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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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nutzte n sie auc h noc h gleic h di e Gelegenheit , ihr e Blase n z u leere n un d eine Stange Zigaretten zu kaufen. Pozzi erklärte, normalerweise rauch e e r nicht , abe r wen n e r Karte n spiele , hab e e r imme r gern Zigarette n zu r Hand . Taba k se i ein e praktisch e Stütze , un d der Rauc h hinder e sein e Gegenspieler , ih n allz u gena u zu beobachten, meinte er, als könnte er seine Gedanken buchstäblic h hinte r eine r Qualmwolk e v e rstecken . Vo r allem müsse man unergründlich bleiben, eine Mauer um sich aufbauen un d niemande n a n sic h heranlassen . Be i de m Spie l geh e e s um
    mehr , al s blo ß au f sein e Karte n z u setzen , ma n müss e seine Gegne r au f Schwäche n abklopfen , ihr e Geste n studieren , n ach Zuckunge n un d verräterische n Reaktione n suchen . Sobal d man d a ei n Muste r entdecke , se i ma n beträchtlic h i m Vorteil . Eben daher bemühe sich der gute Spieler mit allen Kräften, diesen Vortei l jede m andere n z u verwehren.
    Nash e bezahlt e di e Zigarette n un d gab sie Pozzi, der sich die Marlborostang e unte r de n Ar m klemmte . Dan n verließe n die beide n de n Lade n un d machte n eine n kurze n Spaziergan g über die Hauptstraße, schlängelten sich durch die kleinen Gruppen von Sommertouristen, die mit der Sonne wieder herv o rgekomme n waren . Nac h ei n paa r Block s stieße n si e auf ei n alte s Hote l mi t eine r Tafe l a n de r Fassade , di e ihnen mitteilte , i n diese m Hau s hätte n i n de n dreißige r Jahre n die Reporte r gewohnt , di e übe r de n Entführungsproze ß Lindbergh berichte t hatten . Nash e erzählt e Pozzi , Brun o Hauptman n sei wahrscheinlic h unschuldi g gewesen ; neue s Beweismaterial deut e darau f hin , da ß ma n fü r diese s Verbreche n de n Falschen hingerichtet habe. Dann sprach er über Lindbergh, den amerikanische n Nationalhelden , un d wi e e r währen d des Krieges zum Faschisten geworden sei, doch Pozzi schien dieser kleine Vortrag zu langweilen, und daher machten sie kehrt und ginge n zu m Wage n zurück.
    Di e Brück e i n Frenchtow n wa r nich t schwe r z u finden , aber nachde m si e übe r de n Delawar e nac h Pennsylv a ni a gekommen waren , wurd e di e Fahrtrout e wenige r sicher . Ockha m la g nur fünfzeh n Meile n vo m Flu ß entfernt , doc h u m dorthi n zu kommen , mußte n si e einig e kompliziert e Abzweigungen nehmen , un d a m End e ware n si e fas t vierzi g Minute n lan g über di e gewundene n s c hmale n Straße n geschlichen . Ohn e das Gewitter zuvor wäre es ein wenig schneller gegangen, aber so wa r de r Bode n tie f un d schlammig , un d ei n paarma l mußte n sie aussteigen , u m herabgestürzt e Äst e au s de m We g z u räumen. Pozz i sa h imme r wiede r au f di e Wegbesc h reibung , di e e r sich be i de m Telefona t mi t Flowe r aufgekritzel t hatte , un d rie f jeden Anhaltspunk t auf , sobal d e r i n Sich t kam : ein e überdachte Brücke, ein blauer Briefkasten, ein grauer Stein mit einem schwarzen Kreis darauf. Nach einer Weile hatten sie d a s Gefühl, durc h ei n Labyrint h z u fahren , un d al s si e endlic h a n di e letzte Biegun g kamen , mußte n si e beid e zugeben , da ß si e große Schwierigkeite n habe n würden , de n We g zu m Flu ß zurüc k zu finden.
    Pozz i hatt e da s Hau s noc h ni e gesehen , abe r ma n hatt e ihm e r zählt, es sei riesengroß und eindrucksvoll, eine Villa mit zwanzig Zimmern auf einem Grundstück von über dreihundert Morgen . Vo n de r Straß e au s lie ß jedoc h nicht s au f de n Reichtum schließen , de r hinte r de m dichte n Wal d verborge n war . Ein silberne r Briefkaste n mi t de n Name n FLOWE R un d STONE stan d nebe n eine m unbefestigte n Weg , de r i n ei n dichte s Gewirr vo n Bäume n un d Sträucher n führte . E s sa h ungepfleg t aus , wie di e Einfahr t z u eine r verfallene n alte n Farm . Nash e lenkt e den Saa b au f de n holprigen , tie f ausg e fahrene n Pfa d un d fuh r fün f - ode r sechshunder t Mete r i m Schrit t vora n – s o lange , bi s e r sich fragte , o b de r We g j e ei n End e nehme n würde . Pozz i sagte nichts , abe r Nash e spürt e sein e Besorgnis ; e s wa r ein mürrisches , verkniffene s Schweigen , da s z u besage n schien, daß auc h e r allmählic h a n de m Unternehme n zweifelte . Endlich jedoch begann der Weg anzusteigen, und als er dann wenige Minute n späte r wiede r flac h wurde , erblickte n si e fünfzi g Meter vor sich ein großes Eisentor. Sie fuhren weiter, und dabei wurde

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