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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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un d da s Kin d nicht mitgenommen ? Welche s Weibsstüc k mach t den n s o was?»
    «Dies e Frag e hab e ic h mi r of t selbs t gestellt . Immerhi n ha t sie mi r eine n Brie f hinterlassen.»
    «Wi e net t vo n ihr.»
    «Ja , da s ha t mic h mi t ungeheure r Dankbarkei t erfüllt . Nu r hat si e ih n dummerweis e au f de n Küchentisc h gelegt . Un d d a sie sic h nac h de m Frühstüc k nich t mi t Saubermache n aufgehalten hatte , wa r de r Tisc h naß . Al s ic h a m Aben d nac h Haus e kam, w a r da s Papie r durchgeweicht . E s is t schwer , eine n Brie f zu lesen, wenn die Tinte verlaufen ist. Sie hat sogar den Namen des Kerl s erwähnt , mi t de m si e durchgebrann t ist , abe r de n konnte ich kaum erkennen. Gorman oder Corman, glaube ich, aber Genauere s wei ß ic h bi s heut e nicht.»
    «Hoffentlic h ha t si e wenigsten s gu t ausgesehen . Irgendwas muß schließlich an ihr drangewesen sein, wenn Sie sie geheirate t haben.»
    «Jaja , si e ha t scho n gu t ausgesehen . Al s ic h Thérès e da s erste Ma l sah , hiel t ic h si e fü r di e schönst e Frau , di e mi r je untergekomme n war . Ic h konnt e kau m di e Finge r vo n ihr lassen.»
    «Hatt e eine n hübsche n Arsch.»
    «Auc h das . Nu r hab e ic h ein e Weil e gebraucht , bi s ich merkte , da ß si e d a unte n auc h ih r ganze s Hir n sitze n hatte.»
    «Immer dasselbe, Kumpel. Man ü berläß t seine m Schwan z das Denken , un d da s komm t dabe i raus . Trotzdem , wen n da s meine Fra u gewese n wäre , hätt e ic h si e zurückgeschleif t un d ih r ein bißche n Verstan d eingeprügelt.»
    «Da s hätt e überhaup t keine n Sin n gehabt . I m übrige n hatt e ich mein e Arbeit . Ic h konnt e mi r nich t einfac h freinehme n un d sie suche n gehen.»
    «Arbeit ? Sol l da s heißen , Si e habe n eine n Job?»
    «Jetz t nich t mehr . Ic h hab e vo r etw a eine m Jah r gekündigt.»
    «Wa s habe n Si e den n gemacht?»
    «Ic h wa r imme r da , w o e s brannte.»
    «S o ei n Man n fü r No t fälle , ja ? Irgendein e Firm a forder t Sie an , wenn’ s Problem e gibt , un d Si e suche n dan n d a nach Löchern , di e ma n stopfe n könnte . Als o s o wa s wi e ein Topmanager . D a müsse n Si e nich t schlech t verdien t haben.»
    «Nein, ich rede von echten Bränden. Gegen die man m it Wasserschläuche n vorgeh t – mi t Hake n un d Leiter n un d Äxten. Brennend e Häuser , Leute , di e au s Fenster n springen . Wovon dan n di e Zeitunge n berichten.»
    «Si e nehme n mic h au f de n Arm.»
    «Nein, wirklich. Ich bin fast sieben Jahre lang bei der Bostone r Feuerwe h r gewesen.»
    «Klingt , al s wäre n Si e ziemlic h stol z au f sich.»
    «Bi n ic h woh l auch . Ic h hab e meine n Jo b gu t gemacht.»
    «Wen n e s Ihne n s o gu t gefalle n hat , waru m habe n Si e dann gekündigt?»
    «Plötzlic h Glüc k gehabt . Da s groß e Lo s gezogen.»
    «I m Tot o gewonne n ode r s o was?»
    «Ehe r s o wa s wi e da s Geschen k z u Ihre m Schulabschluß , von de m Si e mi r erzähl t haben.»
    «Abe r mehr.»
    «Sollt e ma n meinen.»
    «Un d jetzt ? Wa s treibe n Si e jetzt?»
    «Augenblicklic h sitz e ic h mi t Ihne n i n diese m Wagen , junger Mann , un d hoffe , da ß Si e heut e aben d fü r mic h gewinnen.»
    «Als o ei n richtige r Glücksritter.»
    «Gan z recht . Ic h folg e einfac h meine r Nas e un d wart e ab , was sic h s o ergibt.»
    «Willkomme n i m Club.»
    «Club ? Wa s fü r ei n Club?»
    «Di e International e Bruderschaf t de r verlorene n Hunde . Was sonst ? Si e sind als beglaubigtes und eingetragenes Mitglied aufgenommen . Fortlaufend e Numme r nul l nul l nul l null.»
    «Ic h dachte , da s wär e Ihr e Nummer.»
    «Is t si e auch . Abe r e s is t auc h Ihre . Da s is t eine r de r schönen Züg e diese r Bruderschaft . Jeder , de r ih r beitritt , bekommt dieselb e Nummer.»
    Al s si e nac h Flemingto n kamen , hatt e da s Gewitte r aufgehört. Di e Sonn e brac h durc h di e sic h auflösende n Wolken , un d das nass e Lan d erglänzt e i n jäher , fas t übernatürliche r Klarheit . Die Bäum e hobe n sic h schärfe r vo m Himme l ab , un d selbst ihre Schatten schienen tiefer in den Boden gegraben, als wären ihre dunklen, komplizierten Umrisse mit der Präzision von Skalpellen dort hineingeschnitzt worden. Nashe war trotz des Gewitter s gu t vorangekommen , si e ware n ihre m Zeitpla n sogar ein S t üc k voraus . Si e beschlosse n anzuhalte n un d ein e Tasse Kaffe e z u trinken , un d al s si e i n de r Stad t waren ,

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