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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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durch den Lincol n - Tun nel, kamen nach New Jersey und steuerte n übe r ein e Reih e vo n Highway s au f de n Delawar e zu. I n de n erste n fünfundvierzi g Minute n sprache n beid e nich t viel.
    Nashe fuhr, Pozzi sah aus dem Fenster und studierte die Straßenkarte . Nash e konnt e nu r a n ein s denke n , nämlic h da ß er an einem Wendepunkt angelangt war, daß seine Tage unterwegs gezähl t waren , gan z gleich , wi e da s Spie l a m Aben d verlaufen würde . Bewei s fü r di e Unausweichlichkei t diese s Ende s war scho n di e bloß e Tatsache , da ß e r jetz t mi t Pozz i i m Aut o saß . Irgen de twas wa r abgeschlossen , un d irgen de twas anderes würd e anfangen ; un d vorläufi g hin g Nash e i n de r Luft , war wede r hie r noc h dort . E r wußte , da ß Pozz i ein e gute Gewinnchanc e hatte , da ß di e Aussichte n wahrlic h besse r al s gut waren , abe r ebe n da s ka m ih m vie l z u einfac h vor , de r Gewinn schie n ih m z u schnel l un d selbstverständlic h i n de n Scho ß zu fallen , al s da ß e r irgendwelch e dauerhafte n Konsequenzen habe n könnte . E r sagt e sich , mi t de m Schlimmste n z u rechnen se i i n jede m Fal l besser , al s vo n irgen d e twas überrumpel t zu werden , un d konzentriert e sic h dahe r au f di e Möglichkei t des Verlierens. Was würde er tun, wenn die Sache schiefginge? Was würd e e r anfangen , wen n da s Gel d we g wäre ? Merkwürdig dara n wa r nicht , da ß e r sic h dies e Möglichkei t vorstelle n konnte, sondern daß er dabei so gleichgültig und distanziert blieb und kaum inneren Schmerz empfand. Es war, als nähme er an dem, wa s mi t ih m geschehe n würde , letzte n Ende s überhaup t nicht teil . Un d wen n e r a n seine m Schicksa l nich t meh r beteilig t war, w o wa r e r dan n eigentlich , wa s wa r au s ih m geworden? Vielleich t hatt e e r z u lang e i n de r Schweb e gelebt , dacht e er, un d jetzt , d a e r sic h selbs t wiederfinde n mußte , hatt e e r keinerlei Anhaltspunkte mehr. Plötzlich fühlte Nashe sich innerlich vollkomme n leer , als wären seine Gefühle aufgebraucht. Er wollte wenigstens Angst empfinden, aber nicht einmal die drohend e Katastroph e konnt e ih n schrecken.
    Nachdem sie eine knappe Stunde gefahren waren, begann Pozz i wiede r z u reden . Si e fuhre n jetz t durc h ei n Gewitter ( i rgendwo zwischen New Brunswick und Princeton), und zum ersten m al i n de n dre i Tage n ihre r Bekanntschaf t schie n e r so etwa s wi e Interess e fü r seine n Rette r z u zeigen . Nash e wa r mit seine n Gedanke n gan z woanders , Pozzi s unverblümt e Fragen trafe n ih n völli g un vorbereitet, und daher redete er viel offener, als er erwartet haben würde, und lud sich Dinge von der Seele, vo n dene n e r normalerweis e mi t keine m Mensche n gesprochen hätte . Al s ih m bewuß t wurde , wa s e r d a tat , hätt e e r sic h beinahe unterbrochen , entschie d dan n aber , da ß e s kein e Roll e spielte. A m nächste n Ta g wär e Pozz i au s seine m Lebe n verschwunden, un d waru m sollt e e r einem , de n e r ni e meh r wiedersehe n würde, irgen d e twas verheimlichen?
    «Also, Professor», sagte der Junge, «was haben Sie vor, wenn wi r d a s groß e Gel d gemach t haben?»
    «Da s hab e ic h noc h nich t entschieden» , sagt e Nashe.
    «Wahrscheinlic h werd e ic h morge n al s erste s z u meine r Tochter fahren und ein paar Tage bei ihr verbringen. Und dann werde ic h mi r überlegen , wi e e s weitergehe n soll.»
    «Ach , S i e sin d Vater ? Hätt e Si e nich t fü r s o einen Familienmensche n gehalten.»
    «Bi n ic h auc h nicht . Abe r ic h hab e i n Minnesot a ein e kleine Tochter . I n ei n paa r Monate n wir d si e vier.»
    «Un d kein e Ehefrau?»
    «E s ga b ma l eine , jetz t abe r nich t mehr.»
    «Leb t si e mi t de m Kin d d a i n Michigan?»
    «Minnesota . Nein , da s Mädche n wohn t be i meine r Schwester. Be i meine r Schweste r un d meine m Schwager . De r ha t früher ma l be i de n Viking s Verteidige r gespielt.»
    «Echt ? Wi e heiß t e r denn?»
    « Ra y Schweikert.»
    «Ni e gehört.»
    «Wa r nu r zwe i S pielzeiten lang dabei. Der arme Tolpatsch hat sich im Trainingslager das Knie zertrümmert, und damit war die Sach e fü r ih n gelaufen.»
    «Un d wa s is t mi t Ihre r Frau ? Is t si e Ihne n abgekratz t oder was?»
    «Da s nich t gerade . Si e wir d woh l noc h irgendw o a m Leben s ein.»
    «Abgehauen , wie?»
    «S o könnt e ma n e s nennen.»
    «Si e meinen , si e ha t Si e verlasse n

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