dem Geld mach dir mal keine Sorgen. Die zehn Stunde n wer d ic h di r au f jede n Fal l gutschreiben . Nenne n wir’s ein e Prämi e für s Kinderhüten.»
    «Da s mu ß abe r nich t sein.»
    «Nein , mu ß e s nicht , abe r mache n kan n ic h e s trotzdem. Wahrsche i nlic h is t e s auc h besse r so . Fü r de n Kleine n is t es sowies o vie l z u kal t hie r draußen . Wen n e r de n ganze n Ta g auf de r Wies e rumsteht , hol t e r sic h womöglic h noc h de n Tod.»
    «Tja , d a könnte n Si e rech t haben.»
    «Natürlic h ha b ic h recht . A n eine m Ta g wi e diese m kan n der Jung e sic h de n To d holen.»
    Al s e r mi t Murk s un d de m Junge n zu m Wohnwagen zurückging, brummte Nashe der Schädel von diesen seltsam allwissende n Worten , un d al s e r di e Tü r aufmachte , fühlt e er sic h bereit s tatsächlic h krank . Sei n ganze r Körpe r schm erzte, sein e Muskel n ware n unsäglic h schwac h vo r Erschöpfung , als würde er plötzlich in hohem Fieber erglühen. Merkwürdig, wie schnel l ih n da s überkomme n hatte : Kau m hatt e Murk s da s Wort Gripp e ausgesprochen, schien er sich auch schon angesteckt zu haben . Vielleich t hatt e e r sic h überanstrengt , dacht e er , un d jetzt wa r e r ausgelaugt . Vielleich t wa r e r inzwische n s o leer , daß soga r ei n Wor t ih n kran k mache n konnte.
    Al s e r gerad e gehe n wollte , schlu g Murk s sic h a n di e Stirn un d sagte : «Ac h d u Schreck , beinah e hät t ich’ s vergessen.»
    «Vergessen? » fragt e Nashe . «Wa s den n vergessen?»
    «E s geh t u m Pozzi . Ic h ha b gester n aben d i m Krankenhaus angerufen , u m mic h nac h ih m z u erkundigen . Di e Schweste r hat gesagt , e r se i

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