Die Musik des Zufalls
müss e to t sein.
Dan n gin g e r langsa m di e Trepp e hinunter , un d jetz t endlich begrif f er , we n e r d a vo r sic h sah . Al s e r übe r da s Gra s au f den Körpe r de s Junge n zuging , hört e Nash e lei s e würgende Geräusche aus seiner Kehle kommen. Er fiel auf die Knie, nahm Pozzi s zerschlagene s Gesich t i n di e Händ e un d stellt e fest , daß noch ein schwacher Puls durch die Halsadern des Jungen flatterte . «Mei n Gott» , sagt e er , sic h nu r hal b bewußt , da ß e r l aut redete . «Wa s habe n si e mi t di r gemacht , Jack? » Di e Auge n des Junge n ware n zugeschwollen , groß e Wunde n klaffte n au f seiner Stirn , a n de n Schläfen , u m de n Mund , un d mehrer e Zähne fehlten : ei n zertrümmerte s Gesicht , ei n zu r Unkenntlichkeit zerschlagene s G esicht. Nashe hörte wieder das Würgen aus seine r Kehle , un d dan n nah m e r Pozz i wimmern d i n di e Arme un d tru g ih n di e Trepp e hinau f i n de n Wohnwagen.
Wi e erns t di e Verletzunge n waren , lie ß sic h unmöglich feststellen . De r Jung e wa r bewußtlos , vielleich t sog ar i m Koma, aber daß er Gott weiß wie lange dort draußen in der eisigen Herbstluft gelegen hatte, konnte alles nur noch schlimmer gemacht haben. Wahrscheinlich hatte das am Ende genau soviel Schade n angerichte t wi e di e Schläg e selbst . Nash e legt e den Junge n auf das Sofa, stürzte dann erst ins eine, dann ins andere Schlafzimme r un d zo g di e Decke n vo n de n Betten . E r hatte einig e Leute , di e au s brennende n Häuser n gerette t worden waren, am Schock sterben sehen, und Pozzi wies alle Symptome eines schlimmen Falles auf : di e schrecklich e Blässe , di e blauen Lippen , di e eiskalten , leichenhafte n Hände . Nash e tat , wa s er konnte , u m ih n war m z u halten , massiert e de n Körpe r unte r den Decke n un d schwenkte , u m da s Blu t wiede r i n Flu ß z u bringen, di e Bein e de s Junge n au f un d n ieder , abe r auc h al s seine Temperatu r ei n weni g anzusteige n begann , wie s nicht s daraufhin , da ß e r aufwache n würde.
Danach ging alles schnell. Um sieben stapfte Murks die Stufe n hoc h un d klopft e wi e gewöhnlic h a n di e Tür , un d als Nash e ih n hineinrief , muß t e e r bei m Anblic k Pozzi s ers t einmal lachen . «Wa s is t den n mi t de m los? » sagt e e r un d zeigt e mi t dem Daume n nac h de m Sofa . «Ha t e r sic h gester n wiede r vollaufen lassen?» Aber als er näher kam und Pozzis Gesicht sehen konnte , verwandelt e sic h sein e Belustig un g i n Entsetzen . «Gott i m Himmel» , sagt e er . «De m Junge n geh t e s schlecht.»
«Allerdings, verdammt, es geht ihm schlecht», sagte Nashe.
«Wenn er nicht binnen einer Stunde im Krankenhaus ist, wird er e s nich t überleben.»
Murk s lie f zu m Hau s zurück , u m de n J ee p z u holen , und Nash e schleppt e i n de r Zwischenzei t di e Matratz e vo n Pozzis Bett und lehnte sie an die Wand des Wohnwagens; damit sollte ihr behelfsmäßiger Krankenwagen ausgelegt werden. Die Fahrt würd e ohnehi n rau h genug , abe r vielleich t konnt e da s Pol s ter verhindern, daß der Junge allzu heftig herumgestoßen würde. Al s Murk s endlic h zurückkam , sa ß noc h ei n zweite r Man n auf de m Beifahrersit z de s Jeeps . «Da s is t Floyd» , sagt e er . «E r kann uns helfen, den Jungen zu tragen.» Floyd war Murks’ Schwiegersohn . A lte r etw a Mitt e bi s End e Zwanzi g – ein hochgewachsener , kräfti g gebaute r junge r Mann , knapp einsfünfundneunzi g groß , mi t eine m glatte n rötliche n Gesicht und einer wollenen Jagdmütze auf dem Kopf. Er schien jedoch allenfall s mäßi g intelligen t z u sein , un d a l s Murk s ih n Nashe vorstellte , streckt e e r ih m mi t eine r de r Situatio n vollkommen unangemessenen plumpernsten Fröhlichkeit die Hand entgegen. Nash e wa r s o angewidert , da ß e r sic h weigerte , ih m seinerseits di e Han d z u geben , un d e r starrt e Floy d s o lang e a n , bi s der groß e Man n de n Ar m wiede r sinke n ließ.
Nashe manövrierte die Matratze auf die Rückbank des Jeeps, un d dan n ginge n di e dre i i n de n Wohnwagen , hobe n Pozzi mitsam t de n Decke n vo m Sof a un d truge n ih n nac h draußen.
Nash e deckt e ih n sorgsa m zu , versuc h t e e s ih m s o beque m wie möglic h z u machen , abe r jedesma l wen n e r de m Junge n ins Gesich t sah , wußt e er , da ß e s kein e Hoffnun g meh r gab . Pozzi hatt e kein e Chanc e mehr . Bi s si e ih n in s Krankenhau s gebracht
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