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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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seine n Gedanke n gestör t z u werden . E r mied dahe r di e große n Bevölkerungszentre n un d beschränkt e sic h auf di e freien , unbesiedelte n Gebiete : di e nördliche n T e il e der Bundesstaate n Ne w Yor k un d Ne w England , die landwirtschaftlic h genutzte n Ebene n de s Herzlandes , di e Wüsten im Westen. Schlechtem Wetter war ebenfalls auszuweichen, den n e s stört e da s Fahre n genaus o wi e starke r Verkehr , un d als de r Winte r mi t seine n Stürme n un d Unbilde n kam , fuh r e r nach Süde n un d blie b dor t mi t wenige n Unterbrechunge n bi s zum Frühling. Allerdings war sich Nashe bewußt, daß auch unter den besten Bedingungen keine Straße frei von Gefahren war. Ständi g ware n all e mögliche n Bedrohunge n i m Aug e zu behalten , un d jederzei t konnt e irgen d etwa s passieren . Kurven und Schlaglöcher, plötzliche Reifenpannen, betrunkene Fahrer, ein winziges Nachlassen der Aufmerksamkeit – al l da s konnte eine n i m Handumdrehe n töten . Nash e sa h währen d seiner Monat e unterweg s ein e ganz e Reih e tödliche r Unfälle , un d ein paarma l ka m e r selbs t nu r u m Haaresbreit e a n einem Zusammensto ß vorbei . Dies e gerad e noc h einma l überstandenen Gefahrensituatione n ware n ih m jedoc h willkommen . Si e gaben seine m Tu n di e Würz e de s Risikos , und mehr als alles andere wa r e s dies , wonac h e r suchte : da s Gefühl , sei n Lebe n i n die eigene n Händ e genomme n z u haben.
    E r gin g i n irgendei n Motel , a ß etwas , bega b sic h au f sein Zimme r un d la s zwe i ode r dre i Stunden . Vo r dem Schlafengehe n nah m e r seine n Straßenatlas und plante die Route fü r de n nächste n Tag , wählt e ei n Zie l un d legt e sorgfälti g die Streck e fest . E r wußte , da s wa r nicht s al s Beschönigung , denn di e Ort e selbs t ware n ohn e Bedeutung , doc h hiel t e r sic h an diese s Syste m bi s zu m Schlu ß – wen n a uc h nur , u m seine Bewegunge n z u akzentuieren , u m eine n Grun d zu m Anhalte n zu haben , bevo r e s wiede r weiterging . I m Septembe r besucht e er das Grab seines Vaters in Kalifornien; eines glühend heißen Nachmittag s fuh r e r i n da s Städtche n Riggs , u m e s mi t eigen e n Augen zu sehen. Er wollte seine Gefühle mit irgendeinem Bild auskleiden, selbst wenn dieses Bild bloß aus ein paar Wörtern un d Zahle n au f eine m Grabstei n bestand . De r Anwalt , de r ihn wege n de s Gelde s angerufe n hatte , akzeptiert e sein e Einladung zum Esse n , un d hinterhe r zeigt e e r Nash e da s Haus , i n de m sein Vater gelebt, und den Eisenwarenladen, den er sechsundzwanzig Jahre lang betrieben hatte. Nashe kaufte dort ein paar Werkzeuge für seinen Wagen (einen Schraubenschlüssel, eine Taschenlampe , eine n Luftd r uckmesser) , abe r e r bracht e e s nicht fertig , si e z u benutzen , un d fü r de n Res t de s Jahre s blie b das Paket ungeöffnet in einem Winkel des Kofferraums liegen. Ein andermal hatte er die Fahrerei plötzlich satt, und anstatt sinnlos weiterzufahren , nah m e r i n e ine m kleine n Hote l i n Miam i Beach ei n Zimme r un d sa ß dan n neu n Tag e lan g a m Swimmingpool und las Bücher. Im November stürzte er sich in die Spielhöllen vo n La s Vega s un d ka m nac h vie r Tage n Black Ja ck und Roulette wie durch ein Wunder verlustfrei wieder her aus , und kur z darau f zuckelt e e r eine n halbe n Mona t lan g i m tiefe n Süden herum , macht e i n etliche n Orte n de s Delta s vo n Louisian a halt, besucht e eine n Freund , de r nac h Atlant a gezoge n war , und unternah m ein e Bootsfahr t durc h di e Everglades . Einig e dieser A ufenthalt e ware n unvermeidlich , doc h hatt e Nash e sic h erst einmal irgendwo eingefunden, versuchte er im allgemeinen, Nutze n darau s z u ziehe n un d ei n weni g herumzubummeln . Der Saa b mußt e schließlic h gewarte t werden , un d d a der Kilometerstan d täglic h u m meh r er e hunder t zunahm , ga b e s eine Meng e z u tun : Ö l wechseln , schmieren , Reife n auswuchten , all di e Feinabstimmunge n un d Reparaturen , di e einfac h unerläßlich waren , wen n e r weiterfahre n wollte . Manchma l frustrierte n ihn dies e Zwangsaufenthalte , abe r wen n de r Wage n sic h für vierundzwanzi g ode r achtundvierzi g Stunde n i n de n Händen eines Mechanikers befand, blieb ihm keine andere Wahl, als sich hinzusetze n un d z u warten , bi s e r wiede r fahrberei t war.
    Frühzeiti g hatt e Nash e i m Postam t vo n Northfiel d ein Postfac h g emietet, und zu

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