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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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de r ober e Tei l de s Hause s langsa m durc h di e Gitterstäbe sichtbar : ei n riesige r Backsteinba u nich t wei t hinter m Tor , vier Kamin e ragte n i n de n Himmel , un d da s steil e Schieferdach spiegelt e grel l di e Sonn e wider.
    Da s To r wa r zu . Pozz i spran g au s de m Wagen , um es aufzumachen , abe r nachde m e r zwe i - ode r dreima l a n de r Klinke gezerrt hatte, drehte er sich zu Nashe um und schüttelte den Kopf : e s wa r abgeschlossen . Nash e nah m de n Gan g heraus , zog di e Handbrems e a n un d stie g aus , u m z u sehen , wa s jetz t z u tun sei . Di e Luf t erschie n ih m plötzlic h kühler , ein e kräftig e Brise fuh r übe r de n Bergrücke n un d raschelt e i m Laub , da s scho n leise a n de n Herbs t gemahnte . Al s Nash e sein e Füß e au f de n Boden stellte und sich aufrichtete, durchwogte ihn ein überwältigendes Glücksg e fühl . E s dauert e nu r eine n Augenblick , dan n wic h es eine m kurzen , fas t unmerkliche n Schwindelgefühl , da s sofort verging , al s e r au f Pozz i zuzugehe n begann . Danac h schie n sein Kopf merkwürdig entleert, und zum ersten mal seit vielen Jahren gerie t e r i n eine n jener Trancezustände, die ihn als Kind gelegentlic h heimgesuch t hatten : ein e abrupte , radikale Verschiebung seiner inneren Orientierung, als hätte die Welt um ih n mi t einemma l ihre n Charakte r de s Wirkliche n verloren . Er kam sich vor wie ein Schatten, wie jemand , de r mi t offenen Auge n eingeschlafe n ist.
    Nac h kurze r Untersuchun g de s Tor s entdeckt e Nash e a n einer de r Steinsäulen , di e da s eisern e Gitterwer k trugen , eine n kleinen weiße n Knopf . E r vermutete , da ß e r mi t eine r Klinge l i m Haus verbunde n war , un d dr ückte mit der Spitze des Zeigefingers dagegen . D a e r nicht s hörte , drückt e e r noc h einma l ziemlich lange, nur um sicherzugehen, daß es nicht draußen klingelte. Pozz i macht e ei n finstere s Gesicht , ungeduldi g wege n al l dieser Verzögerungen , währen d Nash e sc h weigend wartete, die Gerüche der feuchten Erde einatmete und die Stille genoß. Nach etw a zwanzi g Sekunde n erblickt e e r eine n Mann , de r vo m Haus i n ihr e Richtun g getrab t kam . Al s di e Gestal t sic h näherte , kam Nash e z u de m Schluß , da ß e s wede r Flowe r noc h S t on e sein konnte , jedenfall s hatt e Pozz i si e gan z ander s beschrieben . Dies war ein stämmiger Mann undefinierbaren Alters; er trug blaue Arbeitshose n un d ei n rote s Flanellhemd , un d dies e Kleidung macht e ih n fü r Nash e z u irgendeine m Domestike n – vielleicht wa r e s de r Gärtne r ode r de r Torhüter . Noc h imme r vo n der Anstrengun g keuchend , sprac h de r Man n si e durc h da s Gitte r an.
    «Wa s kan n ic h fü r euc h tun , Leute? » sagt e er . Ein e neutrale Frage , wede r freundlic h noc h feindselig ; si e klang , al s würd e er sie jedem Besucher des Hauses stellen. Als Nashe sich den Mann genauer ansah, fiel ihm das außerordentliche Blau seiner Augen auf, ein so blasses Blau, daß die Augen, wenn Licht auf si e fiel , fas t z u verschwinde n schienen.
    «Wi r wolle n Mr . Flowe r besuchen» , sagt e Pozzi.
    «Ih r sei d di e zwe i au s Ne w York? » sagt e de r Man n und blickt e a n ihne n vorbe i au f de n Saab , de r i m Leerlau f au f dem Fahrwe g stand.
    «Genau» , sagt e Pozzi . «Direk t vo m Plaz a Hote l hierher.»
    «Un d wa s is t mi t de m Wagen? » fragt e de r Man n un d fuh r sich mit seinen dicken , kräftige n Finger n durc h da s sandgrau e Haar.
    «Wa s sol l dami t sein? » sagt e Pozzi.
    «Ic h ha b nu r s o gefragt» , sagt e de r Mann . «Ih r komm t aus Ne w York , abe r au f de m Kennzeiche n steh t Minnesota , ‹Land de r zehntausen d Seen› . Schein t mi r s o ziemlic h die e ntgegengesetzt e Richtun g z u sein.»
    «Haben Sie irgendwelche Probleme, Chef?» sagte Pozzi. «Ist doc h scheißegal , w o di e Karr e herkommt.»
    «Schnapp nicht gleich ein, Junge», erwiderte der Mann. «Ich tu e blo ß mein e Arbeit . Hie r lunger n ein e Meng e Leut e rum , und wi r dulde n kein e ungeladene n Gäst e hie r a m Tor.»
    «Wi r habe n ein e Einladung» , sagt e Pozz i un d versuchte seine n Zor n z u unterdrücken . «Zu m Kartenspielen . Wen n Sie mi r nich t glauben , gehe n Si e Ihre n Bos s fragen . Flowe r oder Stone , da s is t mi r egal . Sin d beid e persönliche Freunde von mir.»
    «Sei n Nam e is t Pozzi» , fügt e Nash e hinzu . «Jac k Pozzi . Man mu ß Ihne n gesag t haben ,

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